Aktuelle Konjunkturumfrage

Industrie trägt Wirtschaft durch die Krise

Die wirtschaftliche Lage im Kammerbezirk zeigt sich stabil, doch zweigeteilt. Während die Industrie die Wirtschaft in der Spur hält, kämpfen Unternehmen in Einzelhandelsbranche, Gast- oder Veranstaltungsgewerbe teilweise ums Überleben.
Die Lage der Wirtschaft im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill hat sich in der aktuellen Konjunkturumfrage stabil präsentiert: Das Geschäftsklima stieg im Vergleich zur Vorumfrage sogar um 2 auf 98 Indexpunkte. Damit liegt der Klimaindex zwar noch unterhalb der 100-Punkte-Marke, die den Übergang zwischen negativer und positiver Gesamtstimmung markiert. Im Vergleich zum hessenweiten Index (94 Punkte) und zum bundesweiten Index steht die Wirtschaftsregion an Lahn und Dill aber deutlich besser da. Auch der Arbeitsmarkt präsentiert sich weitgehend stabil, die Arbeitslosenquote im Kammerbezirk lag im Januar 2021 bei 5,5 Prozent und damit unter den Werten für Hessen (5,8) und Deutschland (6,3).

„Zu verdanken ist diese stabile Situation vor allem der Industrie. Denn sie hält die heimische Wirtschaft derzeit am Laufen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in anderen Branchen Unternehmen derzeit um ihre Existenz kämpfen“, erklärt der Konjunkturexperte der IHK Lahn-Dill, Armin Kuplent. So gäben die Entwicklungen im stationären Einzelhandel – hier vor allem im Non-Food-Bereich - eher Anlass zur Sorge, ebenso wie im Gastgewerbe und in der Reisewirtschaft.

Industrie
Insbesondere die für die Region Lahn-Dill so bedeutende Industrie erweist sich als Stabilisator der heimischen Wirtschaft. Mit 20 Prozent bewerten deutlich mehr Unternehmen als noch im Herbst 2020 ihre Lage als gut. Genauso viele bezeichnen sie aber auch als schlecht. Immerhin: 60 Prozent der befragten Unternehmen sind mit ihrer Lage zufrieden, das sind 9 Prozentpunkte mehr als noch im Herbst.
Dennoch zeigt sich die Industrie mit Investitions- und Personalplänen zurückhaltend. 59 Prozent der Industrieunternehmen wollen ihre Beschäftigtenzahlen konstant halten, 14 Prozent wollen sie aufbauen, 27 Prozent erwarten rückläufige Mitarbeiterzahlen. Ihre Investitionsbudgets anzuheben planen 17 Prozent der Industriebetriebe. 38 Prozent denken über eine Reduzierung nach. 45 Prozent gehen von keinen Veränderungen der Investitionsplanung aus.
Für den Vorsitzenden des Industrieausschusses der IHK Lahn-Dill und Geschäftsführer der Isabellenhütte in Dillenburg, Dr. Felix Heusler, müssen daher jetzt die richtigen Weichen gestellt werden:
Portraitaufnahme Vollversammlungsmitglied Dr. Felix Heusler
„Die Zahlen in der Industrie tragen sicherlich dazu bei, dass sich die wirtschaftliche Lage in unserem Kammerbezirk derzeit stabil darstellt. Doch muss auch innerhalb unserer Branche differenziert werden. So gibt es Unternehmen, denen es nicht gut geht. Das erklärt auch die erwähnte Zurückhaltung bei Investitions- und Beschäftigungsplänen. Wir brauchen also dringend Perspektiven, damit wieder neue Impulse gesetzt werden können. Dass mehr als die Hälfte aller Betriebe in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Risiken für die geschäftliche Entwicklung sieht, spricht Bände. Landes- und Bundespolitik sollten in der jetzigen Situation zwingend auf weitere Belastungen für die Wirtschaft verzichten. Die umstrittenen Gesetzesvorhaben wie das Unternehmensstrafrecht oder das Lieferkettengesetz helfen unserer Wirtschaft genauso wenig weiter wie höhere Steuern.“ (Dr. Felix Heusler, Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK Lahn-Dill)

Einzelhandel
Die Situation im heimischen Einzelhandel gibt Anlass zur Sorge, sie hat sich zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Seit der Herbstumfrage ist der Saldo um 14 Prozentpunkte auf minus 3 gesunken. Auch wenn 27 Prozent eine gute Geschäftslage melden, beurteilen 30 Prozent ihre Lage als schlecht. Knapp 44 Prozent sind zufrieden. Hier gibt es allerdings deutliche Unterschiede im Food- und Non-Food-Bereich - die aktuelle Umfrage fand direkt in der Zeit des zweiten Lockdowns statt.
Die Einzelhändler gehen auch von rückläufigen Beschäftigtenzahlen aus. Nur 3 Prozent der Einzelhändler wollen mehr Personal einstellen, 79 Prozent ihren Mitarbeiterbestand unverändert belassen. 18 Prozent gehen von einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen aus. Der Vorsitzende des Handelsausschusses der IHK Lahn-Dill, Jörg Palm, Inhaber des gleichnamigen Juweliergeschäftes in der Wetzlarer Altstadt, bezeichnet die Lage des stationären Einzelhandels als „dramatisch“:
Portraitaufnahme Vollversammlungsmitglied Jörg Palm
„Während des zweiten Lockdowns hat sich die Lage für uns Einzelhändler zugespitzt. Versprochene Hilfen sind nicht rechtzeitig ausgezahlt worden. Völlig unverschuldet mussten Händler Kredite aufnehmen, um am Leben zu bleiben. Viele Geschäftsinhaber wissen nicht mehr, wovon sie die nächste Warenlieferung bezahlen sollen. Durch Bestell- und Abholservices können die derzeitigen Umsatzverluste nicht annähernd ausgeglichen werden. Der Kampf gegen die Pandemie ist im zweiten Lockdown größtenteils auf den Schultern des Einzelhandels ausgetragen worden. Doch die Schultern sind für diesen Kampf nicht breit genug.“ (Jörg Palm, Handelsausschussvorsitzender der IHK Lahn-Dill)
Den ausführlichen Konjukturbericht können Sie hier nachlesen.
Ihr IHK-Ansprechpartner:
Armin Kuplent, Tel.: 06441 9448-1320, kuplent@lahndill.ihk.de
Eine Analyse von Alexander Cunz, IHK-Bereichsleiter Existenzgründung, Unternehmensförderung, Steuern, International, im Video
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