Einzelhandel

"2G-Regelung wird Opfer fordern"

Die neue 2G-Regelung für den stationären Einzelhandel, die in dieser Woche in Kraft getreten ist, kommt für die Händler zur Unzeit, kritisiert Burghard Loewe, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill. Viele Einzelhändler litten noch immer an den Lockdown-Folgen des vergangenen Winters. Loewe: „Das Weihnachtsgeschäft wird sich erneut in Richtung Onlinehandel verlagern. Unsere Händler rechnen mit 30 bis 50 Prozent Umsatzeinbußen im Weihnachtsgeschäft.“
Corinna Wolf, stellvertretende Vorsitzende des Handelsausschusses der Kammer, bestätigt das: „Mit 2G fällt uns ein Drittel unserer Kundschaft weg. Dazu kommen Belastungen durch die geforderten Zugangskontrollen zum Geschäft.“ Kundenberatung und Einlasskontrolle seien für eine Person gleichzeitig kaum noch zu schaffen, so die Geschäftsführerin des Bekleidungsgeschäfts Piepmatz in der Wetzlarer Altstadt weiter.
Nach den neuen Vorschriften reicht die alleinige Vorlage des Impfpasses nicht mehr aus. Handelsausschussmitglied Reiner Eitzenhöfer, Inhaber des gleichnamigen Bekleidungsgeschäfts in Herborn sagt: „Der Händler muss jetzt eine App einsetzen, um die Echtheit des Impfzertifikats zu überprüfen und sich zusätzlich den Personalausweis zeigen lassen. Hier werden staatliche Aufgaben auf die Einzelhändler abgewälzt.“
„Der Gesundheitsschutz hat für die heimische Wirtschaft und den Handel oberste Priorität“, so IHK-Chef Burghard Loewe. „Doch wir bezweifeln, dass 2G im Einzelhandel der richtige Weg aus der Pandemie ist. Der Einzelhandel ist nach wie vor kein Infektionstreiber.“ Die IHK Lahn-Dill befürchtet erneute Wettbewerbsverzerrungen. Loewe: „Grundversorger wie Supermärkte und Drogerien stehen allen Kunden offen, Sortimentsanbieter müssen auf ein Drittel ihrer Kundschaft verzichten. Die 2G-Regelung wird weitere Opfer unter den stationären Einzelhändlern fordern. Die Auswirkungen – auch was die Attraktivität unserer Innenstädte anbelangt - werden immens sein.“