IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024

Der europäische Standort verliert an Attraktivität

IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024
Der europäische Standort verliert an Attraktivität 
Die EU ist für die regionale Wirtschaft wichtig. Besonders schätzen die Unternehmerinnen und Unternehmer an Lahn und Dill die politische Stabilität, den gemeinsamen Währungsraum, einheitliche EU-Normen und -Standards sowie den Zugang zu europäischen Märkten. Das zeigt das aktuelle Unternehmensbarometer, das die IHK-Organisation im Vorfeld der Europawahlen am 9. Juni bei ihren Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat.
Gerade mit Blick auf Faktoren wie Stabilität, Zugang zu Märkten und den gemeinsamen Währungsraum erstaunt nicht, dass die Zustimmungswerte bei den international aktiven Unternehmen noch höher sind als bei den nur im Inland tätigen Betrieben. Anlass zur Sorge bereitet jedoch, dass fast drei Viertel der Unternehmen (73 Prozent) angeben, die Attraktivität der EU als Wirtschaftsstandort habe sich in den letzten fünf Jahren verschlechtert.
Den größten Handlungsbedarf für die neue EU-Legislatur sehen die Betriebe bei der überbordenden Bürokratie (Bürokratie abbauen: 96,4 Prozent) und der teuren Energieversorgung (Energieversorgung sicherstellen: 82,1 Prozent) – gerade bei energieintensiven Branchen bewirken die hohen Energiepreise in der Beschaffung spürbare Wettbewerbsnachteile: „Diese beiden Themen muss die Politik nach den Wahlen dringend in Angriff nehmen“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Alexander Cunz.
Weitere wichtige Punkte für die Agenda aus Sicht der befragten Unternehmen an Lahn und Dill sind die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (64,3 Prozent), der Schutz der Unternehmen vor digitalen und analogen Angriffen (60,7 Prozent), Fachkräftesicherung (50 Prozent), neue Handelsabkommen (39,3 Prozent) sowie der strategische Aufbau von Zukunftsindustrien (28,6 Prozent).
 
Der Bürokratieabbau wird von fast allen befragten Betrieben als wichtigstes Instrument wahrgenommen, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu verbessern. Alexander Cunz: „Komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren drücken ebenso auf die Innovations- und Investitionsbereitschaft wie kleinteilige Dokumentationspflichten. Besonders stark belastet werden dadurch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Wir fordern daher, in Zukunft für alle Gesetzesvorhaben Folgenabschätzungen und KMU-Tests vorzusehen.“
 
Auch sollte die EU-Kommission den Empfehlungen des kommissionsinternen Kontrollgremiums (Regulatory Scrutiny Board) konsequenter folgen, sodass nicht KMU-gerechte Gesetze wie die europäische Lieferkettenrichtlinie erst nach Überarbeitung in den regulären Gesetzgebungsprozess gelangen, so Alexander Cunz weiter. Wichtig wäre zudem eine Bestandsaufnahme der bestehenden Berichtspflichten. Dadurch könnten Dopplungen vermieden und ihr grundsätzlicher Nutzen überprüft werden.
Pressemeldung vom 24. April 2024