Konjunkturumfrage Frühsommer 2024

Wirtschaftspolitik wird immer mehr zum Risiko

Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft bleibt verhalten. Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Lahn-Dill steigt der Klimaindex im Frühsommer nur marginal um zwei Prozentpunkte auf 90 Indexpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn. Der Index liegt damit weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten.
„Nach wie vor bremsen eine Vielzahl von Risiken die aktuelle Konjunktur. Fachkräftemangel, hohe Energie- und Rohstoffkosten, Arbeitskosten, überbordende Bürokratie mit kleinteiligen Vorschriften oder Steuerlasten, die den Standort unattraktiv machen, sind nur einige Beispiele“, kommentiert der Präsident der IHK Lahn-Dill, Dr. Felix Heusler, die Zahlen. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland entwickeln sich immer mehr zu einem giftigen Cocktail für unsere Unternehmen.“ Es sei vor allem „die schiere Menge an Risikofaktoren, die für die Unternehmen zur Herausforderung werden“, so der Präsident weiter.
Über die IHK-Konjunkturumfrage werden dreimal jährlich die aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen der Unternehmen abgefragt, die zusammen den IHK-Konjunkturindex bilden. Demnach hat sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage der heimischen Unternehmen gegenüber der Umfrage zu Jahresbeginn verschlechtert. Nachdem die Konjunktur an Lahn und Dill Anfang des Jahres einen leichten Erholungskurs andeutete, gibt die Lagebeurteilung zum Frühsommer wieder etwas nach und setzt das vor zwei Jahren begonnene Auf und Ab fort. In der aktuellen Umfrage schätzen ihre derzeitige Lage nur noch 24 Prozent der Befragten als gut ein. Im Januar waren dies noch 30 Prozent. 22 Prozent der Befragten, nahezu entsprechend den beiden Vorumfragen, sind mit ihrer Lage unzufrieden.
„In Deutschland ist das politische Leadership verlorengegangen“, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dietmar Persch. Der Bundesregierung fehle ein klares „Zielbild, „wohin die Reise geht“. Persch: „Die Unsicherheit der Regierung überträgt sich auf das ganze Land. Das ist ein schlechter Nährboden für wirtschaftlichen Aufschwung.“
Demensprechend haben sich auch die Geschäftsaussichten im Vergleich zur Vorumfrage nur wenig verbessert und bleiben mit minus 21 Prozent deutlich im negativen Bereich: Von den befragten Unternehmen gehen aktuell 14 Prozent von einem günstigeren Geschäftsverlauf als noch zu Jahresbeginn aus. Gleichbleibende Geschäfte erwarten analog zur Vorumfrage 52 Prozent und somit in etwa die Hälfte der Befragten. 35 Prozent der heimischen Unternehmen sehen einem ungünstigeren Geschäftsverlauf entgegen. Zum Januar 2024 erwarteten 39 Prozent eine ungünstigere Entwicklung ihrer Geschäfte.
„Um die Stimmung nachhaltig zu verändern und dringend notwendige Investitionsanreize zu schaffen, benötigen wir jetzt ein klares Aufbruchssignal seitens der Politik“, so Dr. Felix Heusler. Die Wirtschaft glaube nach wie vor an den Standort Deutschland. Damit der Konjunkturmotor wieder anspringe, müsse die Regierung dafür sorgen, dass Arbeit bezahlbar bleibt und sich Leistung lohnt. Denn, so Dr. Felix Heusler: „Ohne Wirtschaft gibt es keinen Wohlstand.“
Mit 57 Prozent der Nennungen stellen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für die heimischen Unternehmen das größte Risiko für die nächsten 12 Monate dar. Auf Rang zwei folgen mit jeweils 56 Prozent die Sorgen um den Fachkräftemangel sowie die Sorge vor einer nachlassenden Inlandsnachfrage. Nach wie vor zählen auch die Energie- und Rohstoffpreise für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der heimischen Unternehmen zu den größten Risikofaktoren. Mit 50 Prozent der Nennungen blickt die Hälfte der Antwortenden auf die Entwicklung der Arbeitskosten. In der vergleichbaren Umfrage von vor einem Jahr waren dies noch 44 Prozent der Unternehmen, die in den Arbeitskosten einen großen Risikofaktor sahen.
Konjunktur in Kürze

Geschäftsklima
Der Klimaindex der heimischen Wirtschaft bleibt zum Frühsommer 2024 in etwa auf dem Niveau der Vorumfrage. Er liegt bei gerundet 90 Indexpunkten. Im Januar ergab die Auswertung 88 Punkte.
Geschäftslage
Die Beurteilung der aktuellen Lage gibt nach und liegt in der vorläufigen Auswertung per Saldo aus positiven und negativen Antworten bei gerundet 2 Prozent. Das Ergebnis liegt damit gerade eben noch im positiven Bereich und verschlechtert sich somit um 7 Prozent-Punkte zur Vorumfrage. Der Saldo lag vor 4 Monaten noch bei plus 9 Prozent.
Erwartungen
Die Erwartungen in zukünftige Geschäfte verbessern sich im Saldo um 8 Prozentpunkte, bleiben aber mit minus 21 Prozent weiterhin deutlich im Minus.
Beschäftigung
Auch die Beschäftigungsabsichten präsentieren sich entsprechend der Gesamtstimmung eher verhalten. Per Saldo geben sie im Ergebnis etwas nach. Im Januar lag dieser bei minus 7 Prozent. Aktuell weist der Saldo aus steigend- und fallend-Antworten minus 10 Prozent aus.
Investitionen
Auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen für die nächsten 12 Monate bleibt im Ergebnis der Frühsommerumfrage eher von Zurückhaltung geprägt. Der Saldo ergibt minus 13 Prozent, nach minus 11 Prozent zu Jahresbeginn, und bleibt somit geringfügig unter dem Niveau der Vorumfrage.
Export
Die Exporterwartungen verbessern sich, wenn auch nach wie vor spürbar von den geopolitischen Ereignissen beeinflusst. Der Saldo ergibt zum Frühsommer 2024 minus 6 Prozent nach minus 13 Prozent in der Umfrage zu Jahresbeginn.
Risiken
In der Auswertung zum Frühsommer 2024 liegen, analog zur Vorumfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 57 Prozent der Nennungen auf dem ersten Platz. Mit jeweils 56 Prozent folgen der Fachkräftemangel und die Sorge um eine nachlassende Inlandsnachfrage im Risikoranking. Mit 52 Prozent werden die hohen Energie- und Rohstoffpreise benannt. Zudem schauen 50 Prozent der Antwortenden mit kritischem Blick auf steigende Arbeitskosten.
Pressemitteilung vom 22. Mai 2024
Den ausführlichen wirtschaftlichen Lagebericht zum Frühsommer 2024 finden Sie unter "Weitere Informationen".