Aktion "Ich werde Chefin"

IHK Lahn-Dill zeigt am Girl's Day wie es geht

Schülerinnen tauschen Platz im Klassenzimmer gegen Führungsposition in regionalen Unternehmen und Behörden
Rund 20 Schülerinnen aus der Region an Lahn und Dill haben sich am Girls‘ Day an der IHK-Aktion „Ich werde Chefin“ beteiligt. Sie tauschten für einen Tag den Platz im Klassenzimmer gegen eine Führungsposition in regionalen Unternehmen oder Behörden. Wie man Chefin wird, erklärten ihnen unter anderem Führungskräfte der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar, von Roth Composite Machinery in Steffenberg, vom Gemüsebaubetrieb „Junges Gemüse“ aus Aßlar-Werdorf, von der Transland Spedition GmbH aus Haiger und von Weber Kunststofftechnik und Formenbau aus Dillenburg.
„Der Girls’ Day ist mir eine Herzensangelegenheit. Noch immer fragen Mädchen nur einen Bruchteil der möglichen Ausbildungsberufe nach und häufig leider solche, die wenig oder keine Aufstiegschancen bieten. Wir wollen jungen Mädchen zeigen, wie wichtig eine fundierte Berufswahl für die eigene Karriere und auch den möglichen Aufstieg in Führungspositionen ist“, so die Chefin der Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar, Angelika Berbuir.
Nicht nur mit Blick auf das Thema Naturwissenschaften, sondern auch mit Blick auf ein unternehmerisches Engagement gibt es in Deutschland eine Kluft zwischen Männern und Frauen. Lediglich 30 Prozent der Gründenden sind weiblich. Nur knapp 8 Prozent der Patente werden von Erfinderinnen gehalten. Und bei der Unternehmensnachfolge liegt der Frauenanteil lediglich bei etwa 20 Prozent der Übernahmen. Damit sich Mädchen und junge Frauen schon frühzeitig mit den Chancen und Herausforderungen von unternehmerischem Engagement vertraut machen können, erhalten Schülerinnen am Girls‘ Day durch die IHK die Gelegenheit, Unternehmerinnen kennenzulernen.
In diesem Jahr beteiligten sich, koordiniert von der DIHK und dem Netzwerk Business Women IHK, rund 35 IHKs an der bundesweiten Aktion „Ich werde Chefin". Bei dem Projekt begleiten die Teilnehmerinnen einen Vormittag lang eine Unternehmerin oder eine Gründerin in deren Alltag. Auf diese Weise lernen sie eine inspirierende Persönlichkeit kennen und entwickeln im besten Fall selbst den Wunsch, als Chefin später „ihr eigenes Ding“ zu machen. Ob er die Berufsorientierung in naturwissenschaftlichen Bereichen ermöglicht oder das Hineinschnuppern ins Chefinnen-Sein: Der Girls‘ Day ist ein wichtiger Baustein, um Geschlechter- und Rollenklischees weiter aufzuweichen.
Hintergrund Girls‘ und Boys‘ Day
Seit Jahren bieten der Girls‘ Day und Boys‘ Day jungen Menschen die Chance, ihre Perspektiven in der Berufswahl zu erweitern. Während der Boys‘ Day (Jungen-Zukunftstag) Jungen an typische Frauenberufe heranführen soll, bietet der Girls‘ Day Mädchen eine erste Möglichkeit, in technische Berufe hineinzuschnuppern. Denn Geschlechter- und Rollenklischees haben immer noch einen deutlichen Einfluss auf das Berufswahlverhalten junger Menschen: Jungen sind bei der dualen Ausbildung überdurchschnittlich stark vertreten, Mädchen hingegen bei der vollzeitschulischen Ausbildung. Besonders beliebt bei Mädchen ist seit vielen Jahren die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement, zur medizinischen Fachangestellten oder zur Kauffrau im Einzelhandel. Jungen dagegen werden am häufigsten Kraftfahrzeugmechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker. Um eine berufliche Orientierung frei von Geschlechterklischees zu fördern, gibt der Girls‘Day Mädchen Einblicke in die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik).
Vor allem in Berufen wie Elektronikerin und Elektroniker für Betriebstechnik beziehungsweise Fachinformatikerin oder Fachinformatiker haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu besetzen. Dabei profitieren Betriebe besonders von einer gendersensiblen Berufsorientierung. Ein wichtiger Schlüssel ist es, den Frauenanteil zu erhöhen. Laut MINT-Herbstreport des Instituts der Deutschen Wirtschaft ist der Frauenanteil in MINT-Berufen mit 16 Prozent jedoch immer noch unterdurchschnittlich. Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, gilt es deshalb, bereits möglichst früh mit praxisorientierten Bildungsangeboten anzusetzen.
Betriebliche Erfahrungen helfen Jugendlichen, sich ein Bild von den vielfältigen Möglichkeiten in der Welt der Berufe zu machen. Passen Unternehmen und junger Mensch zusammen, kommen über Praktika, Kennenlerntage und ähnliche Initiativen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt zusammen, und es gelingt, den Fachkräftenachwuchs zu sichern. Die „Kompetenzstelle Technik-Diversity-Chancengleichheit“, die den Girls‘ Day initiiert, hat Evaluationen vorgelegt, die zeigen: Die Betriebe machen gerne mit. 2023 stellten sie am Mädchen-Zukunftstag 126.230 Plätze bereit. In zwei von fünf Unternehmen erkundigen sich die Mädchen im Anschluss an den Aktionstag nach Ausbildungsmöglichkeiten und etwas häufiger sogar nach Praktikumsplätzen. Und auch bei den Schülerinnen kommt der Tag gut an: 2022 waren 94 Prozent der Mädchen mit ihrer Teilnahme am Aktionstag zufrieden oder sehr zufrieden.

Pressemeldung vom 25. April 2024