IHK-Blitzumfrage

Kriegsfolgen treffen heimische Unternehmen in der Breite

Die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine spürt die heimische Wirtschaft nach einer IHK-Blitzumfrage in der ganzen Breite. „Trotz dieser schmerzlichen Einbußen unterstützen die Umfrageteilnehmer die verhängten Sanktionen“, sagt Alexander Cunz von der IHK Lahn-Dill.  

Pressemeldung vom 18. März 2022

An der IHK-Blitzbefragung beteiligten sich 160 heimische Unternehmen aus allen Branchen. 83 Prozent der Betriebe sehen sich vom Krieg und seinen Folgen geschäftlich betroffen. Im Detail berichten 69 Prozent der Unternehmen von indirekten Auswirkungen wie steigenden Preisen oder gestörten Lieferketten. 14 Prozent der Umfrageteilnehmer sind durch Sanktionen oder ihre Geschäftstätigkeit mit beziehungsweise in Russland, Ukraine oder Belarus direkt betroffen. Lediglich 17 Prozent der Unternehmen gaben an, sie spürten bislang keine Auswirkungen von Krieg und Sanktionen.
Über alle Branchen hinweg nennen neun von zehn Unternehmen höhere Energiekosten als spürbaren Effekt im eigenen Betrieb. „Dieser Effekt erreicht die gesamte Wirtschaft mit voller Wucht“, so Cunz. „Bereits vor dem Krieg haben mehr als zwei Drittel der heimischen Unternehmen hier ein Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung gesehen.“ 75 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten höhere Kosten für Rohstoffe und Vorleistungen.
Besonders deutlich sind die Ergebnisse aus der Industrie: 81 Prozent der Industriebetriebe leiden unter Störungen in der Lieferkette und Logistik (Gesamtwirtschaft 69 Prozent), 67 Prozent unter fehlenden Rohstoffen und Vorleistungen (Gesamtwirtschaft 55 Prozent). Während nur 10 Prozent sich gar nicht betroffen sehen, spürt knapp ein Viertel der Industriebetriebe direkte Folgen von Krieg, Sanktionen und Gegensanktionen. Über alle Branchen hinweg sind dies nur 17 Prozent.   
„Der brutale Angriffskrieg macht auch der starken Wirtschaft an Lahn und Dill zu schaffen, und das, nachdem sich die Umsatzzahlen unserer Industrie von der Coronakrise grade wieder erholt hatten“, so Cunz weiter. So konnte das Verarbeitende Gewerbe in dem hessenweit industriestärksten Kammerbezirk im vergangenen Jahr 13 Prozent Umsatzsteigerung erzielen. Damit lag die Region an Lahn und Dill 13 Prozent über den Zahlen von 2020 und nur noch 1,3 Prozent unter Vorkrisenniveau. Cunz: „Leider ist die Aussagekraft dieser Konjunkturzahlen nur noch begrenzt aussagekräftig. Dennoch zeigen sie einmal mehr die Stärke der heimischen Wirtschaft.“
70 Prozent der Unternehmen müssen angesichts ihrer Kostenklemme mit der Weitergabe von Preissteigerungen an Kunden reagieren. „Hier droht zusätzliches Inflationspotential“, warnt Cunz. Häufig genannt werden auch mehr Lagerhaltung (40 Prozent), Streichung oder Verschiebung von Investitionen (27 Prozent), verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien (22 Prozent), Suche nach neuen Lieferanten und Personalanpassung (jeweils 20 Prozent). 
Bei den direkt vom Krieg, Sanktionen und Gegensanktionen betroffenen Unternehmen erwarten 77 Prozent als konkrete Auswirkungen Hindernisse im Zahlungsverkehr, fast zwei Drittel den Verlust von Geschäftspartnern und knapp 60 Prozent rechnen mit einem Zahlungsausfall bei bereits gelieferter Ware.