Sibylle Schneider von Der-Die-Das in Dillenburg

Das „Der-Die-Das“ in Dillenburg könnte sich durch seinen Namen nicht besser beschreiben, denn das Angebot von Sibylle Schneider besteht aus diesem und jenem, angefangen mit Wohnaccessoires, Dekoration, Bekleidung über ein Nagelstudio bis hin zum Event-Weinkeller. Neben dem besonderen Angebotsmix ist die gute Atmosphäre das Wichtigste in der Marktstraße 3.
Seit 2014 betreibt Sibylle Schneider das Geschäft erfolgreich in der Dillenburger Innenstadt.
Frau Schneider, nehmen Sie uns noch einmal mit an den Anfang. Sind Sie gleich mit einem so breiten Sortiment gestartet oder ist es im Laufe der Jahre dazu gewachsen? Was waren Ihre Überlegungen für den Start und was waren Ihre Meilensteine?
Sibylle Schneider:
Ich hatte bereits vor 2014 mit einer Freundin eine kleine Filiale in der oberen Hauptstraße. Der Standort war aber zu abgelegen und die Verkaufsfläche zu klein. Ich bin zufällig am heutigen Laden vorbeigekommen und habe das Schild „zu vermieten“ gelesen. Ab
diesem Moment hat mich die Idee, mich zu vergrößern, nicht mehr losgelassen. Da ich ein Mensch bin, der schnell und oft nach dem Bauchgefühl entscheidet, habe ich mit meiner Familie über meine Pläne und Visionen gesprochen und dann das „Adenauer Kreuz“ mit Pro und Contra gemacht. Danach stand meine Entscheidung fest: Ich wollte diese Chance nutzen. Zwar hatte ich großen Respekt vor dieser Entscheidung, aber keine Panik, denn sie hat sich einfach richtig angefüllt.
Wir haben dann – mithilfe von Freunden ­und nach Renovierungs- und Umbauarbeiten – im Juni 2014 mit zunächst einem kleinen Sortiment eröffnet. Mein Mann und ich waren uns einig, dass wir es ohne Kredite und Darlehen schaffen wollten. Unser Weinkeller ist erst später dazugekommen, als die Nachfrage nach „Männergeschenken“ immer aktueller und größer wurde. Da mein Mann Wein als sein Hobby betrachtet, haben wir viele Winzer besucht, uns umfassend informiert und uns dann für die Winzergenossenschaft Kallstadt entschieden.
Auch das Sortiment an Bekleidung, Textilien und Accessoires ist im Laufe der Zeit größer geworden, da die Nachfrage nach ausgefallener Kleidung wuchs. Wir halten Augen und Ohren offen, um zu wissen, was die Kunden möchten. Unsere Philosophie war und ist: Jeder Kunde ist wertvoll und soll auch so behandelt werden. Das ist auch das, was ich meinen Mitarbeitern nahelege, denn was wir erreicht haben, konnten wir nur im Team schaffen.
Geschäfte mit Mischfunktionen fallen in kleineren wie in großen Städten positiv auf. Ist die Mischung für Ihren Erfolg verantwortlich, die Spezialisierung der einzelnen Bereiche, die einladende Atmosphäre oder alles zusammen?
Ich würde sagen, die Mischung macht’s. Das Sortiment sollte vielseitig sein, aber auch die Beratung und das persönliche Gespräch sind ganz wichtig. Der Kunde soll sich einfach wohlfühlen und wissen, dass wir gerne für ihn da sind. Mit einer Tasse Kaffee und einem freundlichen „kann ich helfen?“ ist schon mal der erste Schritt gemacht. Wichtig ist auch das individuelle Einpacken von Geschenken, was bei uns selbstverständlich zum Service gehört und nicht extra berechnet wird.
Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, Ihr Geschäft in Dillenburg zu betreiben und wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Entscheidung heute?
Sibylle Schneider:
Wir hängen an der Stadt und wir waren zuversichtlich, dass es mit dem richtigen Konzept doch gelingen müsste. Wir haben uns inzwischen ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Geht nicht, gibt`s nicht! Wir überlegen immer, wie es gelingen könnte.
Ich würde heute wieder die gleiche Entscheidung treffen, auch wenn sich vieles verändert hat und auch teilweise schwieriger geworden ist. Die Kundenfrequenz ist deutlich gesunken, denn viele Läden haben geschlossen und das Angebot ist weniger geworden. Wir haben kaum noch Laufkundschaft, sondern profitieren von Mund-zu-Mund-Propaganda, Facebook und Instagram. Dadurch gewinnen wir unsere Stammkunden.
Mit welchem Konzept oder welcher Idee könnten Sie sich eine Belebung der Dillenburger Innenstadt vorstellen und was würden Sie sich für Ihren Standort wünschen?
Sibylle Schneider:
Ich würde mir eine Belebung durch temporäre Pop-up-Stores mit unterschiedlichen Konzepten wünschen, beispielsweise kleine
Geschäfte mit Feinkost oder eine Kaffeerösterei.
Die Hauseigentümer der Leerstände müssten ansprechbar sein und wenigstens eine attraktive Schaufenstergestaltung zulassen.
In der Marktstraße sollten öfters kleine Events stattfinden. Wir würden uns freuen, wenn der Wochenmarkt wieder in der Marktstraße stattfinden und etwas wachsen würde. Es fehlt ein Café, in dem gefrühstückt werden kann.
Kunden, die größere Artikel oder Weinbestellungen abholen, sollten jederzeit die Möglichkeit haben, ihre Einkäufe mit dem Auto am Laden abzuholen, ohne gleich ein Knöllchen zu bekommen.
Ansprechende, individuelle Sitzmöglichkeiten vor allen Geschäften wären bereichernd und würden die Atmosphäre in der Innenstadt deutlich verbessern.
LahnDill Wirtschaft Januar/Februar 2025