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Herr Eitzenhöfer, zunächst gratulieren wir Ihnen zur Wiederwahl in die Vollversammlung der IHK Lahn-Dill! Sie schauen über den Tellerrand, informieren sich über Trends, lesen die Wünsche Ihrer Kunden. Das Ergebnis des letzten Umbaus ist sichtbar: Sie haben ein großes Wohnzimmer mit Wohlfühlatmosphäre geschaffen, an alle Bedürfnisse Ihrer Kunden gedacht. Sind Ihre Umbaumaßnahmen jetzt erstmal abgeschlossen?
Reiner Eitzenhöfer: Nein, wir verändern weiter und bauen nun auch im ersten Obergeschoss eine Erlebnismodewelt mit viel Glas. Wir setzen auf Transparenz, so wird zum Beispiel unsere Änderungsschneiderei zur sichtbaren Dienstleistung in einem Glaskasten in der ersten Etage. Unsere Schneiderin ist jeden Tag vor Ort und berät die Kunden. Und genauso möchten wir zu jedem Thema etwas anbieten, eine Vielfalt an Service und Erleben also, die der Kunde immer dann nutzen kann, wenn er sie benötigt.
Timo Eitzenhöfer: Für Familien oder Freunde haben wir ein Zimmer für persönliches Shoppen eingerichtet, für Mütter mit Babys gibt es in einigen unserer Umkleidekabinen ab sofort einen Babysitz an der Wand, in den der Nachwuchs bis 15 Kilo sicher hineingesetzt werden kann und mit Mutter oder Vater auch beim Umkleiden immer Blickkontakt halten kann. Parallel zu den Umbauarbeiten sanieren wir das Haus energetisch.
Zu Ihrem Konzept gehören kurze Wege, digitale Verknüpfungen und viel Service für Ihre Kunden wie die Schneiderei und der Personal-Shopping-Bereich. Außerdem schulen Sie Ihre Mitarbeitenden ständig und sind als gutes Beispiel in der hessischen Broschüre „erfolgreich vor Ort“ genannt. Wie gehen Ihre Mitarbeitenden und Kunden mit so viel Dynamik um?
Reiner Eitzenhöfer:Die Kunden spiegeln uns ihre Erlebnisse, wenn sie beispielsweise nach unseren Kundenkarten fragen. Wir verzeichnen tatsächlich einen deutlichen Anstieg dieser Karten, mit denen wir durch vergünstigte Leistungen auch „Dankeschön“ sagen können. Unsere Kunden gehen aber auch proaktiv auf unsere Mitarbeiter zu und geben viel positives Feedback beispielsweise über den Umbau und unsere Serviceleistungen. Unsere Mitarbeiter sind begeistert und stolz, dass sie hier arbeiten. Bei Veränderungen im Haus fragen wir gerne unsere Mitarbeiter, denn sie sind am nächsten dran an unseren Kunden und kennen die Bedürfnisse genau.
Timo Eitzenhöfer: Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein, denn wir haben festgestellt, dass es nach dem Umbau leichter geworden ist, junge Kunden und auch Auszubildende für unseren Betrieb zu gewinnen. Auf der IHK-Ausbildungs- und Studienmesse sind wir auch präsent – mit Azubis von uns am Stand sprechen wir auf Augenhöhe mit den Schülerinnen und Schülern.
Fehlende Nachfolgeregelungen sind ein großes Problem im stationären Einzelhandel. Das haben Sie für sich perfekt gelöst. Die nächste Generation steht mit Sohn Timo schon bereit. Wie ist Ihnen das gelungen, und wie verstehen sich Vater und Sohn im Arbeitsalltag?
Reiner Eitzenhöfer: Mein Sohn Timo steht schon mittendrin im Unternehmen, die Zusammenarbeit klappt hervorragend.Wir akzeptieren unsere verschiedenen Sichtweisen. Wir haben ein großes Vertrauensverhältnis, ich weiß, dass bei allem, was mein Sohn tut, am Ende ein richtig gutes Ergebnis steht.
Timo Eitzenhöfer: Ich bin schon als Kind mit dem Kinderwagen durch das Haus gefahren worden und habe später – als Schüler – samstags oder an Nachmittagen, wenn ich Zeit hatte, aus Spaß im Geschäft mitgeholfen. Dann, nach meinem Studium, war klar, dass ich einsteige. Ich bin jetzt seit fünf Jahren hier, inzwischen offiziell als Mitgeschäftsführer. Mein Vater lässt mir extrem viel Freiraum und gibt seine jahrzehntelange Erfahrung an mich weiter. Es läuft sehr gut, einfach auch weil wir beide dasselbe Ziel haben. Wir sitzen deshalb auch in einem Büro.
Herborn verfügt über eine wunderschöne historische Innenstadt und gehört zu den beliebten Einkaufsstädten an Lahn und Dill. Aber auch hier werden die Herausforderungen im stationären Einzelhandel sichtbar und Leerstände nehmen zu. Was wünschen Sie sich für den Standort Herborn und welche Erwartungen haben Sie an die Politik?
Reiner Eitzenhöfer: Herborn hat großes Potenzial. Vier offene Sonntage, einer von der Stadt, drei vom Gewerbering organisiert, sind schon richtig gut im Vergleich mit anderen Städten dieser Größenordnung. Allerdings wünschen wir uns mehr Austausch zwischen Einzelhandel und Politik über die Stadtentwicklung. Wir brauchen langfristig Pläne, wie wir gemeinsam das Einkaufen in Herborn erlebbarer machen. Schön wären beispielsweise gemeinsame Aktionen mit anderen Händlern.
Timo Eitzenhöfer: Zugespitzt formuliert würden wir sagen: gute Partnerschaft, guter Standort, gutes Potenzial!
Das Interview führte Claudia Wagner
Im Erdgeschoss ist die „Erlebnismodewelt“ bereits fertig: Reiner Eitzenhöfer (v.l.) mit Claudia Wagner und Sohn Timo.
Herborn hat 20.894 Einwohner (Stand 31.12.2022) und besteht neben der Kernstadt aus neun weiteren Ortsteilen (Amdorf, Burg, Guntersdorf, Hirschberg, Hörbach, Merkenbach, Schönbach, Seelbach und Uckersdorf). Der Einzelhandelsumsatz betrug 8.583 Euro pro Kopf in 2023. Der Bundesdurchschnitt lag im Vergleich bei 6.291 Euro.
Herborn hat rund 320 Einzelhandelsbetriebe mit Apotheken, Autohäusern, Tankstellen und Online-Shops. Vor der Pandemie in 2019 waren es gleich viele. Allerdings ist die Anzahl der stationären Einzelhandelsgeschäfte zurückgegangen, während sich die reinen Online-Shops vervierfacht haben.
Die historische Fachwerkstatt an der Dill hat eine verdichtete Innenstadt mit kleinteiligem Einzelhandel und dem Dill-Center als Magnetbetrieb. Das Angebot wird von großflächigem Einzelhandel in der Unteren Au und in der Konrad-Adenauer-Straße ergänzt. Herborn nimmt an der IHK-Aktion „Heimat shoppen“ teil und lockt mit seinen viermal jährlichen Veranstaltungen (Brutzel-Sonntag im April, Erdbeer-Sonntag am 2. Juni, Kartoffel-Sonntag am 8. September und Martini-Markt am 10. November 2024) zahlreiche Besucher an. Herborn hat einen „rein grünen“ Wochenmarkt, der freitags auf dem Korn- und Holzmarkt stattfindet. Das Wildgehege und der Tierpark in Uckersdorf sind überregional bekannt.
Herborn liegt direkt am 154 Kilometer langen Premiumwanderweg „Rothaarsteig“ und am Lahn-Dill-Bergland-Pfad, der von Herborn/Dillenburg bis Marburg durch das Lahn-Dill-Bergland führt. (Quellen: Wikipedia, Internetseiten der Stadt Herborn (Herborn.de),MB Research, IHK-Selektion März 2024.)