Wagner trifft...

"Online ist ganz klar der Trend"

Schuhhaus Discher in Medenbach (Breitscheid)

1986 gründete Anni Discher mit ihrem Mann Otto das Schuhhaus Discher in Medenbach. Zunächst in der Einliegerwohnung ihres Wohnhauses angesiedelt, verkaufte das Ehepaar dort 25 Jahre erfolgreich Schuhe – bis zum Umzug 1992 in die Geschäftsräume der Wingertstraße. 2007 erfolgte der Umzug in die größeren Räumlichkeiten des ehemaligen Kaufhauses Hain nebenan. 2016 übernimmt Tochter Sabine Discher-Sahm das inzwischen 800 Quadratmeter große Geschäft. Zwischen 10.000 und 13.000 Schuhpaaren hat sie im Angebot, kurz vor der Pandemie ist Sabine Discher-Sahm zusätzlich in die Online-Vermarktung eingestiegen.
Ihr Schuhhaus besteht seit 1968. 2016 haben Sie das Geschäft von Ihren Eltern übernommen. Wie leicht ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?
Sabine Discher-Sahm: Die Geschäftsübernahme hat sich ergeben, sie ist mir aber auch leichtgefallen. Denn Selbstständigkeit bedeutet Gestaltungsmöglichkeiten, und die habe ich jetzt. Meine Familie hat mich bei jedem Schritt, den ich gemacht habe, unterstützt. Vor allem, als ich kurz vor der Coronakrise angefangen habe, online zu verkaufen, war die Unterstützung groß – nicht nur durch meine Familie, auch durch mein Team hier im Geschäft. Es war definitiv die richtige Entscheidung, die Nachfolge anzutreten.
Sie sind seit über 50 Jahren in Medenbach mit Ihrem Geschäft zu Hause und zeigen auf über 800 Quadratmetern Fläche eine riesige Auswahl an Schuhen. Sie verkaufen nicht nur lokal, sondern sind regional eine feste Größe, gerade durch Ihr großes Angebot. Woher kommen Ihre Stammkunden vorwiegend?
Sabine Discher-Sahm: Unsere Stärke ist tatsächlich unsere Auswahl. Wir haben je nach Saison zwischen 10.000 und 13.000 Paar Schuhe im Angebot und sind über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus bekannt. Unser Einzugsgebiet reicht nach Dillenburg, Haiger und Herborn genauso wie nach Dietzhölztal. Auch aus Sinn und Ehringshausen sowie aus dem Westerwald fahren die Kunden zu uns. Inzwischen kommen sogar die Kinder und Enkelkinder unserer ersten Stammkunden aus ganz Deutschland und kaufen ihre Schuhe bei uns, wenn sie auf Heimatbesuch sind. Das freut mich natürlich ganz besonders.
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Kurz vor dem ersten Lockdown einen Online-Shop eröffnet: Sabine Discher-Sahm (l.) und Claudia Wagner. © IHK Lahn-Dill
Sie betreiben einen Online-Shop mit mehr als 12.000 Paar Schuhen für Damen, Herren und Kinder. Wie schaffen Sie es, die verschiedenen Kanäle miteinander zu verbinden? Ist bei Ihnen der Online-Anteil entsprechend des weltweiten Trends ebenso gewachsen?
Sabine Discher-Sahm: Online ist ganz klar der Trend. Der Umsatz über den Onlinehandel macht bei mir bereits 30 Prozent am Gesamtumsatz aus, Tendenz steigend. Es war ein Segen, dass ich kurz vor dem ersten Lockdown, im Februar 2020, mit dem Online-Shop auf dem Portal schuhe.de begonnen habe. Die Plattform wird von unserer Einkaufsvereinigung betrieben, es gibt verschiedene Kanäle, über die man verkaufen kann. Als einen Monat später der Lockdown verhängt wurde, habe ich alle Kanäle, die möglich waren, geöffnet. Ohne die Unterstützung meiner Familie und meiner großartigen Mitarbeiter hätte ich die Mengen an Bestellungen allerdings nicht geschafft, da ich das Verpacken, Verschicken und die Retouren anfangs komplett selbst erledigt habe.
Geschäfte in guter Innenstadtlage haben es leichter auf sich aufmerksam zu machen. An Ihren Standort kommen die Menschen gezielt, sie sehen das Geschäft nicht automatisch beim Stadtbummel. Dafür sind Sie gut erreichbar und haben zahlreiche Parkplätze. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Standort, und was wünschen Sie sich für Ihr Unternehmen in den nächsten fünf Jahren?
Sabine Discher-Sahm: Mit dem Standort bin ich sehr zufrieden - das war auch schon vor der Pandemie so. In der Coronakrise hat sich der Standort dann noch einmal als absoluter Vorteil erwiesen. Die Menschen haben die Innenstädte eher gemieden und sind gezielt zu uns gekommen. Auch die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche haben ihren Teil dazu beigetragen, dass wir durch die Pandemie noch bekannter geworden sind. Viele Kunden halten sich inzwischen ungern in engen, kleinen Geschäften auf, bei uns verteilen sich die Menschen. Wir haben durch Corona viele neue Kunden bekommen. Diesen Bekanntheitsgrad möchte ich in den kommenden fünf Jahren gerne steigern und ein Schuhgeschäft der Zukunft gestalten. Geplant ist, das Kindersortiment, die Wanderschuhabteilung und das Best-Ager-Sortiment, also bequeme Schuhe für die ältere Generation, deutlich auszubauen.
Auch das Thema Nachhaltigkeit möchte ich weiter in Angriff nehmen. Wir haben bereits Solar auf dem Dach und die Heizung gegen Pellets ausgetauscht. Außerdem haben wir eine Bienenwiese angelegt und Insektenhotels aufgestellt.
Das Interview führte Claudia Wagner