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"Unsere Kunden sind wie unsere Freunde"

Sie sind als Familienunternehmen mit Ihren Standorten in Oberbiel und im Forum in Wetzlar aus der Einzelhandelslandschaft an Lahn und Dill nicht mehr wegzudenken, blicken auf eine langjährige, erfolgreiche Unternehmensgeschichte und profitieren von Ihren Erfahrungen. Was waren Ihre größten Erfolge? Und was hat sich im Einzelhandel verändert?
Anke Kaps: Unser größter Erfolg bis heute ist die Tatsache, dass uns die Kunden nach wie vor wollen – regional und überregional. Sie schätzen unsere Auswahl und unseren Service. Das gibt uns die Motivation, dass wir das, was wir tun, gerne tun. Der Kunde ist und bleibt unser Antrieb.
Stolz sind wir auch darauf, dass wir nach drei schwierigen Jahren mit 135 Mitarbeitern noch genauso viele Mitarbeiter im Team haben wie vor der Krise. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir ein familienorientierter Betrieb sind. Wir wissen um jeden einzelnen unserer Mitarbeiter und seine Situation. Bei uns ist es möglich, Familie, Arbeitsleben und Freizeit unter einen Hut zu bringen.
Was uns auch ausmacht, ist unser Glaube an den stationären Handel: Wir haben die Entscheidung getroffen, uns auch weiterhin auf den Verkauf vor Ort zu konzentrieren und nicht online unsere Waren anzubieten. Wir arbeiten mit Menschen für Menschen und wollen weiterhin auf der Fläche das Maximale für unsere Kunden und Mitarbeiter herausholen. Eine Mitarbeiterin hat es einmal auf den Punkt gebracht: Unsere Kunden sind wie unsere Freunde.
Die Herausforderungen – nicht nur im Einzelhandel – sind aktuell riesengroß, ständig kommen neue hinzu: Corona, Kaufzurückhaltung, Krieg, Energiekrise, Inflation. Wie gehen Sie mit diesen Schwierigkeiten um?
Anke Kaps: Wir haben gute und schlechte Tage und auch mal schlaflose Nächte. Corona war eine Herausforderung, doch haben wir diese Krise gemeinsam gemeistert. Das Ausmaß von dem, was jetzt auf uns zukommt, kennen wir noch nicht. Nur so viel ist klar: „Business as usual“ gibt es nicht mehr. Wenn der Einzelhandel unserer Politik etwas bedeutet – wenn sie ihn halten will – dann muss sie jetzt tätig werden. Wir wollen als Unternehmer gar nicht subventioniert werden, wir wollen unser unternehmerisches Risiko selbst tragen. Wir brauchen nur vernünftige Voraussetzungen dafür. (Siehe auch Statement von Anke Kaps, Mitglied der Vollversammlung der IHK Lahn-Dill, auf dieser Seite).
Innenstädte sind ohne den Einzelhandel und die Gastronomie wertlos. Beide sind unsere wichtigsten Innenstadtgestalter, Treffpunkt und sorgen für unseren Wohlstand. Wie wird sich der Handel Ihrer Meinung nach verändern?
Anke Kaps: Die Entwicklung des Einzelhandels ist – wie gesagt – eine Frage der Stadtplanung und der Politik. Nehmen wir das Beispiel Parkplätze: „Autos raus aus der Stadt“ ist in meinen Augen der falsche Ansatz. Stattdessen sollte es heißen: „Autos an den richtigen Punkt in der Stadt“. Schließlich gibt es ohne Parkplätze keine Kunden, und ohne Kunden keine Stadt. Das gilt vor allem für unsere ländliche Region, viele Menschen hier sind auf das Auto angewiesen.
Mit den Schulen verhält es sich ähnlich. Die Schulen mit den jungen Menschen müssen direkt in die Innenstädte. Warum nutzen wir dafür nicht Leerstände wie ehemalige Kaufhäuser? Das würde Frequenz bringen. Gefragt sind einfach zeitgemäße Konzepte.
Auch der Faktor Zeit wird über die Zukunft der Innenstädte entscheiden. Da werden neue Konzepte jahrelang diskutiert und geplant, doch über solch einen langen Zeitraum hält sich kein Einzelhandel. Wir können nicht warten, bis alle Lichter ausgehen, um sie dann mit viel Aufwand wieder anzubekommen. All diese Punkte müssen angegangen werden, wenn der Einzelhandel Zukunft haben soll.
Welche Rahmenbedingungen benötigt der stationäre Handel in Innenstädten und besonders an Ihren Standorten in Oberbiel und Wetzlar?
Anke Kaps: Ganz konkret wünsche ich mir eine funktionierende Infrastruktur – für alle Unternehmen und alle Bürger. Bei der Planung von Bauvorhaben sollte es nicht nur einen runden Tisch mit allen Betroffenen geben, sondern jemand in die Planung mit einbezogen werden, der direkt betroffen ist. Nur so können Pläne wie beispielsweise Bauvorhaben menschenfreundlicher realisiert werden. Stadt und Bürger müssen miteinander arbeiten – nicht gegeneinander!
Wir möchten unser Wirken und Handeln wieder selbst bestimmen können
(Anke Kaps, Geschäftsführerin Modehaus Kaps KG und Mitglied der IHK-Vollversammlung)

„Was wir uns wünschen, ist, endlich wieder unseren normalen Geschäften nachgehen zu können und unser eigenes Risiko zu tragen. Wir wünschen uns vernünftige politische Entscheidungen, die auch die Bedürfnisse der Bürger mit einbeziehen – und zwar alle, ohne irgendwelche Personengruppen zu diskriminieren oder auszuschließen. Wir wünschen uns eine vernünftige Energiepolitik, die Wirtschaften in Deutschland wieder sinnvoll macht und wollen weg von irgendwelchen Ideologien und weg von staatlichen Eingriffen und Maßnahmen. Im Prinzip wollen wir als Unternehmer keine Hilfen und Unterstützungen, und wir wollen auch niemanden, der unser Risiko trägt.

Wir wollen stattdessen einen Boden, auf dem Arbeit wieder Sinn und Spaß macht, für uns als Unternehmerfamilie ebenso wie für unsere Mitarbeiter. Wir möchten unser Wirken und Handeln wieder selbst bestimmen können.“
Anke Kaps

Sport- und Modehaus Kaps KG
1977 gründete Werner Kaps einen Tennisshop in seiner Garage in Solms-Oberbiel. Nach und nach entstand ein Erlebnisparadies rund um den Sport. Inzwischen hat sich das Unternehmen zu einem großen Sport- und Modehaus mit mehr als 13.000 Quadratmetern Gesamtfläche entwickelt - davon 10.000 für Sport und 3.000 für Mode an zwei Standorten. Mit 50 Markenshops zählt das Angebot des Unternehmens zu einem der breitesten in ganz Mittelhessen. Neben dem Hauptstandort in Oberbiel gibt es eine Niederlassung im Wetzlarer Forum über zwei Etagen. Die Belegschaft zählt 135 Mitarbeiter. Mit den Geschwistern Anke, Simone und Christian Kaps ist bereits die zweite Generation in die Leitung des Familienunternehmens eingestiegen. Insbesondere die Themenfelder Laufen, Tennis, Outdoor und Wintersport hat das Sport- und Modehaus weit über die Grenzen Mittelhessens besetzt, das Einzugsgebiet der Kunden umfasst knapp 200 Kilometer um Wetzlar.