Praxisbeispiele beim Cybersicherheitsgipfel
David Schöne ist seit über 20 Jahren Verkehrspilot und bringt umfassende Erfahrung aus der Flugunfallanalyse und Sicherheitsberatung in sein Unternehmen FlightGuardian ein. Auf dem Cybersicherheitsgipfel im Mai sensibilisierte er das Publikum für Sicherheitskultur und risikobasierte Entscheidungsfindung, Fehlertoleranz und Redundanzprinzipien. Für uns berichtet er über ein praktisches Beispiel:
From Cockpits to Firewalls: Cybersicherheit beginnt in der Chefetage
Cybersicherheit ist weit mehr als ein technisches Thema – sie ist ein Führungs- und Kulturthema. Wer Sicherheit ernst nimmt, muss sie vorleben.
In der Luftfahrt wissen wir: Ohne klares Bekenntnis der Führungsebene bleibt jedes Sicherheitskonzept ein Papiertiger. Es braucht dafür eine Kultur, in der Schwachstellen offen angesprochen werden dürfen, bevor sie zum Problem werden. Fehler sind dabei keine Bedrohung, sondern Chancen zur Verbesserung.
Die Unterscheidung zwischen „formaler Zuständigkeit“ und echter Verantwortungsübernahme ist maßgeblich für den Erfolg. Nur wenn Sicherheit im täglichen Handeln aktiv mitgedacht wird, kann ein echter Schutzmechanismus im Unternehmen entstehen - in der Luft wie auch am Boden.
Ein prägendes Beispiel aus meiner fliegerischen Praxis: In der letzten Phase eines komplexen Landeanfluges auf einen großen Verkehrsflughafen bemerkte ein junger Co-Pilot eine Unstimmigkeit in den Daten – ein kritischer Moment, da der Zeitdruck an dieser Stelle enorm ist. Statt die Bemerkung abzutun, reagierte der Kapitän besonnen, fragte bei dem Fluglotsen nach und überprüfte nochmals die Daten. Das Ergebnis: Es lag ein Fehler bei der zugeteilten Landebahn vor, der bei Nichtbeachtung möglicherweise zu einem ernsthaften Vorfall geführt hätte.
Dieses Beispiel steht sinnbildlich dafür, was gelebte Sicherheitskultur bedeutet: eine Arbeitsumgebung, in der Kommunikation auf Augenhöhe über alle Hierarchieebenen hinweg möglich ist, Führung aktiv Verantwortung übernimmt und Veränderung offen gestaltet wird.
Auch Unternehmen aus der Industrie können diese Prinzipien umsetzen – etwa durch die strukturierte Analyse und gezielte Weiterentwicklung ihrer Sicherheitskultur auf Basis höchster Standards der Luftfahrt, durch praxisnahe Führungskräftetrainings oder durch begleitete Veränderungsprozesse.
Entscheidend ist: Sicherheit beginnt im Kopf – und an der Spitze des Unternehmens.
David Schöne, Verkehrspilot und Geschäftsführer der FlightGuardian Aviation Safety GmbH.
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Ass. jur. Christian Bernhard