Wagner trifft...

"Der Einzelhandel braucht mehr Unterstützung"

Sie betreiben erfolgreich Standorte in Biedenkopf, Breidenbach, Gladenbach und Bad Berleburg. Dillenburg ist kein einfacher Einzelhandelsstandort, Sie haben sich 2018 dennoch für die Oranienstadt entschieden. Was hat Sie dazu bewegt, und wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Entscheidung heute?
Andreas Pitzer: Wir haben für unser Modehaus nicht nur Dillenburg, sondern auch Haiger und Herborn als Einzugsgebiet. Als unser Vorgänger diesen Standort aufgab, haben wir das Gebäude angemietet, renoviert und sind mit einer Ausstellungsfläche von 2000 Quadratmetern vor genau drei Jahren, im September 2018, in den Verkauf gestartet. Der Ansturm damals war verhalten, das hat sich inzwischen deutlich geändert – vor allem, weil sich unser guter Beratungsservice herumgesprochen hat. Wir sind eine beratungsstarke Branche, wir leben von unseren Mitarbeitern, die sich persönlich um unsere Kunden kümmern. Unsere Mitarbeiter sind das, was uns vom Online-Shopping im Internet unterscheidet.

Die Textilbranche ist von der Pandemie ganz besonders stark betroffen. Ich wünsche Ihnen einen Nachholeffekt beim Shoppen, aber die Verluste sind sicherlich nicht aufzuholen. Was brauchen Sie jetzt? Würden beispielsweise verkaufsoffene Sonntage helfen?
Andreas Pitzer: Auf jeden Fall. Verkaufsoffene Sonntage sind ein gutes Instrument, um den Umsatz anzukurbeln. Sie müssen allerdings in ganz Dillenburg laufen, nicht nur für ein einzelnes Geschäft wie unseres. Auch gezielte Aktionen wie zum Beispiel Modenschauen oder Sonderverkäufe werden sehr gut angenommen.

Der Einzelhandel musste in der Pandemie - neben Gastronomie und Dienstleistungsunternehmen - eine große Last schultern, indem er schließen musste. Währenddessen ist der Online-Handel weitergewachsen. Wie ist es jetzt? Planen Sie den Schritt hin zum eigenen Online-Shop, um in der Zukunft „pandemiesicher“ zu sein?
Andreas Pitzer: Ja, wir werden diesen Monat mit einem Online-Angebot auf den Markt gehen. Wir bieten unsere Mode über unseren deutschlandweit vernetzten Einkaufsverbund unter www.modehaus.de an. Allerdings ist dieser Schritt keine Reaktion auf die Pandemie und die Zeit des Lockdowns, sondern eine generelle Reaktion auf die Mitbewerber im Netz und das sich zum Teil wandelnde Einkaufsverhalten.

Welche Rahmenbedingungen braucht der stationäre Einzelhandel in der Zukunft in kleinen und mittleren Städten? Was wünschen Sie sich speziell für Ihren Standort in Dillenburg?
Andreas Pitzer: Der Einzelhandel braucht mehr Unterstützung – von vielen Seiten. Wir müssen der Öffentlichkeit bewusstmachen, wie wichtig ein funktionierender, stationärer Einzelhandel für eine Region ist, und was es auf Sicht bedeutet, wenn die Geschäfte vor Ort schließen. Der Einzelhandel ist schließlich ein wichtiger Standortfaktor, der eine Innenstadt erst attraktiv macht – auch für die so wichtigen Fachkräfte, die überall gesucht werden. Fehlt dieser Standortfaktor, werden es auch die Unternehmen aus anderen Branchen auf Dauer schwer haben, zu bestehen. Wichtig ist auch ein gesunder Mix an Geschäften und am besten gleiche Öffnungszeiten. Speziell für Dillenburg wünsche ich mir mehr rechtzeitige Informationen über Aktionen in der Stadt und damit mehr Planungssicherheit. Außerdem brauchen wir mehr Gespräche zwischen Politik und uns Gewerbetreibenden – vor allem darüber, wie man die Kunden hier halten kann.
Hintergrund:
Die Unternehmensgruppe Begro & Krug gliedert sich in zwei Firmen: Die Begro R. Krug GmbH, die das in Marburg ansässige Modehaus Begro sowie die Filialen von INTERSPORT Begro umfasst, sowie die Robert Krug GmbH & Co. KG mit den Modehäusern Krug. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter auf einer Gesamtverkaufsfläche von mehr als 25.000 Quadratmetern.

Die Modehäuser Krug umfassen fünf Filialen in Breidenbach, Gladenbach, Biedenkopf, Bad Berleburg und Dillenburg mit mehr als 9700 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zudem bieten die Modehäuser eine große Auswahl an Spielwaren sowie zusätzlich in der Filiale Breidenbach Schreibwaren und eine Schuhabteilung an. In den Filialen Biedenkopf, Bad Berleburg, Gladenbach und Dillenburg ist jeweils eine zur Unternehmensgruppe gehörende INTERSPORT Begro-Fläche integriert.