5 min
Lesezeit
"Es war ein großer Schritt, der sich gelohnt hat"
Seit März 2000 ist Anja Donges Inhaberin von INDIGO Lieblingsplatz in Biedenkopf. Erst in der Hospitalstraße als reines Modegeschäft ansässig, hat sie im Mai 2018 die Räume im neu restaurierten Fachwerkhaus am Marktplatz 2 bezogen und ihr Sortiment im Bereich Mode und Living erweitert. In der Corona-Pandemie hat Anja Donges online den Kontakt zu ihrer Kundschaft gehalten und neue Formate entwickelt, die sie auch jetzt – in Zeiten nach dem Lockdown – weiter mit Leben füllt.
Seit 21 Jahren betreiben Sie Ihr Geschäft in Biedenkopf. 2018 haben Sie sich getraut, in diese von der Stadt aufwändig sanierte Ladenimmobilie - direkt am Biedenkopfer Marktplatz - umzuziehen. Wie hat sich Ihr Geschäft in dieser exponierten Lage seither entwickelt?
Anja Donges: Es war ein großer Schritt, der sich gelohnt hat. Vorher war ich in der Hospitalstraße und hatte ein eher unauffälliges Ladengeschäft. Da ich mein Sortiment um einige Modelabel und auch um Wohnaccessoires ergänzen wollte, brauchte ich mehr Platz. Dieses Ladenlokal war die Chance. Hier habe ich deutlich mehr Verkaufsfläche als vorher. Als ich meiner Familie von dieser Möglichkeit erzählte, waren alle sofort begeistert und haben mich mit Rat und Tat unterstützt. Ich muss sagen: Der Mut hat sich gelohnt, seit dem Umzug habe ich nicht nur mein Sortiment, sondern auch meinen Kundenstamm vergrößern können. Der Laden lädt auch die Laufkundschaft zum Bummeln und Verweilen ein.
Sie waren auch während der Corona-Krise besonders aktiv in den sozialen Netzwerken unterwegs. Unermüdlich haben Sie stimmungsvolle Bilder auf Instagram und Facebook inszeniert und neue Ware gezeigt. Was hat sich bei Ihrer Kundschaft in der Krise verändert?
Anja Donges: Ja, ich habe täglich Fotos von der Ware aus meinem Geschäft in den sozialen Netzwerken geteilt und regelmäßig einen Status auf WhatsApp hochgeladen. Das war am Anfang sehr anstrengend, weil das Neuland für mich war. Meinen Kundinnen hat das sehr gefallen, deswegen läuft die Aktion auch ohne Lockdown weiter. Meine Kundinnen starten mit meinen Bildern zur Tasse Kaffee in den Tag, so wie andere mit der Zeitung. Übrigens: Das Tolle an dieser Art der Kommunikation ist, dass man sich immer mit den Kunden verbunden fühlt. In Lockdown-Zeiten haben sie mir per Nachricht geschrieben, welche Artikel ihnen besonders gut gefallen haben. Die habe ich dann auf Wunsch zur Abholung bereit in Tüten gepackt. Wenn Corona uns eins gesagt hat, dann: Die persönliche Kundenpflege ist das wichtigste für uns Einzelhändler. Im Herbst, noch vor dem zweiten Lockdown – habe ich deshalb auch angefangen, Freundinnen-Abende anzubieten. Man kann bei uns einen Mädels-Abend für Private-Shopping buchen für eine kleine Gruppe Frauen bis zu sieben Personen.
Sie vereinen Mode und Living in Ihrem Geschäft, stationäres Shoppen mit präsentem Auftritt in Facebook, Instagram und Co. Sie sind gut organisiert, haben aber auch eine Familie und noch ein schulpflichtiges Kind. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Anja Donges: Meine Familie ist ebenfalls sehr eingebunden in Beruf und Schule. Von daher ist es zum Glück kein Problem für sie, wenn für den Laden viel zu tun ist. Es bleibt auch genügend freie Zeit für meinen Mann und für meine Tochter. Und das Wochenende gehört unserer Familie. Die gemeinsame Zeit hilft, Kraft für die Woche zu tanken.
Menschen brauchen viele Gründe, um in die Stadt zu kommen, sie legen den Weg nicht nur für ein Geschäft zurück. Welche Gründe gibt es für Ihre Kundschaft, nach Biedenkopf zu kommen? Und was wünschen Sie sich für Ihren Standort?
Anja Donges: Dass die Stadt dieses Gebäude gekauft und saniert hat, ist ein großes Glück für Biedenkopf. Zusammen mit dem Café nebenan konnten wir es zu einem echten Lieblingsplatz ausbauen. Doch das allein reicht für die Stadt nicht. Biedenkopf hat viel Potential. Jedes neue Geschäft würde die Innenstadt beleben. Denn es ist schade, dass es hier so wenig Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt gibt. Ich wünsche mir deshalb mehr mutige Menschen, die an ihre Ideen glauben und sie in Biedenkopf verwirklichen.
„Der Mut hat sich gelohnt, seit dem Umzug habe ich nicht nur mein Sortiment, sondern auch meinen Kundenstamm vergrößern können“: Anja Donges, Inhaberin von INDIGO Lieblingsplatz in Biedenkopf.
Biedenkopf hat 13.588 Einwohner (Stand 1.1.2020). Der Einzelhandelsumsatz betrug pro Person im Jahr 2020 8481 Euro, der Bundesdurchschnitt lag bei 5921 Euro. Der Einzelhandelsumsatz aus 2019 vor der Pandemie betrug 8587 Euro und im Bundesdurchschnitt 6202 Euro pro Person. Biedenkopf hat 148 Einzelhandelsbetriebe.
Alle sieben Jahre findet seit 1839 in Biedenkopf das Grenzgangsfest statt, eine dreitägige, sehr populäre Veranstaltung, die sich seit 1693 aus dem notwendigen Abschreiten und Festlegen der Gemarkungsgrenze entwickelt hat und die Stadt in der Zeit in den Ausnahmezustand versetzt, tausende Besucher und Einwohner nehmen daran teil.
Die Vielfalt der Fachwerkhäuser in Biedenkopf ist vergleichbar mit dem Hessenpark. Durch drei Brände in Biedenkopf – in 100 Jahren - mussten die Häuser immer wieder neu aufgebaut werden, der große Brand von 1717 ließ nur acht Gebäude übrig. Es heißt, dass nach den Bränden Häuser aus Hessen nach Biedenkopf gebracht wurden, auf die verzichtet werden konnte, so ist die Vielfalt entstanden. Ein Fachwerkbau, das „Schenkbarsche Haus", hat alle Brände der Stadt überlebt, es ist heute ein privates Museum. Bekannt und beliebt sind die Eckelshausener Musiktage und die seit 2013 jährlich stattfindenden Schlossfestspiele in Biedenkopf. Quellen: MB Research, Selektion September 2021
Alle sieben Jahre findet seit 1839 in Biedenkopf das Grenzgangsfest statt, eine dreitägige, sehr populäre Veranstaltung, die sich seit 1693 aus dem notwendigen Abschreiten und Festlegen der Gemarkungsgrenze entwickelt hat und die Stadt in der Zeit in den Ausnahmezustand versetzt, tausende Besucher und Einwohner nehmen daran teil.
Die Vielfalt der Fachwerkhäuser in Biedenkopf ist vergleichbar mit dem Hessenpark. Durch drei Brände in Biedenkopf – in 100 Jahren - mussten die Häuser immer wieder neu aufgebaut werden, der große Brand von 1717 ließ nur acht Gebäude übrig. Es heißt, dass nach den Bränden Häuser aus Hessen nach Biedenkopf gebracht wurden, auf die verzichtet werden konnte, so ist die Vielfalt entstanden. Ein Fachwerkbau, das „Schenkbarsche Haus", hat alle Brände der Stadt überlebt, es ist heute ein privates Museum. Bekannt und beliebt sind die Eckelshausener Musiktage und die seit 2013 jährlich stattfindenden Schlossfestspiele in Biedenkopf. Quellen: MB Research, Selektion September 2021
Kontakt
Burak Dogan