"Unser Mann" im Aussenwirtschaftsausschuss

Gerhard Pfeifer versteht sich als Botschafter für die heimischen Unternehmen

Seine Fotoalben zieren Bilder aus aller Welt, zeigen ihn mit Außenministern oder Botschaftern aus anderen Ländern. 32 Jahre ist der Biedenkopfer Gerhard Pfeifer für den Bosch-Konzern als Leitender Direktor weltweit unterwegs gewesen: „Ich war in meiner Karriere immer schon international ausgerichtet“, erzählt der 60-Jährige. Ab sofort sitzt er mit seiner Expertise für die IHK Lahn-Dill im Außenwirtschaftsausschuss des DIHK und vertritt die Interessen der heimischen Wirtschaft auf internationaler Bühne. 
Unterstützung beim Thema Außenwirtschaft und Export 
Was ihn antreibt? „Ich habe durch Bosch 32 Jahre lang die Welt und die Wirtschaft kennengelernt. Diese Erfahrung möchte ich nun weitergeben und unsere Mitgliedsunternehmen – vor allem auch kleinere Betriebe – beim Thema Außenwirtschaft und Export unterstützten.“ Andere Länder, andere Kulturen – das ist auch privat die Leidenschaft von Gerhard Pfeifer, der fließend und verhandlungssicher Englisch und Französisch spricht sowie sich in Russisch und Spanisch unterhalten kann. „Wenn wir wieder reisen können, stehen für meine Familie und mich die Ziele Namibia und Alaska auf der Wunschliste ganz oben.“ 
Für die Arbeit im Außenwirtschaftsausschuss bringt Gerhard Pfeifer eine beeindruckende Expertise mit, seine berufliche Biografie liest sich atemberaubend: Der studierte Wirtschaftsingenieur startete nach seinem Examen 1989 in einem Management-Trainee-Programm bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart im Geschäftsbereich Hydraulik und Pneumatik. Bereits ein Jahr später wurde er persönlicher Assistent eines Bosch-Geschäftsführers, weitere drei Jahre später zog er als „Directeur Commercial“ in Frankreich die Fäden für das Unternehmen. „Ich war in der ganzen französischen Welt unterwegs, in den Überseegebieten, in Quebec sowie in den französischsprachigen ehemaligen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent.“  
Weltweite Verantwortung 
Weltweite Verantwortung übernahm Pfeifer ab 2003 als Executive VP bei Bosch Rexroth in Hannover – mit 2600 Mitarbeitern an Bord und einem Umsatz von 600 Millionen Euro. Hier begann auch sein ehrenamtliches Kammer-Engagement, Gerhard Pfeifer wurde Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss der IHK Hannover. „Neben regelmäßigen Board-Meetings in der US-Tochtergesellschaft war ich auch viel in Asien unterwegs, bin bestimmt rund 40 Mal nach China gereist, hatte sehr oft in Japan und Korea zu tun.“ Zu der Zeit war er bereits zum Direktor bei der Bosch GmbH in Stuttgart ernannt.  
Repräsentant in Moskau 
2011 kam dann ein neuer und spannender Aspekt der Internationalität dazu: Gerhard Pfeifer wurde als Repräsentant der Robert Bosch GmbH für alle GUS-Länder und die Mongolei nach Moskau entsandt und war fortan als Präsident der Robert Bosch OOO neben Moskau auch in Minsk (Belarus), Kiew (Ukraine), Almati (Kasachstan) und Tiflis (Georgien) zuständig. In Zahlen: Der Biedenkopfer zeichnete verantwortlich für 5800 Mitarbeiter, 12 Fertigungswerke und einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. „Das war eine spannende Zeit, ich konnte Länder kennenlernen, in denen sich vieles immer noch im Aufbau befindet“, erzählt der Bosch-Manager. Schnell wurde er in die deutsch-russische Auslands-Handelskammer aufgenommen und in den Vorstand gewählt, in dem er vier Jahr tätig war. 
Mit der Ernennung zum Vorsitzenden der Geschäftsführung bei Buderus Guss in Breidenbach kam der geborene Herborner 2016 in die Heimat zurück. Nach 32 Jahren geht er in diesem Sommer nun planmäßig in den Bosch-Ruhestand. „Doch Ruhestand ist noch nichts für mich“, so Gerhard Pfeifer. „Ich fühle mich noch tatendurstig und neugierig.“ Er will sich deshalb als Unternehmensberater dieses Jahr selbstständig machen und außerdem seine Erfahrungen in Ehrenämtern weitergeben. So war er neben verschiedenen Kammertätigkeiten seit 2006 auch Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss des VDMA und seit 2017 Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Gießereien. In den vergangenen Jahren vertrat er die heimische Industrie im gleichnamigen Ausschuss bei der IHK Lahn-Dill.  
Herausforderungen in der Außenwirtschaft 
Herausforderungen bei seiner neuen – ehrenamtlichen - Aufgabe im Außenwirtschaftsausschuss sieht er viele. „Die Welt steht vor einem Umdenken beim Thema Globalisierung. Corona hat uns auch dramatisch gezeigt, dass Lieferketten plötzlich nicht mehr funktionieren, dass Grenzen wieder schließen. Wir werden vieles neu bewerten und aufpassen müssen, dass das Thema nicht umschlägt in nationalen Protektionismus.“ Der Abbau von Zoll- und Handelsschranken sei eine weitere Herausforderung. “Auch müssen wir bei Konflikten eine Balance finden zwischen wirtschaftlichen Interessen und politischen Notwendigkeiten.“ Auf europäischer Ebene werde das Thema Brexit die Außenwirtschaft noch länger begleiten. Viele Aufgaben also, auf die sich Gerhard Pfeifer freut, und die er aktiv angehen will: „Ich werde die spezifischen Fragen und Interessen unserer Mitgliedsunternehmen zu einer Position formulieren und in Berlin zu Gehör bringen.“ Die Informationen, die von anderen Kammern in den Ausschuss getragen werden, will er im Gegenzug in der heimischen Region kommunizieren: „Ich möchte Botschafter sein für unsere Mitgliedsunternehmen.“           

   
Der DIHK Außenwirtschaftsausschuss
  • Amtsperiode 4 Jahre (2021-2024)
  • einer von 16 Ausschüssen
  • 96 Mitglieder aus Hauptamt – Unternehmen - und Ehrenamt  - IHK (Verhältnis 5:1) auf Vorschlag der IHKs

Bedeutung:
  • Meinungsbildung aus der Unternehmenspraxis für Berlin und Brüssel
  • Unternehmenserfahrungen direkt an Regierung und Parlament
  • Erfahrungs- und Branchenwissen, um Legitimation der Positionen zu stärken

Aufgaben:
  • Unterstützung bei
    – Politikberatung und Interessenvertretung der IHK-Organisation
    – der Organe des DIHK (Vorstand, Vollversammlung, beratende Funktion)
  • aktive Mitwirkung bei Stellungnahmen, Umfragen, etc.
  • Anregung, Kritik jeder Art

Themen der Ausschussperiode 2017-2020:
  • wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit
  • Exportkontrollen
  • EU-Freihandelsabkommen
  • Zukunft der WTO
  • Sanktionen gegen den Iran und Russland
  • Handelskonflikts zwischen den USA und China
  • ihre wirtschaftspolitischen Schwerpunkte der neue EU-Kommission
  • finanzierungs- und ausfuhrrechtlichen Fragestellungen im internationalen Geschäft