Serie Duale Ausbildung Teil I

"Es ist nicht entscheidend Beste oder Bester zu sein"

C + P-Personalleiterin Ulrike Bonacker über den Umgang mit und den Anspruch an Azubis
Hier werden „Beste“ gemacht: Die Unternehmensgruppe CHRISTMANN + PFEIFER In Angelburg hat – wie viele andere Unternehmen im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill auch – immer wieder landes- und bundesbeste Azubis in verschiedenen Ausbildungsberufen hervorgebracht. Doch wie bekommt man eigentlich die besten Azubis? Gibt es ein Erfolgsrezept? „Es ist nicht entscheidend, Beste oder Bester zu sein. Und es ist auch nicht unser Anspruch“, sagt Ulrike Bonacker von Christmann & Pfeifer Construction. Im Interview mit der LahnDill Wirtschaft verrät die Personalleiterin, worauf es ihr in einem Vorstellungsgespräch ankommt und wie die Unternehmensgruppe C + P ausbildet.
Merken Sie schon im Vorstellungsgespräch, ob ein zukünftiger „bester“ Auszubildender vor Ihnen sitzt?
Ulrike Bonacker: Das wäre ja toll, wenn man das bei einem ersten Kennenlernen gleich merken würde. Nein, wir haben leider keinen Röntgenblick. Was wir aber im Vorstellungsgespräch meist schon feststellen können, sind erste Charaktereigenschaften, ob jemand ins Team passt und engagiert ist. Wir legen es nicht darauf an, potenzielle landes- oder bundesbeste Auszubildende herauszufiltern. Man muss nicht der Beste sein, um später im Beruf Erfolg zu haben.
Was erwarten Sie von Bewerbern im ersten Gespräch?
Ulrike Bonacker: Wichtig sind Pünktlichkeit, ob der Bewerber den Augenkontakt sucht und ob er ihn hält. Eine gewisse, auch sichtbare, Aufregung ist völlig in Ordnung. Wichtig ist es mir, eine lockere Gesprächsatmosphäre aufzubauen, um mit dem Bewerber ins Plaudern zu kommen. Also stelle ich immer offene Fragen, um zu erfahren, wie der Bewerber mit seinen Mitschülern und Lehrern zurechtkommt, oder ob er vom Elternhaus unterstützt wird und wo seine Interessen und Stärken liegen. Ich versuche auch herauszufinden, ob er sich mit dem Berufsbild und unserem Unternehmen beschäftigt hat. In unseren Gesprächen ist der zukünftige Ausbilder immer mit dabei. Außerdem gebe ich den Azubis in den Bewerbungsgesprächen die Möglichkeit, uns kennenzulernen. Von so genannten Stressinterviews bei zukünftigen Auszubildenden halte ich überhaupt nichts.
Wie ist in Ihrem Haus der Umgang mit Azubis?
Für alle Mitarbeiter bei C + P gilt: Wir pflegen Authentizität, Zugewandtheit, einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe. Wir wollen Vertrauen schaffen für langfristige und gute Zusammenarbeit. Bei uns ist es beispielsweise auch für Azubis jederzeit möglich, den Chef anzusprechen. Da gibt es keine Grenze. Und wir merken: Wenn ein Azubi das Gefühl hat, er wird ernst genommen, dann folgen Engagement und Motivation von selbst.
Was für Rahmenbedingungen bieten Sie als Ausbildungsbetrieb?
Wir bieten moderne Arbeitsmittel auf dem neuesten Stand der Technik, hochqualifizierte Ausbilder und Freiräume zum Lernen und Üben. Bei uns können die Auszubildenden über den Tellerrand gucken und lernen komplette Arbeitsabläufe abteilungsübergreifend kennen. So kann der zukünftige technische Systemplaner in unserer Fertigung anschauen, wie seine Zeichnung umgesetzt wird und später zusammen mit dem Projektleiter auf der Baustelle sehen, wie seine Konstruktion montiert wurde. Dieses Zusammenspiel hat sich bewährt, es ist eine sehr gute Basis, um eine Ausbildung zu absolvieren.
Wie unterstützten Sie noch?
Wir unterstützen da, wo es notwendig ist. Wir leisten uns Individualität. Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Fachgebiete helfen gerne und in unserem hauseigenen Bildungszentrum (s. Kasten) bieten wir hohe Qualität – nicht nur für unsere Azubis. Darüber hinaus können unsere Auszubildenden an internen Fortbildungsveranstaltungen sowie an Prüfungsvorbereitungen teilnehmen, bei Bedarf holen wir zusätzlich ausbildungsbegleitende Hilfe ins Haus.

Das C + P Bildungszentrum
Wer sich für eine Berufsausbildung bei CHRISTMANN + PFEIFER entscheidet, bekommt ein großes Plus an Qualität in der Ausbildung frei Haus mitgeliefert, denn:

Das C + P Bildungszentrum ist ein Bündnis für Ausbildung und Teil der CHRISTMANN + PFEIFER Unternehmensgruppe. 1999 hat das Unternehmen diesen Ausbildungsverbund ins Leben gerufen und wird seither vom Land Hessen, der Europäischen Union und von der IHK Lahn-Dill unterstützt und empfohlen. Mittlerweile lernen hier technische Auszubildende aus mehr als 60 hessischen Mitgliedsbetrieben gemeinsam.

CHRISTMANN + PFEIFER übernimmt mit dem Bildungszentrum also nicht nur die Ausbildung der eigenen, sondern auch der zukünftigen Fachkräfte anderer Firmen. Auf diese Weise werden vorhandene Kapazitäten und Know-how effizient ausgenutzt. Großer Vorteil: Mitgliedsbetriebe können sich auf ihre eigentlichen Kernkompetenzen konzentrieren und gerade kleine Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, überhaupt noch Auszubildende einzustellen. Seit Gründung des Ausbildungsverbundes konnten so mehrere hundert Ausbildungsplätze in der Region geschaffen oder erhalten werden.