Ausbilden im Verbund Teil 1

Das C + P Ausbildungszentrum in Breidenbach

Der Fachkräftemangel in Deutschland hat einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu Folge ein neues Rekordniveau erreicht: 558.000 Stellen sind unbesetzt. Das Problem zieht sich durch alle Branchen. Umso wichtiger, mehr Menschen für eine qualifizierte Ausbildung begeistern. Doch nicht alle Betriebe können Kenntnisse und Fertigkeiten eines Berufsbildes in vollem Umfang vermitteln. Hier helfen Ausbildungsverbünde, eine überbetriebliche, zentralisierte Ausbildung zu organisieren. Hessens größter Ausbildungsverbund befindet sich im Einzugsgebiet der IHK Lahn-Dill: Das C+P Ausbildungszentrum mit Sitz in Breidenbach (Landkreis Marburg-Biedenkopf).
1999 von der Unternehmensgruppe Christmann + Pfeifer ins Leben gerufen, firmiert das C+P Ausbildungszentrum seit 2009 als eigenständige GmbH. Rund 70 Mitgliedsbetriebe aus ganz Hessen und aus Nordrhein-Westfalen – der am weitesten entfernte Betrieb ist in der Eifel ansässig – nutzen das Angebot. Der Vorteil: Die Betriebe können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und gerade kleine Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, überhaupt noch Auszubildende einzustellen. Seit Gründung des Ausbildungsverbundes konnten so mehrere hundert Ausbildungsplätze in der Region geschaffen oder erhalten werden. Ausgebildet wird in fast allen Metallberufen. Voraussetzung für die Teilnahme an der überbetrieblichen Ausbildung im C+P Bildungszentrum ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Betrieb, der ausbilden darf.
Das Bildungszentrum bietet für viele Ausbildungsberufe die Möglichkeit, alle praktischen und theoretischen Aspekte des jeweiligen Berufes mit den fachspezifischen Details zu erlernen. Während der Grundausbildung werden Grundkenntnisse der Metallbearbeitung gemäß der entsprechenden Ausbildungsverordnungen des ersten Ausbildungsjahres erworben. Anreißen, Körnen sowie Feilen, Sägen, Bohren und Gewindeschneiden gehören ebenso dazu wie Drehen, Fräsen, CNC-Bearbeitung, Steuerungstechnik und Schweißen. Dies wird sowohl virtuell am Schweißsimulator als auch praktisch geübt. In weiteren Projekten werden Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Selbstständigkeit gefördert. Die erworbenen Kenntnisse werden später in der betrieblichen Ausbildung vertieft. Zusätzlich können die Auszubildenden weitere Kurse und Seminare besuchen. Das Angebot reicht von Ergänzungslehrgängen bis hin zu Vorbereitungskursen für die Zwischen- und Abschlussprüfung Teil 1 und 2.
Neben der klassischen Facharbeiterausbildung sind auch Umschulungen, Weiterbildungen und Berufsorientierungen möglich, denn neben metallverarbeitenden Unternehmen gehören etwa auch die Agentur für Arbeit sowie die Industrie- und Handelskammer oder die Kreishandwerkerschaften zu den Kunden. Jüngst ist noch ein Qualifizierungsangebot für Flüchtlinge mit entsprechendem Sprachtraining dazu gekommen. Die Betriebe können also aus einem breiten Spektrum wählen, was sie für ihre Auszubildenden benötigen. Bernd Feige, Geschäftsführer des C+P Bildungszentrums, ist überzeugt: „Das, was wir hier zentralisiert anbieten, können die Betriebe im Einzelnen gar nicht leisten, weil es viel zu viele Ressourcen frisst. Wir investieren ständig, um in Sachen Ausbildung einen hochmodernen Standard zu ermöglichen.“
Den Trend, dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung anstreben, sieht auch Bernd Feige. Seit einigen Jahren seien die Ausbildungszahlen rückläufig, sagt Feige. Die Zahlen der IHK bestätigen das. 2018 wurden im Einzugsbereich der IHK Lahn-Dill insgesamt 1302 Ausbildungsverträge geschlossen, 2021 waren es nur noch 1064 (Stand: 31.12.2021). Dieser Rückgang ist Feige zu Folge auch den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie geschuldet, denn Praktika und damit eine Berufsorientierung fielen für viele Schüler aus. Das sei aber nicht der alleinige Grund, man könne auch nicht alles immer nur auf Corona schieben, meint Feige, denn die Gründe seien vielseitiger. „Viele junge Menschen streben auch einfach direkt ein Studium an“.       Sabine Glinke
Kontakt:
C+P Bildung GmbH
Tel.: 06465 919 139
www.cpbildung.de
Lesen Sie in unserer Septemberausgabe der LahnDill Wirtschaft: Ausbilden im Verbund, Teil II.