Jetzt#Könnenlernen

Bundesweite Ausbildungskampagne gestartet

Obwohl eine Ausbildung unzählige Karrierechancen bietet, ist das Image – vor allem im Vergleich zum Studium – ausbaufähig. Gleichzeitig suchen viele Unternehmen händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs.
Gemeinsam mit der Hamburger Agentur thjnk wollen die IHKs über eine bundesweit angelegte Marketingoffensive den Berufsweg Ausbildung noch attraktiver machen und mit einem positiven Lebensgefühl aufladen. Unter dem Motto Jetzt #könnenlernen lädt die Kampagne alle Schüler, aber auch junge Menschen, die umsteigen wollen oder ein Studium abgebrochen haben, ein, in das Lebensgefühl Ausbildung einzutauchen.
Echte Azubis – echte Geschichten
Herzstück der Kampagne sind die Erlebnisse der Azubis Batuhan, Henk, Louis, Leona, Mahalia, Meret, Muhammet, Gjemil und Emily. Sie berichten in den sozialen Medien über Erfahrungen bei der Ausbildungssuche, teilen Tipps und Tricks für den Berufseinstieg und erzählen aus ihrem Leben neben der Ausbildung. Die positive Botschaft: Ausbildung macht mehr aus uns!
Daneben planen die IHKs zahlreiche regionale Aktionen zum Ausbildungsstart – dazu gehören Beratungsangebote, Azubi-Messen, aber auch klassische Außenwerbung.
Mitmachkampagne für Betriebe
Zudem baut die Kampagne auf die Unterstützung der Unternehmen. Hierfür wird ein eigenes Werbemittelpaket angeboten. Denn insbesondere die mehr als 200.000 Ausbildungsbetriebe in Deutschland sind wichtige Multiplikatoren, um das Lebensgefühl Ausbildung zu transportieren. Die IHKs sehen darin die große Chance, den jungen Menschen in Deutschland zu zeigen, dass Ausbildung und Azubis nie wertvoller waren als heute. Ziel ist es, ein neues Bewusstsein für das Thema Ausbildung zu schaffen und so dabei zu helfen, Betriebe und den Fachkräftenachwuchs zusammenzubringen. Die Kampagne ist auf mehrere Jahre angelegt und soll in Zukunft mit weiteren Schwerpunkten fortgeführt werden. DIHK

Mehr zur Kampagne gibt es auch unter www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de

DIHK-Präsident Peter Adrian zum Start der bundesweiten IHK-Ausbildungskampagne
„Lebensgefühl Ausbildung“ vermitteln
In diesem und den nächsten Jahren gehen jährlich rund 400.000 erfahrene Mitarbeitende mehr in Rente, als junge Menschen in den Arbeitsmarkt starten. Die Babyboomer-Generation hinterlässt große Lücken in den Betrieben. Häufig haben die Älteren nach einer beruflichen Ausbildung exzellente Positionen in den Unternehmen erreicht. DIHK-Präsident Peter Adrian ist sicher: „Für junge Menschen, die in diesem oder den nächsten Jahren die Schulen verlassen, ergeben sich daraus Top-Einstiegsmöglichkeiten, wenn wir sie für eine berufliche Ausbildung begeistern können.“
Warum müssen wir das Thema Ausbildung stärker bewerben?
Peter Adrian: Die Vorteile einer Ausbildung kennen noch zu wenige Schülerinnen und Schüler: Gute Verdienstaussichten, hervorragende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und beste Chancen auf eine unbefristete Übernahme sind nur einige der Pluspunkte, die wir herausstellen wollen. Hinzu kommt ein wichtiger emotionaler Faktor: Wie schaffen wir es, Vorbehalte auszuräumen und ein „Lebensgefühl Ausbildung“ zu vermitteln? Wirtschaft ist facettenreich, dynamisch und spannend. Mit unserer Ausbildungskampagne wollen wir einen Perspektivenwechsel vollziehen.
Was soll die Kampagne erreichen?
Peter Adrian: Unsere Kampagne „Ausbildung macht mehr aus uns“ unterstützt Jugendliche bei ihrer Entscheidung, ob eine Ausbildung der passende Schritt in ihre berufliche Zukunft ist. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen neun echte Azubis. Sie gewähren uns Einblicke in ihre Ausbildung und ihr Leben. Wie fühlt es sich an, als Azubi Teil eines Teams zu sein? Ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss ist die Summe vieler Erfolgsmomente, aber auch der persönliche Umgang mit manchem Rückschlag. Die Kampagne soll auch das Verständnis zwischen Jugendlichen und Betrieben verbessern, damit sie leichter zueinanderfinden. Deshalb binden wir beide Seiten ein. Betriebe können unsere Kampagnen-Materialien nutzen und mitmachen.
Das Motto der Kampagne lautet „Ausbildung macht mehr aus uns“. Was bedeutet das konkret?
Peter Adrian: Es geht darum, unserer jungen Generation Vertrauen in ihre Zukunft zu geben beziehungsweise zurückzugeben. Wir zeigen Sinn, Sicherheit und persönliche Entfaltungschancen auf – in mehr als 200.000 Ausbildungsbetrieben in Deutschland. Machen, etwas bewegen, jeden Tag ein bisschen besser werden und sich durch das gelernte Können einfach gut fühlen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das kann persönlich sehr bereichernd sein. Ich habe selbst eine Ausbildung absolviert – wie viele erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer hierzulande – und kann diesen Weg daher ausdrücklich empfehlen.
Reicht eine Kampagne aus, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen?
Peter Adrian: Sicher nicht allein. Deutschland als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt ist gefordert, vielfältige Lösungen für die Linderung des Fachkräftemangels zu finden. Unsere Kampagne ist im Bereich der Ausbildung ein zusätzlicher Baustein. Wir verbessern mit ihr die altersgerechte Berufsorientierung für Jugendliche. Wir brauchen aber auch mehr Engagement der Schulen, zum Beispiel in der Berufsorientierung insbesondere an Gymnasien. Darüber hinaus müssen wir alle Potenziale nutzen, etwa durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder durch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. Es ist daher gut, dass die Bundesregierung eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes auf den Weg bringt. Dieses muss dann vor allem unbürokratisch in der Praxis umgesetzt werden – von der Visumerteilung bis hin zum Start in den Unternehmen.
In der Politik gibt es immer wieder Vorstöße für eine so genannte Ausbildungsgarantie, die allen Jugendlichen eine Lehrstelle vermitteln soll. Aus der Wirtschaft hagelt es Kritik, auch von Ihnen. Warum eigentlich?
Peter Adrian: Der Vorschlag ist wenig zielführend, wie ähnliche Vorstöße - etwa in Österreich - gezeigt haben. Wir haben in Deutschland keineswegs zu wenige betriebliche Ausbildungsplätze, sondern zu wenige Bewerberinnen und Bewerber. Aufgrund der großen Personallücken, die aktuell durch die Verrentungen entstehen, haben Jugendliche beste Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Neben dem demografischen Aspekt hat die Coronazeit viele Jugendliche verunsichert und ihre Berufsorientierung erschwert. Zahlreiche Unternehmen konnten wegen der Lockdown-Auflagen keine Praktika anbieten. Umso mehr kommt es nun darauf an, junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen.