"Build back better"

Die Wirtschaftsagenda von US-Präsident Biden

Mit seinem Programm „Build Back Better“ hat Präsident Joe Biden einen klaren Fokus auf innenpolitischen Herausforderungen und die Überwindung der Corona-Krise gelegt.

Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung von drei Millionen Arbeitsplätzen, vor allem im Energie- und Umweltbereich. Eine Million neue Jobs sollen im Bereich alternativer Antriebstechniken entstehen. Ferner plant Biden, Amerikas Infrastruktur zu modernisieren. Nachdem im März dieses Jahres der American Rescue Plan mit 1,9 Billionen US-Dollar verabschiedet wurde, um die Pandemie zu bekämpfen und die Wirtschaft anzukurbeln, wird derzeit ein knapp 2 Billionen schweres Infrastrukturpaket verhandelt. Wie und ob die Republikaner im US-Kongress dieses mittragen werden, ist derzeit ungewiss. Wie bei vielen anderen Vorhaben der Biden-Administration steht die Förderung von Wirtschaft, Umwelt und sozialer Gleichheit gleichermaßen im Fokus. Um seine Vorhaben umsetzen zu können, soll unter anderem der Unternehmenssteuersatz von 21 auf 28 Prozent erhöht werden.

Mit seiner Wirtschaftsagenda setzt Präsident Biden auf mehr Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. Der einheimische Markt soll mit Buy American-Vorschriften gestärkt werden. Aufträge der US-Regierung sollen in erster Linie an US-Firmen gehen. Hierunter fallen aber auch die deutschen US-Niederlassungen. Mit einem Investitionsbestand von über 470 Milliarden US-Dollar haben deutsche Unternehmen in keinem anderen Land der Welt so viel investiert wie in den USA. Davon profitieren rund 5.400 Unternehmen – auch viele mittelständische Betriebe, die knapp 900.000 Arbeitsplätze in den USA schaffen. Viele deutsche Unternehmen leisten in den USA seit langem einen Beitrag an der Schnittstelle von Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und hochwertigen Arbeitsplätzen.

Mit einem bilateralen Handelsvolumen von 190 Milliarden Euro, darunter entfallen 119 Milliarden Euro auf Exporte aus Deutschland, waren die Vereinigten Staaten 2020 der größte Exportmarkt für Deutschland. Beim Thema Handel hat sich der US-Präsident dafür ausgesprochen, höhere Umwelt- und Arbeitsschutzstandards durchzusetzen. Bestehende Zölle sollen kritisch geprüft werden. Auch die Handelsagenda zielt auf den inländischen Markt ab und soll amerikanischen Arbeitnehmern zu Gute kommen.

Bezüglich China will Biden mit Bündnispartnern enger zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Strategien zu entwickeln. Grundsätzlich zeigt er sich offen multilateralen Organisationen und Verhandlungslösungen gegenüber. Dem Pariser Klimaabkommen ist er bereits wieder beigetreten und auch die Wichtigkeit der westlichen Wertegemeinschaft hat Biden wiederholt betont. Mit Blick auf Europa sagte er „the transatlantic alliance is back!” Von Bidens Politik einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit in Bereichen wie Klima und Multilateralismus versprechen sich Unternehmen mehr Planungssicherheit.

Die deutschen Tochterunternehmen in den USA blicken zuversichtlich auf die Entwicklung der Region. Nach einem turbulenten Jahr 2020 erwarten laut des German American Business Outlook der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHK USA) 92 Prozent der befragten Tochterunternehmen Wachstum für ihr US-Geschäft im Jahr 2021. Fast zwei von drei Befragten gaben an, dass die COVID-19-Krise eine der drei größten wirtschaftlichen Herausforderungen für ihr Unternehmen im Jahr 2021 bleiben wird. Dennoch plant fast die Hälfte der Unternehmen einen Ausbau ihrer Belegschaft; nur 5 Prozent beabsichtigen, ihren Personalbestand im Jahr 2021 zu reduzieren. Der Mangel an Fachkräften bleibt weiterhin eine große Herausforderung. Offene Märkte sind nach Ansicht von zwei Dritteln der Befragten einer der wichtigsten Faktoren, um ihre US-Aktivitäten weiter ausbauen zu können. Abhängigkeiten von einem einzigen Markt sollen zukünftig reduziert werden. Fast genauso wichtig ist der Zugang zu Arbeitsvisa, um Betriebe und Maschinen am Laufen zu halten. Viele deutsche Tochterunternehmen haben die Pandemie als Katalysator genutzt, um Arbeitsabläufe anzupassen, zum Beispiel durch den Einsatz von kollaborativen Kommunikationstechnologien. Die spiegelt sich in den Investitionen in die Automatisierung und Digitalisierung von internen Prozessen wider. Dr. Christoph Schemionek, Delegierter (kommissarisch) der deutschen Wirtschaft in Washington, D.C.

Build Back Better – die Wirtschaftsagenda des 46. US-Präsidenten setzt ihren Fokus auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Diese Maßnahmen in der größten Volkswirtschaft der Welt haben auch Auswirkungen auf deutsche Unternehmen mit direktem und indirektem US-Bezug.