Ausbilden im Verbund, Teil 2

Pro Zukunft in Wetzlar und Outokumpu in Dillenburg

Eine qualitativ hochwertige und vielseitige Ausbildung anzubieten, ist für viele kleinere Betriebe kaum zu stemmen: Hier helfen Ausbildungsverbünde, eine überbetriebliche, zentralisierte Ausbildung zu organisieren. Über den größten Ausbildungsverbund Hessens, das C+P Bildungszentrum in Breidenbach, berichteten wir in Teil I dieser kleinen Serie in unserer Juliausgabe. Mit Pro Zukunft in Wetzlar und der Lehrwerkstatt des Outokumpu-Stahlwerkes in Dillenburg gibt es weitere Zusammenschlüsse im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill.
Der Vorteil der Ausbildung im Verbund liegt auf der Hand: Die Betriebe können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, und gerade kleine Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, über den Verbund alle Aspekte des angebotenen Ausbildungsberufes zu beleuchten. So können Ausbildungsplätze in der Region gehalten und sogar geschaffen werden. Das bestätigt Ines Kunz von Pro Zukunft Aus- und Weiterbildung e.K. mit Sitz in Wetzlar: „Viele Betriebe sind zu sehr spezialisiert, um gewisse Grundlagen zu vermitteln oder haben gar nicht die Kapazitäten, um auszubilden.“ Pro Zukunft schließe diese Lücken und ermögliche es Betrieben, auszubilden, die ohne das Angebot gar nicht ausbilden könnten.
Pro Zukunft ist ein privater Bildungsträger und wurde 1999 als Spin-off der Technischen Ausbildung der Leica Microsystems GmbH gegründet. Die Praxisnähe stehe dabei im Fokus: „Wir vermitteln aber auch jede Menge Soft Skills“, sagt Kunz, denn auch Punkte wie ein regelmäßiges Morgen-Meeting gehörten dazu, damit auch betriebliche Abläufe praxisnah verinnerlicht werden.
Metall- und Elektroberufe, Industriemeister Optik
Ziel der Gründung von Pro Zukunft war die Erschaffung einer überbetrieblichen Plattform für berufliche Aus- und Weiterbildung. Heute bildet Pro Zukunft in verschiedenen Metall- und Elektroberufen aus, im Bereich Optik ist eine Weiterbildung zum Industriemeister Optik möglich. „Wir schauen ganz gezielt und individuell, was die Unternehmen brauchen, um ausbilden zu können“, sagt Ines Kunz. 70 Betriebe gehören zum Kundenstamm und auf Wunsch übernimmt Pro Zukunft auch das gesamte Ausbildungsmanagement.
Dritter im Bunde der Ausbildungsverbünde ist die Lehrwerkstatt des Stahlwerks Outokumpu mit Sitz in Dillenburg. Hier werden nicht nur die eigenen Azubis ausgebildet, sondern die Werkstatt steht auch Auszubildenden aus anderen Betrieben offen. Selbst bildet Outokumpu in den Berufsbildern Industriemechaniker, Verfahrenstechnologe oder Elektroniker zur Betriebstechnik aus, auf Wunsch übernimmt die Lehrwerkstatt des Werkes aber auch das komplette Bewerbungsmanagement für interessierte Unternehmen und bietet auch Grundausbildungen und Lehrgänge in anderen Metallberufen an.
Den Trend, dass immer weniger junge Menschen eine Ausbildung anstreben, sieht Ines Kunz mit Sorge. Laut Zahlen der IHK wurden 2018 im Einzugsbereich der Kammer insgesamt 1302 Ausbildungsverträge geschlossen, 2021 waren es nur noch 1064 (Stand: 31.12.2021). „Vielleicht erfolgt das aus Unwissenheit, was ausgebildete, qualifizierte Kräfte in den Industrieberufen verdienen können“, vermutet Ines Kunz. Vielleicht sei es auch Druck aus dem Elternhaus. „Oft sind es tatsächlich falsche Vorstellungen, Ausbildung wird oft abgewertet in unserer Gesellschaft. Sie hat den Stempel der zweiten Klasse. Das stimmt aber gar nicht und muss sich dringend ändern.“ Sie weiß, dass die Azubi-Zahlen wieder ansteigen müssen, um dem bereits um sich greifenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch bei diesem Thema setzen die Ausbildungsverbünde an und unterstützen die Betriebe. Ines Kunz: „Wir vermitteln auch Arbeitskräfte, wenn Unternehmen gezielt jemanden suchen und wir gerade ausgebildet haben“.
Der Fachkräftemangel in Deutschland hat einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu Folge ein neues Rekordniveau erreicht: 558.000 Stellen sind unbesetzt. Das Problem zieht sich durch alle Branchen. Für Hessen meldete der HIHK im Juni 2021 zwar „nur“ 5000 unbesetzte Stellen, der HIHK zieht aber eine düstere Prognose: Bis 2035 könnten in Hessen zusammengerechnet 495.000 Fachkräfte fehlen. Umso wichtiger, diesem Trend etwas entgegenzusetzen und mehr Menschen für eine qualifizierte Ausbildung begeistern.
Kontakt:
Pro Zukunft Aus- und Weiterbildung Hermann Hagner e.K.
Tel.: 06441 67904310
www.pro-zukunft.de
Outokumpu
Tel.: 02772 3900
www.outokumpu.com