Die Macher: drei Freunde (DoiApp)

"Wir wollen die Region stärken"

Der Gedanke, die ländliche Region zu stärken, findet immer mehr Freunde, auch digital: „DoiApp“ – eine Smartphone-App für Bestellungen bei der heimischen Gastronomie und dem lokalen Einzelhandel - ist vor anderthalb Jahren nach einem Kneipenabend entstanden und nimmt inzwischen - auch durch die Corona-Krise - immer mehr an Fahrt auf. Die Macher: drei Freunde, alle Mitte 20, aus Bottenhorn im Hinterland.
Angefangen hat alles beim Abendessen in einer Gaststätte in ihrem Heimatort im Herbst 2019. „Ständig klingelte das Telefon und die Bedienung nahm Bestellungen an“, erinnert sich Sebastian Pusch. „Wegen der Lautstärke hatte sie Schwierigkeiten, die Anrufer zu verstehen. Da dachten wir uns: Das geht auch besser.“ Die Idee eine Smartphone-App für Bestellungen bei Gastronomen aus der Region zu entwickeln, die über keinen eigenen Internetauftritt verfügen, war geboren – „DoiApp“ ging an den Start. 
„DoiApp – das ist Mundart und heißt ,deine App“, erklärt Sebastian Pusch weiter.  Der Softwareentwickler studiert Informatik und kommt wie seine Mitstreiter, Lucas Staus, Elektroniker, und Janick Wagner, Betriebswirt, aus Bottenhorn im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die drei Jungs kennen sich seit der Grundschule, spielen zum Teil noch heute gemeinsam Fußball auf dem Land und lieben ihre Heimat.
„Wir haben durch das Leben auf dem Dorf kontinuierlich miterleben müssen, wie regionale Strukturen, die über Jahrzehnte fester Bestandteil unserer Gesellschaft waren, mehr und mehr aufgelöst wurden“, erklärt Lucas Staus die Idee hinter der Gründung. Durch immer neuere technische Möglichkeiten und dem Streben nach Gewinnmaximierung seien der Einzelhandel und auch die
Gastronomie in den ländlichen Regionen gefährdet. Janick Wagner fügt hinzu: „Wir wollen die Region stärken und mit DoiApp Alternativen zu überregionalen Lieferdiensten bieten - getreu unserem Motto: Aus der Region - Für die Region.“ Immerhin hätten zwei Drittel aller in Deutschland lebenden Menschen ihr Zuhause in der ländlichen Region.
Als sich herausstellte, dass die Idee mit den Bestellungen per App nicht nur funktionierte, sondern dem Lokal auch zusätzliche Kunden brachte, kamen immer mehr Anfragen von Gastronomen aus der Region. Lucas Staus: „Unsere Idee wurde von Beginn an gut angenommen. Nach zwei Monaten hatten wir einen gewissen Bekanntheitsgrad.“ Dann kam Corona und die Nachfrage nach alternativen Bestellmöglichkeiten stieg.
Die App funktioniert einfach: Die Gastronomen stellen ihre Gerichte als Produkte in die App ein, der Gast wählt aus, bestellt und bekommt postwendend eine Uhrzeit zur Abholung genannt. „Diese Art der Bestellung ist die Zukunft“, sagt Sebastian Pusch. Der Trend ginge weg vom Telefon, hin zur digitalen Bestellung. „Die persönlichen Kontakte werden weniger werden“, ist er sicher.
Inzwischen zählt das Gründertrio 15 Kunden, und seit Mai 2020 sind fast 6000 Bestellungen im Wert von rund 160.000 Euro über die App abgewickelt worden. Auf den Erfolg wollen sie jetzt aufsetzen. „Bislang kommen unsere Kunden fast ausschließlich aus der Gastronomie“, erzählt Pusch. „Doch wir wollen das Konzept auf den gesamten Einzelhandel ausweiten.“ Gespräche mit anderen Brachen laufen.
Geld verdient das Trio mit DoiApp nicht. „Unsere Erträge reinvestieren wir direkt in die Weiterentwicklung der App“, sagt Janick Wagner. Sie versuchen, die Arbeit an der App, so gut es geht, neben ihren täglichen Jobs oder dem Studium zu erledigen. Sebastian Pusch entwickelt, Janick Wagner kümmert sich um Finanzen und Buchhaltung und Elektroniker Lucas Staus besucht die Kunden vor Ort, wenn es technisch hakt.
Den jungen Gründern geht es nicht darum, mit einer guten Geschäftsidee viel Geld zu verdienen. Lucas Staus: „Wir möchten in erster Linie mit der App die Region stärken. Für uns heißt das, den Einzelhändlern in der Region zu helfen, mit der Digitalisierung Schritt zu halten, um auf dem Markt gegen die großen Player bestehen zu können.“ Außerdem steht die Idee einer Stiftung im Raum, die einen Großteil der erwirtschafteten Gewinne des Unternehmens erhält und in soziale und ökologische Projekte in der jeweiligen Region investiert. Grundvoraussetzung dafür sei Wachstum, so die Gründer. Denn dieses Konstrukt sei erst dann sinnvoll, wenn durch die Gewinne ausreichend Kapital zur Verfügung stehe. „Damit möchten wir dem heutigen Prinzip des Geldflusses entgegenwirken, der oftmals aus der Region hinaus verläuft und den Weg nur in den seltensten Fällen wieder zurückfindet.“
Trotz allem möchten die drei Gründer irgendwann von „DoiApp“ leben. „Dafür müssen wir die App weiter vorantreiben und brauchen starke Partner an unserer Seite“, erklärt Sebastian Pusch. Mit einem Partner, ein regionales Unternehmen mit vielen Filialen, starten sie gerade durch. Was die drei Gründer besonders freut: Das Unternehmen bezieht seine Zutaten fast ausschließlich aus der Region. Ein Konzept, das den drei Gründern und ihrem heimatverbundenen Ansatz sehr entgegenkommt.