Manuel Rupp (weLOG)

„Ich habe alles auf eine Karte gesetzt“

Seine Firma ist noch kein Jahr alt. Der Handelsregistereintrag der „weLOG“ stammt zwar vom 11. Juni 2019. Der organisatorische Start des Logistikunternehmens folgte jedoch erst kurze Zeit später – am 1. September 2019 – mit drei Mitarbeitern in einer zweieinhalbtausend Quadratmeter großen gelben Halle am Bahnhof in Solms-Albshausen.
 
Heute – keine zwölf Monate weiter – leitet Gründer Manuel Rupp bereits eine ganze Firmengruppe – die „weGROUP“ – mit 54 Mitarbeitern inklusive 10 Azubis in einem Gebäude von 9.000 Quadratmetern und einem erwarteten Umsatz für dieses Jahr von 2,5 Millionen Euro. Die Creditreform bekam bei ihrem jüngsten Besuch den Mund vor lauter Staunen kaum noch zu. Was war geschehen?
„Wir sind rasant gewachsen“, erzählt Firmengründer Rupp. „Zum Jahreswechsel habe ich schon gemerkt: Ohne Organigramm kommen wir nicht mehr klar.“ Der 39-Jährige freut sich: „Es war einfach die richtige Idee.“ Auch die Beratung war eine runde Sache: „Ich habe mich an die IHK gewandt und bin sehr gut begleitet worden.“
Natürlich gehörte auch eine ordentliche Portion Mut zu diesem Aufschlag dazu. Denn neben den herkömmlichen Geschäftsfeldern wie Fracht- und Zollservice oder der Kontraktlogistik traute Rupp sich auch an Geschäftsfelder heran, die in der Branche als „eher schwierig“ gelten, wie er sagt. Zum Beispiel die Werbemittellogistik: „Wir schicken Broschüren, Plakate und zum Teil fragile Merchandising-Artikel für unsere Kunden in alle Welt“, erklärt Rupp. Damit hat er offensichtlich eine Nische besetzt: „Broschüren sind schwierig zu verschicken, von daher gibt es nur wenige Firmen, die so etwas machen, und noch weniger, die es gut machen“, erzählt Rupp. Dabei bringt weLOG die Artikel nicht nur auf den Versandweg, sondern bietet seinen Kunden auch die optimale Möglichkeit zur Lagerhaltung, Kommissionierung und Verpackung. Vor allem für letztgenannte Aufgabe hat der Gründer in seinem Team inzwischen wahre Verpackungskünstler beschäftigt. Zu seinen Kunden gehören unter anderem die Lufthansa, Clariant oder CSL-Behring.
Ein weiteres großes Geschäftsfeld sind die E-Commerce-Lösungen, die weLOG anbietet. „Dabei machen wir es wie eine Werbeagentur“, verrät Rupp seine Strategie: „Wir designen die Shops, wir sourcen nicht aus. Der Kunde zahlt dafür keine Initialkosten. Da fällt bei den Unternehmen die Hemmschwelle. Das Risiko liegt also nicht bei unseren Kunden, sondern bei uns.“ In der ständig wachsenden Marketingabteilung wird nicht nur designt, sondern werden auch Marketingstrategien für die jeweiligen Kunden erarbeitet. „Mit den hier entwickelten 360° Kampagnen mit Fokus auf den Online-Kanälen werden die Artikel unserer Kunden erfolgreich vermarktet und verkauft. „Dafür bekommen wir für alles, was über den Shop verkauft wird, einen prozentualen Anteil. Es ist also eine Win-Win-Situation, da alle das gleiche Ziel haben. Dieses Modell ist zudem für unsere Kunden berechenbar.“ weLOG übernimmt darüber hinaus auch den Customer-Service für den Endkunden – sei es via Social-Media, per E-Mail oder Telefon: „Egal, wie die Anfragen kommen, wir antworten im Namen unserer Kunden und nehmen ihnen alles ab.“
Das Angebot kommt an, bereits 25 Webshops von Unternehmen aus ganz Europa befinden sich in der Siegmund-Hiepe-Straße in Wetzlar. Das Hochregallager im ehemaligen Rink-Gebäude, in das sich der Jungunternehmer zum Jahresanfang eingemietet hat, ist proppenvoll.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Dem 39-Jährigen spielt auch einschlägige Erfahrung in die Hände. Denn der Familienvater hat fast sein halbes Leben in der Logistikbranche gearbeitet. So startete er 2002 als Dualer Student bei StudiumPlus in der Logistikbranche, nach seinem Abschluss in BWL wurde er 2005 Assistent der Geschäftsleitung und Leiter der IT. 2008 erhielt er Prokura, vier Jahre später wurde er Geschäftsführer. 2018 bekam Rupp die Chance, als Interimsgeschäftsführer eines Logistikunternehmens im Rhein-Main-Gebiet weitere Erfahrungen zu sammeln. Im Anschluss gründete er seine eigene Firma. Dabei immer an seiner Seite: die IHK Lahn-Dill mit ihrem Gründer-Team. „Ich kann den Service der Kammer nur jedem empfehlen.“
Sein Tipp für Gründer: „Man darf nie den Glauben an sich selbst verlieren. Und man muss bereit sein, Risiken einzugehen. Ich habe auch alles auf eine Karte gesetzt. Ohne Risiko kann man keinen Erfolg haben.“
Text: Iris Baar, IHK Lahn-Dill
LahnDill Wirtschaft | Ausgabe Juli/August 2020