Metallbau Höse GmbH

Auf dem Weg zur Smart Factory

„Eher ein Marathon als ein Sprint“
Führen das Metallbau-Unternehmen in der dritten Generation: Geschäftsführer Philipp Höse (r.) und Martin Marburger. © Metallbau Höse GmbH
Die Zeichen stehen auf Wachstum: Seit drei Jahren schreibt die Firma Höse in Biedenkopf-Wallau einen Rekordumsatz nach dem nächsten, die Mitarbeiterzahl hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt, der Maschinenpark im Gewerbegebiet in der Ludwig-Grebe-Straße ist inzwischen vollautomatisiert – nicht zuletzt durch die größten Investitionen seit Firmengründung. 2024 wird sich das Familienunternehmen deshalb auch auf der Fläche deutlich vergrößern: Auf 12.000 Quadratmetern im benachbarten Gewerbegebiet Krummacker – nur 300 Meter Luftlinie entfernt – werden eine moderne Halle für Versand und Montage sowie zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. „Aber alles nachhaltig“, erklären die beiden Geschäftsführer Philipp Höse und Martin Marburger, die das Unternehmen inzwischen in der dritten Generation führen und auf dem direkten Weg zur Smart Factory sind.
In den Produktionshallen der Firma Höse läuft es Schlag auf Schlag: In Sekundenschnelle bearbeiten hochmoderne Maschinen verschieden dicke Bleche, lasern, stanzen oder schneiden präzise Teile aus den Platten und schweißen zusammen, was zusammengehört. Die Blechplatten kommen aus einem automatischen Blechlager, das direkt an die Anlage zur Weiterverarbeitung angebunden ist. Gekantet wird in einer so genannten Biegezelle. Die Maschine fertigt in Nullkommanichts exakte Winkel an Kleinteilen quasi ganz von allein.
Testkunde für neue Maschinentechnik
„Es ist eine Highspeed-Biegezelle von der Firma Trumpf, sie ist die schnellste auf der Welt und erkennt die Blechdicken selbstständig“, erklärt Philipp Höse eine der neuesten Anlagen in der Metallverarbeitung. Die neueste ist das TRuLaser Center 7030, eine Maschine, die alle Schritte des Laserschneidens kombiniert – von der Programmierung bis zum sortierten Teil. „Wir sind das einzige Unternehmen in Hessen und das dritte in Deutschland, in dem diese Technologie im Einsatz ist“, erklärt Martin Marburger und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Wir sind einer von drei Testkunden des Maschinenbauers Trumpf. Unsere Erfahrungen mit der Software der Trumpf-Maschinen rund um Schichtplanung und Wertschöpfung auf dem Weg zur Smart Factory fließen in die Entwicklung ein.“ Viel scheint der Maschinenbauer nicht optimieren zu müssen, die Maschinen – und damit die Software - machen einen ordentlichen Job, wie auch die anderen getesteten Anwendungen. Davon können sich die beiden Chefs beim Blick durch kleine Sichtfenster in die Innenräume der Maschinen überzeugen. Beide sind sicher: Es werden nicht die letzten Anschaffungen sein, denn, so Martin Marburger, „Stillstand ist Rückschritt und für uns einfach keine Option.“
„Unser Opa war ein Technik-Freak“
Seit 44 Jahren wird von Familie Höse in Biedenkopf-Wallau Metall verarbeitet, dabei hat sich das Unternehmen ständig weiterentwickelt. Neue Entwicklungen im technischen Bereich spielten schon immer eine große Rolle. „Unser Opa war ein Technik-Freak“, sagt Philipp Höse, der für den technischen Bereich des Metallbauunternehmens verantwortlich zeichnet. „Unser Großvater Karl-Heinz Höse hatte 1979 im Alter von 46 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und eine Stahlbaufirma hier vor Ort übernommen“, erzählt Philipp Höse von den Anfängen. Damals arbeiteten vier Mitarbeiter auf 400 Quadratmetern Betriebsfläche im Wallauer Gewerbegebiet in der Ludwig-Grebe-Straße. Unterstützt wurde der Firmengründer von seinen beiden Söhnen, Heinz-Walter und Hartmut Höse, die das Geschäft in den Folgejahren weiter aus- und sukzessive immer mehr Produktionshallen an die Ursprungshalle anbauten. Heute sind am Betriebssitz in Wallau 80 Mitarbeiter auf einer Hallen- und Bürofläche von 5000 Quadratmetern mit 9000 Quadratmetern Grundfläche tätig. „Wir fertigen im Drei-Schicht-Betrieb für rund 400 Kunden unterschiedlicher Branchen mehr als 100.000 verschiedene Artikel“, sagt Martin Marburger, in der Geschäftsleitung für den kaufmännischen Bereich zuständig. „Metallbau Höse fertigt alles, was man aus Blech herstellen kann“, so Martin Marburger. Mehr als 2000 Tonnen Material im Jahr verarbeitet der Lohnfertiger, davon 60 Prozent Stahl, 30 Prozent Edelstahl und 10 Prozent Aluminium.
12.000 Quadratmeter für Versand und Montage
Doch der Platz am Ursprungsstandort ist erschöpft. Im Krummacker wird nun in zwei Schritten auf 12.000 Quadratmetern neuer Platz geschaffen und Versand und Montage aus der Ludwig-Grebe-Straße ausgelagert. Dadurch könne die interne Logistik deutlich verbessert werden. „Vor allem gewinnen wir am alten Standort mehr Fläche für die Produktion und die Schweißarbeiten“, so Martin Marburger. Etwa zehn neue Arbeitsplätze entstehen durch die Maßnahme, weitere sollen im Laufe der Jahre folgen. Philipp Höse: „Wir legen Wert auf ein langsames, aber stetiges Wachstum. Auch das gehört zum Thema Nachhaltigkeit.“
Papierloses Büro in 2024
Eine Etappe auf dem Weg zur Smart Factory ist das papierlose Büro, das in diesem Jahr umgesetzt werden soll. Philipp Höse: „Wir werden unter anderem Tablets in der Produktion einführen.“ Ressourcenschonend ist Metallbau Höse schon seit einigen Jahren bei der Energiegewinnung unterwegs – mit Photovoltaikanlagen, LED-Beleuchtung in den Hallen sowie neuen Maschinen mit reduziertem Stromverbrauch. Derzeit wird die Fahrzeugflotte auf E-Mobilität umgestellt, die Ladeplätze auf dem Firmenparkplatz sind schon montiert. Martin Marburger: „Immer mehr unserer Kunden wollen Auskunft, was wir tun, um unseren CO2-Fußabdruck zu minimieren. Darauf müssen wir Antworten haben.“ Antworten wie die 14.001-Zertifizierung im Umweltmanagement, die das Unternehmen inzwischen erhalten und damit einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Zukunft gemacht hat. Eine ressourcenschonende Produktion, die sich selbst organisiert – im Familienunternehmen Höse weiß man: „Der Weg zur Smart Factory funktioniert nicht von heute auf morgen. Es ist eher ein Marathon als ein Sprint. Aber bis zum nächsten Weihnachtsfest wollen wir den größten Schritt gegangen sein.“                                                                   Iris Baar

Gehörlose Ukrainer integriert
Dem Fachkräftemangel begegnet der Familienbetrieb vor allem mit Ausbildung, derzeit lernen sechs Azubis in dem Hinterländer Metallbauunternehmen, unter anderem rekrutiert auf einem hauseigenen Azubi-Tag. Auch das Thema Integration geflüchteter Menschen spielt bei Metallbau Höse eine Rolle. Mit Vitalii und Maksym integriert das Unternehmen unter anderem zwei gehörlose Brüder aus Bakhmut aus der Region Donezk in der Ukraine. „Sie haben vor Kriegsausbruch in ihrem Land bereits in einem metallverarbeitenden Betrieb gearbeitet“, so Daniela Höse, zuständig für Marketing im Bereich der Geschäftsführung. Die Sprachbarrieren seien enorm: „Gebärdensprache ist nicht international, sondern je nach Herkunftsland unterschiedlich. Man benötigt also immer zwei Dolmetscher.“ Zweimal die Woche fahren die beiden Ukrainer nach Frankfurt für einen speziellen Gebärdensprachkursus „deutsch“. Daniela Höse: „Das bedeutet für uns im Moment zwar zwei Tage Verlust von Arbeitszeit, aber die Integration läuft großartig. Die beiden Männer haben auch schon signalisiert, dass sie bleiben wollen.“ 

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