Ohne Wirtschaft kein Klimaschutz

Schweres Gerät für den Ultraleichtbau

Auch in der Präzisionsfertigung lässt sich immer noch ein Schräubchen drehen, wenn es um CO²-Reduzierung und Ressourceneinsparung geht. Etwa durch die Investition in noch präzisere Maschinen für den Ultraleichtbau.
„Präzision bedeutet, nichts dem Zufall zu überlassen“ – das ist das Firmenmotto der Jost Metallverarbeitung GmbH & Co. KG. Das Unternehmen fertigt anspruchsvolle Präzisionsteile aus Aluminium, Stahl und Kunststoffen. Darunter auch ultraleichte Bauteile für Luftfahrzeuge. Der präzise Anspruch motiviert auch, das eigene Bewusstsein für die Umwelt unter die Lupe zu nehmen. Das schärft den Blick für Kundenanforderungen an den Materialverbrauch und die Produktion.

Das Aluminium-Thema

Wer Aluminium verarbeitet weiß, dass man es mit einem Material zu tun hat, das einen hohen Ressourceneinsatz in der Herstellung braucht. Alleine 8 – 10 Kilogramm CO² werden bei der Herstellung von einem Kilogramm Aluminium freigesetzt. Bei der Jost Metallverarbeitung war man deshalb immer um einen effizienten Materialeinsatz bemüht – und auch die Kunden haben den Anspruch, dass Ausschuss und Abfall in der Produktion möglichst geringgehalten werden. Gleichzeitig ist bei Sparten wie dem Ultraleichtbau für Flugfahrzeuge Qualität von besonderer Wichtigkeit.

Präzision gewinnt

Das Herzstück der PIUS-Invest-Fördermaßnahme war die Investition in eine neue Maschine für den Maschinenpark: ein hochmodernes 5-Achs-Bearbeitungszentrum mit beidseitig gelagertem Dreh-Schwenktisch, das eine äußerst präzise Zerspanleistung gewährleistet und dabei schneller und extrem energieeffizient arbeitet. Darüber hinaus kann nun auf den Einsatz von endkonturnahen Rohlingen umgestellt werden. Zeit- und Materialersparnis sowie ein niedrigerer Energieverbrauch schaffen eine umweltfreundlichere Qualität. Ergänzt wird das Bearbeitungszentrum durch einen Klimatower zur Luftreinigung sowie einen Laserbeschrifter.

Nachhaltiger, auch im Wettbewerb
Im Gespräch: Geschäftsführer Sascha Jost

Wie sind Sie auf die PIUS-Invest-Förderung aufmerksam geworden?
Wir hatten großes Glück, dass unser Bankberater an einer RKW-Schulung teilgenommen hatte und dann aktiv auf das PIUS-Förderprogramm aufmerksam machen konnte. Die Fördermaßnahme hat einen guten Impuls gegeben, Investitionen nicht nur anzudenken, sondern auch in die Umsetzung zu gehen.
Was hat sich durch die PIUS-Invest-Förderung für Ihr Unternehmen geändert?
Durch die Investition in die neue Maschine sind wir in der Lage, deutlich präzisere Teile zu fertigen. Dadurch sparen wir Material und produzieren weniger Müll. Insgesamt sparen wir rund 60 Prozent Aluminium ein. Und wir merken, dass die neue Maschine mit ihrer Materialersparnis und Energieeffizienz durchaus ein interessantes Argument für unsere Kunden ist. Insgesamt sind wir also nicht nur nachhaltiger geworden, wir sind auch wettbewerbsfähiger und besser am Markt platziert.
Welche Anregungen, Impulse, Lektionen möchten Sie gerne noch teilen?
Für uns war dies die erste Förderung und ich finde es toll, dass es diese Möglichkeiten für Unternehmen unserer Größenordnung, mit elf festen Mitarbeitern, gibt. Es ist aber wichtig, dass man die richtigen Partner hat. Ohne unseren Bankberater hätten wir im Geschäftsalltag sicher nicht die Zeit gehabt, nach passenden Fördermaßnahmen zu suchen, und der Bewerbungsprozess ist doch sehr aufwendig. Man ist auf externe Hilfe durch die sehr kompetenten Berater angewiesen. Da es ja aber meist sehr branchenspezifische Themen sind, die ein gewisses Fachwissen erfordern, wäre es schön, sich als Unternehmen auch ohne zu viel Hindernisse stärker selbst in den Bewerbungsprozess einbringen zu können.
Fazit: Nur ein erster Schritt
Die PIUS-Invest-Förderung hat auf jeden Fall ein neues Nachdenken über Investitionen und Fördermaßnahmen in Gang gesetzt. Und auch hier ist ein Dominoeffekt im Unternehmen spürbar. Wenn die durch die Förderung angestoßenen Veränderungen in der Produktion einmal voll ins Laufen gekommen sind, wird man höchstwahrscheinlich weiter ausbauen müssen. Dabei wird man bei der Jost Metallverarbeitung immer auch den Blick auf Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit haben. Im Unternehmen sind das Bewusstsein für umweltschonende Maßnahmen und Innovationsgeist zusammengewachsen. 
Technologieland Hessen / Hessen Trade & Invest GmbH

Jost Metallverarbeitung wird Mitglied in der Umweltallianz
Seit vergangenem Monat ist das Unternehmen Jost Metallverarbeitung Mitglied in der Umweltallianz Hessen. Der Referatsleiter Umwelt der IHK Lahn-Dill, Thomas Klaßen, überreichte Franziska und Sascha Jost die Urkunde für ihr herausragendes Engagement im Umweltbereich. In der Allianz sind inzwischen mehr als 1100 Mitglieder, neben größeren Unternehmen sitzen 25 Kommunen, außerdem Handwerker und Vereine, die im Umweltbereich besonders engagiert sind, mit im Boot. Thomas Klaßen von der IHK Lahn-Dill leitet die Geschäftsstelle federführend für ganz Hessen und ist erster Ansprechpartner für die Unternehmen bei allen Themen rund um die Umwelt. 
Ziele der Umweltallianz Hessen: Regulierungen im Umweltbereich auf ein Minimum reduzieren, die Eigenverantwortung der Unternehmen stärken und dadurch die Unternehmensstandorte umweltverträglich sichern. Kurz: Es geht um Kooperation statt Konfrontation. „In der Umweltallianz Hessen ziehen Politik und Wirtschaft an einem Strang. Das ist in dieser Form einmalig“, so Klaßen.
Was macht die Umweltallianz?
Neben vielfältigen Informations- und Beratungsangeboten, Netzwerk- und Partnertreffen, gibt es Dialogforen bei der Umsetzung zu aktuellen Umweltgesetzgebungsverfahren, in denen ganz konkrete Maßnahmen verabredet werden: „Derzeit kümmern wir uns beispielsweise darum, dass mehr Recyclingmaterialien im Bau verwendet werden. Noch werden diese Materialien bei einem Bauvorhaben sehr wenig ausgeschrieben. Dieses Defizit zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Kreislaufwirtschaft“, erklärt Klaßen.
Wir können Unternehmen Mitglied werden?
Vor allem durch freiwillige Leistungen wie Zertifizierungen nach anerkannten Energie- und Umweltmanagementsystemen oder branchenspezifischen Umweltchecks. Unternehmen, die ihre Mobilität im Sinne des Klimaschutzes verändert haben, können ebenso Mitglied werden wie Betriebe, die Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft durchführen. Wichtig ist: Die Unternehmen müssen im Umweltschutz aktiv sein und mehr tun als die Gesetzgebung vorschreibt. Eine reine Absichtserklärung reicht nicht aus.