Nachfolgeregelung "Tradition trifft Moderne"

Mit neuem Konzept punktet die Bauernstube bei der Bank

Seit mehr als 50 Jahren gibt es das familiengeführte Hotel und Restaurant Bauernstube im Eschenburger Ortsteil Wissenbach. Vergangenes Jahr - noch vor Corona - hat Mathias Dietrich den Betrieb von seinem Vater Lothar übernommen – mit einer gut geplanten Nachfolgeregelung.
Eine Unternehmensnachfolge unterliegt in Deutschland bestimmten Voraussetzungen, für die es einen – meist – umfangreichen Nachfolgeprozess gibt. Bei Familie Dietrich dauerte er ein halbes Jahr. „Es mussten mehrere Gespräche mit Banken geführt werden, außerdem musste ich einen Businessplan aufstellen“, erzählt Mathias Dietrich. Zum 1. Januar 2020 war es dann soweit – der gelernte Gastronom übernahm den Betrieb des Vaters.
„Eigentlich war es schon immer klar, dass ich das Hotel und die Gaststube einmal übernehmen werde“, erzählt der Eschenburger, der seine Ausbildung 1993 in Bad Laasphe gestartet und anschließend 26 Jahre im elterlichen Betrieb als Juniorchef gearbeitet hat. Um das Geschäft zu übernehmen, musste Mathias Dietrich seinem Vater im Rahmen der Nachfolgeregelung Hotel und Restaurant abkaufen.
„Für eine Nachfolgeregelung ist es auf jeden Fall wichtig, den richtigen Partner an seiner Seite zu haben“, so Mathias Dietrich. Er hatte sich für ein Steuerberaterbüro entschieden, das auf Nachfolgeregelungen spezialisiert ist. „Dann muss das Auftreten bei der Bank stimmen, dort sollte man einen gut aufgestellten Businessplan vorlegen.“ Ganz wichtig sei gewesen, einen bodenständigen Eindruck zu hinterlassen: „Die Banken wollen keine Visionen über kaum machbare Projekte hören.“
Mathias Dietrich hatte gleich beim zweiten Versuch eine Bank gefunden, die sein Konzept unterstützen wollte und bereit war, seine Ideen einer Neugestaltung des Betriebes zu finanzieren. Inklusive Kaufpreis mit Verkäuferdarlehen handelte es sich dabei um eine sechsstellige Summe. „Und ich hatte fast kein Eigenkapital.“ Doch das ist nicht ausschlaggebend bei einer Nachfolgeregelung, solange der Businessplan stimmt. Mathias Dietrich punktete mit seinem Konzept „Tradition trifft Moderne“.
Inzwischen hat der Juniorchef die Pläne zur kompletten Modernisierung von Gaststube und Hotel umgesetzt. Alle Hotelzimmer sind renoviert, neue Bäder eingebaut, das Mobiliar wurde komplett erneuert. Auch in der Gaststube ist die Handschrift des neuen Inhabers nicht zu übersehen. Das 70er Jahre-Ambiente ist ausgezogen. Parallel zur Renovierung wurde zusätzlich eine Brandschutzsanierung durchgeführt.
„Ich wollte den Betrieb veredeln, ohne an Bodenhaftung zu verlieren“, erklärt Mathias Dietrich weiter. Das ihm das gelungen ist, sieht man nicht nur am neu gestalteten Restaurant, sondern auch an der Speisekarte. Die deutsche Küche und die Spezialisierung auf Fisch sind geblieben, haben aber neue Begleiter bekommen – wie den Burger.
Die Lockdown-Zeiten während der Corona-Krise hat Dietrich überstanden – unter anderem, weil er sehr schnell auf ein „To-Go“-Konzept umgestellt hat. „Während der Gastronomie-Schließungen haben wir Aktionen wie unsere Burger-Time angeboten und sie auf Facebook beworben“, so Mathias Dietrich. Das Abholgeschäft lief hervorragend, auch das Hotel war trotz Corona ausgebucht: „Wir haben das Glück, dass wir sehr viele Geschäftsreisende haben, für die waren Übernachtungen erlaubt.“
Mathias Dietrich ist bereit, mit seiner Gastronomie jetzt richtig durchzustarten. Sein nächster Plan: „Wenn alles wieder normal läuft, werde ich einen Hausprospekt entwerfen, mit dem wir uns bei den Firmen der Region vorstellen wollen.“