Fachkräfte für Mittelhessen

"Wo kaufe ich hier frischen Fisch?"

Zur langfristigen Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit müssen sich deutsche Unternehmen dem Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte am internationalen Markt stellen. Doch die Entscheidung eines ausländischen Arbeitnehmers für Deutschland hängt neben den wirtschaftlichen Anreizen vor allem von weichen Faktoren wie der Lebens- und Wohnqualität sowie der Möglichkeit zur Integration ab. Damit die Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland sich in Mittelhessen wohl fühlen und bleiben - dafür sorgen seit Jahren Stephanie Steen und Andrea Haase. Sie bauen mit ihren Dienstleistungen den Neuankömmlingen in Mittelhessen ein Nest.
Meist muss es schnell gehen: „Spätestens, wenn die erste Gehaltsabrechnung ansteht und die Steuernummer fehlt, kommt der Anruf“, weiß Stephanie Steen aus jahrelanger Erfahrung. „Dann klingelt mein Telefon, ein Unternehmen bittet mich um Unterstützung, die Formalitäten für die neue Fach- oder Führungskraft aus dem Ausland zu regeln.“ Meist fehle nicht nur die Steuernummer. „Oft ist auch noch kein Konto eröffnet.“ Und ohne Konto kein Handyvertrag, keine Schufa-Auskunft und Probleme bei der Anmietung einer Wohnung. Zeit für Stephanie Steen aus Wetzlar, tätig zu werden. Denn Stephanie Steen ist Relocaterin, das heißt, sie betreut Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland beim Jobwechsel nach Deutschland.
„Ob sich ausländische Arbeitnehmer und ihre Familien nach einem Wohnsitzwechsel in Deutschland gut einleben und dauerhaft wohlfühlen, entscheidet maßgeblich über ihren beruflichen Erfolg“, sagt Andrea Haase, Inhaberin einer Sprachschule aus Rosbach v.d. Höhe. Auch bei ihr muss es schnell gehen: „Die neuen Mitarbeiter sollen schließlich möglichst rasch an den meist deutschsprachigen Meetings teilnehmen können, dafür mache ich sie in individuellen Sprachkursen fit.“ Kunden der beiden Dienstleisterinnen sind meist große Unternehmen, die ihre Fachkräfte im Ausland rekrutieren.
Als Stephanie Steen und Andrea Haase 2015 auf der Gießener Ausbildungsmesse Chance aufeinandertrafen und sich über ihre unterschiedlichen Schwerpunkte austauschten, war schnell klar: „Im Team können wir die Willkommenskultur in Mittelhessen ausbauen.“ Seit sechs Jahren arbeiten sie regelmäßig zusammen, aktuell werden 30 Familien aus dem Ausland von beiden Frauen betreut. Nun haben sich die beiden entschieden, die nächste Phase ihrer Kooperation einzuläuten, indem sie ihre Dienstleitungen unter der gemeinsamen Dachmarke „GermaNest“ bündeln. Auch ein gemeinsamer Internetauftritt darf nicht fehlen: www.GermaNest.de heißt der Auftritt, der für Relocation Services und individuelle Deutschkurse steht. Stephanie Steen: „Wir wollen Menschen so begleiten, dass sie sich schneller zu Hause fühlen. Wir wollen Menschen beim Bau ihres Nestes helfen.“ Und dazu gehöre nicht nur das Begleiten bei Behördengängen und das Erledigen von Formalitäten. „Es ist wichtig, dass sich die Menschen mit Gleichgesinnten treffen können. Der Erfahrungsaustausch spielt eine ganz große Rolle beim Einleben in Deutschland.“ Längst haben die beiden deshalb englisch- und spanischsprachige Stammtische etabliert, an denen es manchmal um ganz banale Fragen geht: „Wo kaufe ich hier frischen Fisch?“
Aber auch, wie man sich in Deutschland seinem Nachbarn am besten vorstellt oder welche Bildungs- und Freizeitangebote es gibt, erklären Andrea Haase und Stephanie Steen den internationalen Fach- und Führungskräften. Zur schnellen Integration gehören auch Sprachkenntnisse. In maßgeschneiderten Deutschkursen macht Andrea Haase ihre Schüler für den Arbeitsalltag fit. Aufgrund ihrer 20-jährigen Tätigkeit als Unternehmensberaterin ist sie in der Lage, inhaltliche Themen aus der Unternehmenswelt mit dem Spracherwerb zu kombinieren. So lernen die neuen Mitarbeiter in den Unternehmenskursen die Fähigkeiten, die sie für den Job in Deutschland benötigen. In den Sprachkursen für Privatpersonen geht es dagegen eher darum, Situationen im deutschen Alltag sprachlich problemlos meistern zu können. Die Vorteile gegenüber den klassischen „Deutsch-als-Fremdsprache“-Kursen: deutlich kleinere Gruppen, überwiegend Einzelunterricht, individuelle Terminplanung und Kursgestaltung. Das hat natürlich seinen Preis, der aber von den Auftraggebern, den Unternehmen, übernommen wird – wie auch die Dienstleistungen des Relocation Service. Die Investition lohne, sagen Steen und Haase: „Denn wenn die neuen Mitarbeiter sich hier nicht wohlfühlen und wieder nach Hause wollen, kann es richtig teuer für die Firmen werden – das ist in den Arbeitsverträgen meist geregelt.“
Doch ist der neue Mitarbeiter erst einmal angekommen, und es gefällt ihm hier, dann holt er oft seine Familie nach. Nicht selten wird dann die ganze Familie bei weiteren Schritten wie der Suche nach der Schule, dem Finden von Freunden – eben dem Bau des „GermaNest“ - begleitet. Stephanie Steen und Andrea Haase kennen keinen Feierabend, ihr Beruf ist ihre Leidenschaft. Zufrieden sind beide erst, wenn die Expats sich heimisch fühlen, ihr eigenes Netzwerk in Mittelhessen gefunden und den Nestbau abgeschlossen haben. „Dann sind es keine Amerikaner oder Inder mehr, dann sind es Weltenbürger in Mittelhessen.“ Von denen viele inzwischen zu Freunden von Andrea Haase und Stephanie Steen geworden sind.
Mit Relocation Service oder Relocator wird ein Dienstleistungsangebot bezeichnet, das sich hauptsächlich an Personen richtet, die aus beruflichen oder privaten Gründen ihr Heimatland für bestimmte oder unbestimmte Dauer verlassen und ins Ausland umziehen. Dabei unterstützen Relocation-Dienstleister diese Personen und ihre Familien, aber auch deren Arbeitgeber im gesamten Prozess des Umzuges. Zu den Aufgaben eines Relocation Consultants gehören unter anderem die Suche nach einer Wohnung, die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt, die Erledigung der Formalitäten bei der Ausländerbehörde und die Anmeldung der Kinder im Kindergarten oder in der Schule. Ein Relocation Consultant informiert seine Klienten auch über deutsche Kulturangebote und Vereine - und hilft so bei der Integration der ganzen Familie.

Der Arbeitskreis Willkommenskultur im Regionalmanagement unterstützt mit seinen Produkten ganz konkret mittelhessische Unternehmen beim Werben um Fach- und Führungskräfte. Um diesen weiche Standortfaktor für die regionale Wirtschaft zu fördern, bietet der Arbeitskreis Veranstaltungen an, um Neubürgerinnen und Neubürger in Mittelhessen bei der Integration vor Ort zu unterstützen und die Menschen, die gerne in der Region leben und arbeiten möchten, den Zuzug erleichtern.

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