Hier wäscht man sich die Hände

Breidenbacher Karussellbauer entwickelt mobilen Waschtisch

Den Kopf nicht in den Sand stecken: Immer mehr Unternehmer an Lahn und Dill trotzen der Corona-Krise mit innovativen Ideen und bringen neue Produkte auf den Markt.
John Heinz ist solch ein Unternehmer. Der 29-jährige Karussellbauer aus Breidenbach-Oberdieten hat die Coronakrise gleich zu Beginn zu spüren bekommen. Denn in Zeiten, in denen Volksfeste und andere Veranstaltungen reihenweise abgesagt werden, finden auch Karussells kaum noch Abnehmer. Da kam die Anfrage eines Frankfurter Schaustellers nach mobilen Waschbecken gerade recht.
„Ich fing an, mir Gedanken zu machen, wie es trotz Corona für uns weitergehen kann“, erzählt der Inhaber von Pleasure-Equipment, John Heinz. Er nahm sich seinen Zeichenstift zur Hand, setze sich an seinen Schreibtisch und legte los. „Ich wollte ein Waschbecken aus einem stabilen, aber leichten Kunststoff, das großen Besuchermengen standhalten kann und transportabel ist“, erzählt Heinz. Weiter sollte es leicht aus der Form zu lösen sein und hohen hygienischen Ansprüchen genügen. „Schnell war mir klar: Die Form einer Pylone eignet sich wunderbar“, so der Unternehmer. „Eine Pylone hat kaum Ecken und Kanten, lässt sich aus einer Form herstellen und das Schmutzwasser läuft an der Kegelform einfach nach unten ab.“ Und nicht nur das: Die Form erinnert an ein Absperrhütchen und fällt damit ins Auge: Hier wäscht man sich die Hände. In Zeiten verschärfter Hygienebestimmungen ein wichtiges Detail. Die Idee für den Wash Dish war geboren.
John Heinz entwickelte eine Gussform für halbe Teile und baute einen Prototyp aus Glasfaserkunststoff (GFK) mit speziellen Harzen aus dem Schwimmbeckenbau. Zwei Becken – eins für Erwachsene und ein tiefer gelegenes für Kinder – sind komplett eingegossen. Da die halben Pylonen achsensymmetrisch sind, können sie zu einer Hygiene-Insel aneinandergeschoben, aber auch als halber Kegel einfach an eine Wand gestellt werden.
„Standardmäßig sollen die Hygienekegel nur mit einem Kaltwasseranschluss und einem Abwasserschlauch ausgestattet werden“, erklärt Heinz. Allerdings können die Waschtische auch autark betrieben werden. Denn der Innenraum bietet Platz für ein Frisch- und Abwassersystem mit Tanks. Eine halbrunde Ausbuchtung in der Mitte ermöglicht es zudem, die Pylone um Strommasten zu bauen, um die sogenannte fliegende Stromversorgung zu nutzen.
An Ideen hat es dem 29-Jährigen noch nie gemangelt. Bereits mit 17 Jahren schnitzte er in der elterlichen Garage aus Styropor die ersten Formen für ein Kinderkarussell, das er mit einem Speismotor in Schwung und damit sein heutiges Geschäft zum Laufen brachte. Seit zwölf Jahren bedient John Heinz nun Kunden weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Auch der erste Wash Dish hat die Werkstatt in Breidenbach-Oberdieten inzwischen verlassen und befindet sich in einem Vogelpark in Detmold.
Text: Iris Baar, IHK Lahn-Dill
LahnDill Wirtschaft | Ausgabe Juni 2020