Wissenschaft und Wirtschaft

Eine Digitale Pinnwand für Grundschulen

Die Grundschule Biedenkopf ist in der digitalen Welt angekommen. Papier hat weitgehend ausgedient. Mit Leichtigkeit tauschen 280 Erst- bis Drittklässler mit ihren Lehrerinnen und Lehrern Lernmaterialien, Aufgaben, Korrekturen und vieles mehr über ein digitales Pinboard aus. Die Grundschule gehört seit diesem Schuljahr zu den ersten offiziellen Nutzern des Pinboards als Teil der Software Audimax, entwickelt bei StudiumPlus in Wetzlar, den Dualen Studiengängen der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM). Die Anwendung ist auch für Unternehmen interessant.
 
Hessens Schulen benötigen neben einem neuen Videokonferenzsystem auch ein alternatives digitales Pinnwandwerkzeug. Die weitverbreiteten Produkte US-amerikanischer Softwarefirmen werden wegen datenschutzrechtlicher Bedenken nur noch so lange geduldet, bis eine einwandfreie Lösung gefunden ist. Doch die Vergabe durch das Kultusministerium ist momentan nicht absehbar. Die Alternative zu Padlet und Co. könnte aus Mittelhessen kommen: Im Auftrag des CompetenceCenter Duale Hochschulstudien – StudiumPlus e.V. (CCD) wird von einem Team um Prof. Frank Kammer die Entwicklung der Plattform Audimax vorangetrieben – datenschutzkonform, stabil, intuitiv nutzbar und seit Sommer einsatzbereit. Mehr als interessant sei die Anwendung auch für alle Hochschulen und Unternehmen, erklärt der CCD-Vorstandsvorsitzende und ehemalige IHK-Präsident Uwe Hainbach.
 
Vom Veto des Hessischen Datenschutzbeauftragten gegen den Einsatz von Microsoft Teams und Padlet an Schulen wurde die Grundschule Biedenkopf wie alle anderen Schulen im Januar kalt erwischt. „Wir mussten kurzfristig eine neue Lösung finden, um Materialien an unsere Schüler zu bringen“, berichtet der stellvertretende Schulleiter Frank Rompf. Hilfesuchend nahm seine Schule Kontakt zu StudiumPlus auf. Dort wurde an einem virtuellen Campus gearbeitet. Unter dem Namen Audimax ist eine Software entstanden, die hybride und digitale Lehr- und Kollaborationsformen, unterschiedlichste Kommunikationsmöglichkeiten wie Chat, 1:1-Anrufe und Video-Calls, den Austausch von Dateien und gemeinsame Dokumentenbearbeitung unterstützt.
 
Nach erfolgreichen Testläufen an mehr als einem Dutzend Schulen nutzt die Grundschule Biedenkopf seit Schuljahresbeginn offiziell das Pinboard von Audimax. Die Oberfläche wurde hinsichtlich ihrer Optik und Bedienung auf die Bedürfnisse von Grundschülern angepasst. Rompf ist begeistert von der Lösung, die kinderleicht zu bedienen sei, zum Beispiel ist ein Login per QR-Code möglich, was gerade für Erstklässler sehr nützlich ist. Audimax biete weitere große Vorteile gegenüber den Konkurrenzprodukten, so Rompf. Die Lehrkräfte können ihren Schülern nicht nur einseitig Arbeitsblätter zukommen lassen, die Schüler können ihrerseits auch die von ihnen gelösten Aufgaben in einem geschützten Bereich einreichen und die Lehrkräfte wiederum mit den Korrekturen antworten. Inzwischen hat die Grundschule Biedenkopf auch den Elternbrief auf das digitale Pinboard umgestellt und im Kollegium werden Materialien darüber ausgetauscht. In Zukunft werden immer mehr hybride Formate Lehre und Lernen bestimmen, davon ist Hainbach überzeugt. Schulen und Hochschulen stünden vor denselben Herausforderungen. Audimax biete die Möglichkeit, enger zusammenzuarbeiten und Schwellen abzubauen. Hainbach: „Schüler sind schließlich die Studierenden von morgen.“
 
Anwenderfreundlichkeit ist Prof. Kammer wichtig. Eine Studie belegt, dass alle Schüler ganz nebenbei und mit viel Spaß den Umgang mit der Technik und damit zu kommunizieren lernen. Neben der Funktionalität liegt der Fokus von Audimax auf Qualität, Sicherheit, Datenschutz und Integrierbarkeit in bestehende IT-Landschaften, erklärt Projektkoordinator Prof. Carsten Lucke. Die Lösung wird in Deutschland gehostet und betrieben – absolut datenschutzkonform, bestätigt durch den Hessischen Datenschutzbeauftragten. Für den unkomplizierten Datenaustausch setzt Audimax auf das Open-Source-System Nextcloud. Die Benutzeroberfläche ist eine Eigenentwicklung. Diverse Schnittstellen ermöglichen laut Kammer das Andocken unterschiedlichster Datensysteme. So kann die Einbindung der Audimax-Pinnwand in das Schulportal Hessen oder in die vor allem von den Schulen im Lahn-Dill-Kreis genutzte Plattform IServ schnell und einfach erfolgen, der Nutzer wechselt mit einmaliger Authentifizierung per Passwort (Single-sign-on) in die Anwendung.
 
Audimax bietet als weiteres Feature einen individuell gestaltbaren Tages- und Wochenterminkalender für Kurse und Unterrichtsfächer. Und seit Neustem einen Chat, der parallel zu Videokonferenzen genutzt werden kann. An der digitalen Pinnwand können mit unterschiedlichen Schreibrechten Dokumente, Hausaufgaben, Aufgabenblätter, Tests, Links, Bilder oder Videos angeordnet werden. Kammer: „Vorstellbar sind in Zukunft auch Anwendungen mit künstlicher Intelligenz und multimediale Unterstützung, die den Lehrkräften die Arbeit erleichtert.“
 
Auf der Suche nach Alternativen zur kritischen US-Software Padlet hatte das Hessische Kultusministerium die Universität Frankfurt mit der Begutachtung mehrerer Systeme beauftragt. Audimax hat mit Bravour bestanden. Doch bis zu einer Entscheidung werden weitere Monate vergehen. Audimax sei sofort startklar, betont Hainbach. Schulen, die das System wie die Grundschule Biedenkopf nutzen möchten, finden Kontakt über die Webseite https://audimax.digital/. Dort können auch Test-Accounts eingerichtet werden.                           SteffenGross/StudiumPlus