Der Tag an dem der Shutdown kam

"Keiner weiß, wie und wann es weitergeht"

„Wir mussten in der Zeit jeden Tag aufs Neue überlegen und hofften auf eine Schulöffnung nach den Osterferien, wie sie zu diesem Zeitpunkt auch noch angekündigt war“, erinnert sich Andreas Vogel, Geschäftsführer von Grebe Reisen und Inhaber von Omnibusbetrieb und Fahrzeughandel Vogel, an den Tag, als der Shutdown kam. „Für uns völlig unvorbereitet, wurden am 16. März die Schulen geschlossen, und von heute auf morgen mussten zwölf Kleinbusse, die täglich etwa 100 Kinder mit Beeinträchtigung zu verschiedenen Schulen transportieren, stehen bleiben.“ Nach 14 Tagen fällt bei dem Biedenkopfer Unternehmen die Entscheidung, bereits eine Woche vorab in den Ferienbetrieb zu starten, - allerdings noch immer in der Hoffnung, „nach Ostern ist alles vorbei“, so Vogel.
Doch nach Ostern kam das große Erwachen: „Nichts war vorbei, wir gingen in die Verlängerung, und es kam schlimmer als zuvor jemals erwartet“, erzählt Andreas Vogel weiter. Fast täglich kamen Absagen für Klassenfahrten, Sonderschulfahrten oder auch Ausflugsfahrten, die zuvor schon lange geplant waren.  Der Linienverkehr ging zwar nach den Osterferien wieder in den Normalfahrplan über, was einen ersten kleinen Schritt in Richtung Normalität bedeutete. Doch: „Viele Fahrten haben in der Zeit mit einer einzigen Person im Bus stattgefunden und zwar dem Busfahrer“, so Vogel. „Aber gerade den älteren Menschen muss es möglich sein, zwei Orte weiter zum Arzt zu kommen.“
Knapp drei Wochen später, ein weiterer Schritt zur Normalität, „sofern man noch von normal sprechen kann“, erinnert sich Vogel. Die Schulen öffneten zur Betreuung von Kindern systemrelevanter Eltern. Woche für Woche durften mehr Kinder in die Betreuung aufgenommen werden, der Omnibusbetrieb mussten täglich auf Veränderungen reagieren: „Wir bekamen unzählige Anrufe von Eltern, ob das Kind denn nicht auch schon mitgenommen werden kann. Manche Tage habe ich gefühlt nur am Telefon verbracht, um mit Erziehungsberechtigten, Behörden, Schulen und meinen Fahrern zu besprechen, was möglich ist, und wo wir leider gebunden sind“ berichtet Andreas Vogel.  
Das Zusatzgeschäft, Fahrzeughandel mit Nutzfahrzeugen gibt ihm in dieser Zeit die nötige Hoffnung: Denn viele seiner Kunden kommen aus den Balkanländern, die zu dem Zeitpunkt von COVID 19 noch nicht so stark betroffen sind wie die Länder in Westeuropa. Vogel: „Nutzfahrzeuge werden außerdem immer gebraucht, und notfalls gibt es da auch schon mal ein Verkaufsgespräch, ohne ein Wort gewechselt zu haben einfach nur über den PC.“ So freute sich Andreas Vogel in dieser Zeit über jedes verkaufte Fahrzeug noch mehr, auch wenn dies mit zusätzlichen Umständen behaftet war: Durch die Schließung der Zulassungsstelle Biedenkopf und einen Vorlauf von 10-14 Tagen auf der Zulassungsstelle in Marburg, gab es auch in dem Bereich große Schwierigkeiten.
Nun, nach fast 6 Monaten im Ausnahmezustand, läuft bis auf Ausflugsfahrten wieder alles völlig normal. Der Linienverkehr ist für die nächsten acht Jahre gesichert, die europaweite Ausschreibung konnte von Busunternehmen aus dem Hinterland gewonnen werden. „Um diesen Zuschlag sind wir sehr froh, das sichert uns unsere tägliche Arbeit. Der Touristikverkehr hat es da doch um einiges schwerer. „Unsere Reisebusse stehen seit März still. Wir würden sie derzeit gern in den Linienverkehr einbauen, um den Platzmangel ein wenig zu mindern, wir haben nur leider keine Busfahrer für weitere Busse, um diese gleichzeitig zu bewegen.“