Mitglied der Vollversammlung

Ernest Schlösser

Segeln – das bedeutet für ihn Entspannung pur: „Da wird der Kopf frei“, sagt Ernest Schlösser, Inhaber von „Das Maßband“ in Driedorf. Wenn der Vater dreier Kinder aus den Segelferien – meist im niederländischen Wattenmeer - in den Westerwald zurückkehrt, dann stecke er immer „voller Energie“, erzählt der 56-Jährige. Das glaubt man ihm sofort.
Ernest Schlösser sitzt seit diesem Jahr für die IHK Lahn-Dill in der Vollversammlung und im Handelsausschuss, denn der ehrenamtliche Einsatz für die Wirtschaft in der Region ist ihm ein großes Anliegen. „Engagement in der IHK – das ist eine gute Möglichkeit, um mit anderen Unternehmen in Kontakt zu bleiben.“ Großer Vorteil für die Kammer: Ernest Schlösser kennt beide Welten, für die die ersten beiden Buchstaben in der Abkürzung IHK stehen – die Industrie und den Handel.
Vor einem Vierteljahrhundert kam der gebürtige Niederländer beruflich nach Deutschland, erst nach Esslingen, dann – als die dort ansässige Festo-Unternehmensgruppe eine Firma in Wetzlar übernahm – wechselte er ins Management des neuen Unternehmens und zog mit seiner Frau Ingrid – ebenfalls gebürtige Niederländerin – in den Lahn-Dill-Kreis. Die Familie entschied sich fürs Landleben im Westerwald, und während Ernest Schlösser als Entscheider im Industrie- und Elektronikbereich tätig war, eröffnete Ingrid Schlösser neben dem Wohnhaus eine kleine Änderungsschneiderei. „Das war ein kleines vier mal vier Meter großes Holzhäuschen neben unserer Wassermühle“, erzählt Ernest Schlösser.
Als seine Frau anfing, neben der Schneiderei kleine, aber stark nachgefragte Artikel wie Garn und Reisverschlüsse in ihr Angebot aufzunehmen, witterte ihr Mann Potenzial. „Damals war gerade das Internetgeschäft im Kommen“, erinnert sich Ernest Schlösser an die Anfänge, die er nach seinem Feierabend neugierig begleitete. „Wir begannen, die Kunden über das weltweite Netz anzusprechen.“ Die erste Internet-Bestellung sei 2006 gekommen. „Die habe ich über meinem Schreibtisch hängen“, so Schlösser. „Man muss sich Meilensteine, die wichtig für die Firma sind, immer wieder in Erinnerung rufen.“
Doch das Anschieben des Internetgeschäftes war das eine. Das andere war nach wie vor sein Job in der Industrie. „Das war ein interessanter und kreativer Bereich“, erzählt Schlösser. Dennoch entschied er sich vor zehn Jahren, umzusatteln. „Meine Frau und ich haben gemeinsam überlegt, dass wir uns voll und ganz auf den Handel mit Kurzwaren und vor allem mit Nähmaschinen konzentrieren wollen.“ Das sei kein leichter Schritt gewesen, zumal mit drei schulpflichtigen Kindern. Aber: „Wir hatten Glück. Die Branche war im Aufschwung, das Hobby Nähen lief gut. Allerdings haben wir das erst gemerkt, als wir schon mittendrin waren.“
Mittendrin, das hieß: Ein Geschäft mit ausreichend Platz für hunderte Kurzwaren-Produkte angefangen beim Garn, über Scheren, Nadeln, Schnallen, Reißverschlüsse bis hin zu Näh- und Overlockmaschinen. Heute ist Ernest Schlösser Inhaber eines klassischen Multi-Channel-Vertriebs mit mehr als 5000 Artikeln im Programm: Die Stammkundschaft aus der Gegend kommt gerne ins Geschäft, die Internetkundschaft bestellt per Mausklick. Längst besitzt Ernest Schlösser eine professionelle Fotoausrüstung, mit der er jeden Artikel für das Internetangebot abfotografiert. „Unser Geschäft ist gleichzeitig unser Lager“, so Schlösser. Verpackt und versendet wird ebenfalls direkt aus der Weilburger Straße in Driedorf. Seine Frau hat die Änderungsschneiderei aus Zeitgründen inzwischen aufgegeben und nutzt ihr ganzes Know-How, um die Nähmaschinen au f Messen auszusuchen, ihren Kunden zu erklären und vorzuführen. In ihrer freien Zeit restauriert sie alte Maschinen, die im Geschäft ausgestellt sind.
Gute Unterstützung bei dem Weg in die Selbstständigkeit habe er vor zehn Jahren von der IHK Lahn-Dill erhalten, erzählt Ernest Schlösser. „Da habe ich die Leistungen einer Kammer erst so richtig schätzen gelernt“, so der Geschäftsmann. Unter anderem habe er an einem Gründerseminar teilgenommen. „Das war sehr lehrreich.“ Das Thema Gründen ist auch sein Steckenpferd in der Wirtschaft, hier würde er in Zukunft gerne Gründer unterstützen. „Denn wer gründen will, braucht gute Gesprächspartner in der Vorbereitungsphase. Jemanden, der das Vorhaben kritisch beleuchtet, aber auch ermutigt. Da kann man im Vorfeld schon viele Fehler vermeiden.“ Bei der IHK seien diese Experten zuhause. Und mit Ernest Schlösser ist ein weiterer dazugekommen.