André Strunk

Als ehemaliger Hauptschüler hatte André Strunk niemals geplant, irgendwann einmal als Lehrer tätig zu sein. Heute übt er seinen Job als Lehrer an den Gewerblichen Schulen des Lahn-Dill-Kreises in Dillenburg mit Leib und Seele aus: „Wichtig ist es, für seinen Beruf zu brennen und Spaß an den vielen kleinen und großen Aufgaben des täglichen Berufsalltags zu haben“, erklärt André Strunk.

Schon früh hat er sich für die Arbeit mit Lebensmitteln interessiert. Mit 14 hatte er die Idee, Koch zu werden. Allerdings brachte ein erstes Bewerbungsgespräch schnell Ernüchterung, da der angeschriebene Ausbildungsbetrieb sich nicht mit den besonderen Regelungen für minderjährige Auszubildende befassen wollte. Über ein Schulpraktikum in einer Fleischerei bekam er schließlich die Möglichkeit, eine Fleischerlehre zu starten. „Schon damals liebäugelte ich mit dem Bäckerberuf, aber das frühe Aufstehen konnte ich mir als 15jähriger auf keinen Fall vorstellen“ erzählt André Strunk weiter. „Also hinein in die Fleischerlehre bei einem richtigen Dorfmetzger.“ Nach erfolgreichem Ablegen der Gesellenprüfung kam dann doch noch die Ausbildung zum Koch, die er nach knapp zwei Jahren ebenfalls erfolgreich abschließen konnte. Nach dreijähriger Tätigkeit als Koch folgte der Meisterkursus bei der IHK Koblenz. „Zurück als Küchenmeister ging mir nach einigen Jahren leider die Lust an meinem Beruf verloren.“ Es folgte ein Quereinstieg in die Werbebranche, der er für sechs Jahre treu blieb. Aber sein Herz schlug nach wie vor für das Kochen.

Über einen Freund erfuhr André Strunk, dass an den Gewerblichen Schulen in Dillenburg kurzfristig ein Ersatz für eine erkrankte Kollegin gesucht wurde. „Über einen Lehrauftrag stand ich 2006 dann das erste Mal vor einer Klasse und der Schulvirus hatte mich gepackt.“ 2008 ergab sich dann die Möglichkeit zu einer Fachlehrer-Ausbildung an den Gewerblichen Schulen, in denen er zunächst nur die Fleischerklassen unterrichtete, aber recht schnell auch den berufsbezogenen Unterricht im Gastgewerbe übernahm. Zusätzlich erwarb André Strunk noch die Lehrerlaubnis für den Religionsunterricht an Beruflichen Schulen.

Im Prüfungsausschuss für Hotel- und Gaststättengewerbe der IHK Lahn-Dill war André Strunk zunächst nur als Gast. Erst als ein Kollege in den Ruhestand wechselte, wurde er als Lehrkraft in den Ausschuss berufen und ist zwischenzeitlich seit über 10 Jahre dabei.

Für insgesamt sieben Berufe (s. Kasten) nimmt der Ausschuss die Prüfungen ab. 
Die Aufgaben des Prüfungsausschusses sind sehr vielfältig. Der 54-Jährige erklärt: „Neben der Prüfertätigkeit an den eigentlichen Prüfungstagen liegt es an uns, die Prüfungen, in Absprache mit der IHK, zeitlich und inhaltlich zu organisieren.“ Auch die Prüfungsvorbereitung sowie die Ausgestaltung der Prüfungsaufgaben für die praktischen Prüfungen liegt in der Verantwortung des Ausschusses. Zusätzlich übernimmt der Prüfungsausschuss im Gastgewerbe auch den Einkauf der notwendigen Lebensmittel oder Getränke. „Alles in allem ein Job, der uns als Schule mit den Ausbildungsbetrieben eng vernetzt und mir richtig Spaß macht“, so André Strunk.

So vielfältig wie die Organisation und Vorbereitung der Prüfungen läuft auch die praktische Prüfung ab: Im Bereich der Küche wird den Auszubildenen ein Warenkorb mit Lebensmitteln bereitgestellt. Ziel ist es, daraus ein Drei-Gang-Menü für sechs geladene Gäste zu planen, zu präsentieren und auch zuzubereiten. „Dabei kommt so mancher ins Schwitzen“, stellt André Strunk fest. Im Service- und Hotelbereich liegt der Schwerpunkt der Prüfung auf der Präsentation einer verkaufsfördernden Maßnahme nach einem zugelosten Motto oder Thema. Ebenfalls werden typische Situationen aus dem Hotelbereich sowie dem Bankett-Service geprüft.

Auf die Frage nach einer Prüfungssituation, an die er sich immer wieder gerne erinnert, fällt André Strunk sofort die Geschichte von einer kleinen Truppe von angehenden Köchen ein, die so für ihren Beruf brannten, dass sie sogar ihre Freizeit gemeinsam am Herd verbrachten: „Wir haben weder davor noch danach eine praktische Prüfung auf solch hohem Niveau abnehmen können. Ein Genuss für alle Beteiligten“. Hier hätte er auch noch viel mehr zu erzählen, „es gibt so viele schöne, witzige aber auch schwierige Augenblicke, die diese Tätigkeit so abwechslungsreich und lebendig machen“.

Privat hat André Strunk gerade schwierige Zeiten hinter sich, doch für ihn heißt es: nach vorne schauen. Auf dem Weg zu einer Patchwork-Familie sind es seine beiden Jungs (11 und 16), die ihm ganz wichtig sind. „Mit dem Ältesten verbindet mich besonders der 3-D-Bogensport“ erzählt André Strunk. Nebenberuflich betreibt er mit seiner Lebensgefährtin ein kleines Café im Westerwald. Hier unterstützt er sie in seiner Freizeit so gut er kann und übernimmt hauptsächlich die Herstellung von diversen Kuchen und hauseigenen Sauerteigbroten. „Zu guter Letzt bin ich dann doch zum Backen gekommen und werfe nachts um vier Uhr den Backofen an.“  Tanja Winkler