Baustellen machen Strasseninfrastruktur zukunftsfähig

Autobahn GmbH Niederlassung Westfalen beantwortet Fragen der IHK Lahn-Dill zur A 45

Von den Unternehmen, die die A 45 mit ihren Baustellen befahren, werden immer wieder Fragen an die IHK Lahn-Dill herangetragen. Dies betrifft die Dauer von Planverfahren und die Baustellen selbst. Die Autobahn GmbH, Niederlassung Westfalen, mit ihrer Außenstelle in Dillenburg, hat Antworten.
Warum geht die Planung nicht schneller?
Eine Autobahn ist ein linienförmiges Bauwerk, das durch die Landschaft führt. Dabei werden Wohngebiete und Naturschutzgebiete etc. tangiert oder durchschnitten und viele Betroffenheiten ausgelöst. Insbesondere unter großen Talbrücken befinden sich meist andere Verkehrswege, Gewässer, Wohngebäude, Wälder und landwirtschaftliche Flächen. Sollen die Autobahn bzw. die Brücken auf mehrere Fahrspuren erweitert werden, dann benötigt man ein Planfeststellungsverfahren, um Baurecht zu erlangen. Dabei handelt es sich um ein formelles Verfahren, in dem alle öffentlich-rechtlichen Belange geklärt werden müssen und das von der Planfeststellungsbehörde durchgeführt wird. Die vorgegebenen Fristen für die Offenlage von Planunterlagen, Bearbeitung von Einwendungen und Stellungnahmen machen das Verfahren langwierig.

Für Bauwerke, die dringend erneuert werden müssen, weil die Bausubstanz den Anforderungen nicht mehr genügt, hat der Gesetzgeber kürzlich ein Genehmigungsbeschleunigungsgesetz erlassen. Ersatzneubauten können auch unter Berücksichtigung eines späteren Streckenausbaus bereits breiter wieder hergestellt werden, ohne dass ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt werden muss.

Allerdings muss die Autobahn GmbH dafür Sorge tragen, dass das materielle Recht eingehalten wird. Es muss zunächst mit allen Betroffenen gesprochen werden. Dazu gehören Wasser- und Umweltschutzbehörden, Waldbauern, Landwirte, Naturschutzvereine und private Betroffene, das braucht Zeit. Für die Bauzeit müssen außerdem große Flächen temporär beansprucht werden, die weit über das eigentliche Brückenbauwerk hinausgehen. Dazu gehören Baulagerflächen, Stellflächen für Kranstandorte, Zuwegungen zur Baustelle, Baubüros und Schutzflächen für Gewässer-, Gebäude und Wald etc.

Meist ist es nicht so einfach einvernehmliche Regelungen mit allen Betroffenen zu erzielen, so dass viele Gespräche und Verhandlungen notwendig werden, die zum Teil sehr zeitaufwändig sind.
Wir sind zuversichtlich, dass wir dort, wo es nötig und möglich ist, mit dem beschleunigten Verfahren auch schneller ins Bauen kommen. Wir können aber nicht überall gleichzeitig bauen. Dazu fehlen nicht nur bei uns die Kapazitäten. Zudem dürfen wir die A45 nicht in eine einzige Baustelle verwandeln, das würde die Leistungsfähigkeit dieser Strecke zu sehr beeinträchtigen. Marco Gräb, Leiter der Außenstelle Dillenburg der Autobahn Westfalen
Warum sehe ich keinen auf der Baustelle arbeiten?
In der Regel hat es gute Gründe, warum zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Bereichen niemand auf einer Baustelle zu sehen ist. Die Autobahn Westfalen hat den Verkehrsfluss wie auch die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden im Blick, muss aber ebenso auf die Gegebenheiten auf den Baustellen Rücksicht nehmen.

So ist beispielsweise weniger oder keine Bauaktivität sichtbar, während neu verlegter Asphalt auskühlen oder Beton aushärten muss. Das dauert bei Asphaltfahrbahnen mindestens 24 Stunden, bei Beton kann die Aushärtung je nach Temperatur und Witterung bis zu 28 Tage dauern.

Ein weiterer Grund ist, dass normalerweise nicht auf der gesamten Länge einer Baustelle gearbeitet wird. Denn abschnittsweise einzelne, immer neue Baustellen einzurichten, würde mehr Geld kosten, den Verkehrsfluss weit mehr beeinträchtigen und die Gesamtdauer der Arbeiten verlängern.

Außerdem finden viele Bauarbeiten in Bereichen statt, die Autofahrerinnen und Autofahrer gar nicht wahrnehmen. Bei Brückenbaustellen beispielsweise wird oft unter der Brücke, also für die Verkehrsteilnehmer unsichtbar, gearbeitet.

Dass kurzfristig keine Bauaktivität zu sehen ist, kann zudem am Wetter liegen: Es gibt nämlich Maßnahmen, die nur unter bestimmten Witterungsbedingungen durchgeführt werden können. Dazu zählen unter anderem, der Einbau von Asphalt und die Fahrbahnmarkierung, für die Mindesttemperaturen und Trockenheit notwendig sind. Grundsätzlich werden Baustellen errichtet, um den Verkehrsfluss und die Sicherheit auf den Autobahnen langfristig zu gewährleisten. Ziel der Autobahn Westfalen bei der Planung und Durchführung ist dabei immer, den Verkehr so wenig wie möglich einzuschränken.
Warum wird nicht in mehreren Schichten gearbeitet wie in vielen Industrieunternehmen?
Baustellen liegen in den meisten Fällen dort, wo in der Umgebung auch Menschen leben. Also müssen beim Bau auch die Bedürfnisse der Anliegenden berücksichtigt werden. Dabei geht es vor allem um das Thema Lärm. Durchgehende nächtliche Arbeiten, die beim Bau oft lärmintensiv sind, können darum nur in Ausnahmefällen und dann auch nur für einen kurzen Zeitraum durchgesetzt werden. Zum Beispiel bei Straßenbauarbeiten, bei denen im Drei-Schicht-Betrieb auf einem Streckenabschnitt die Asphaltdecke an einem Wochenende saniert wird oder ein Bauwerk unter Vollsperrung abgerissen wird.

Ein dauerhafter 24/7-Betrieb würde zudem nach sich ziehen, dass auch alle Zulieferer zu jeder Tages- und Nachtzeit ihren Betrieb aufrechterhalten müssten. Das würde zum Beispiel Betonwerke oder Asphaltmischanlagen betreffen. Auch der Verkehr von und zur Baustelle würde 24 Stunden laufen. Und zu guter Letzt, müssen Auftraggeber und Auftragnehmer das Personal für einen Schichtbetrieb vorhalten. Mit allen fachlichen Qualifikationen – mit Blick auf den Fachkräftemangel eine Herausforderung.

Arbeiten in der Nacht hat zudem auch mit Blick auf die Arbeitssicherheit hohe Anforderungen und nicht zuletzt spielt gerade im waldreichen Sieger- und Sauerland auch der Naturschutz zum Beispiel mit Blick auf die Fledermauspopulationen eine Rolle, wenn Baustellen in der Nacht taghell ausgeleuchtet werden müssen.
Die Brücken an der A45 stehen im Fokus der Autobahn-Niederlassung Westfalen. Von den 60 großen Talbrücken, die erneuert werden müssen, sind acht Bauwerke fertiggestellt, 13 befinden sich im Bau. Für viele weitere Bauwerke laufen die Planungen. 33 Bauwerke sind oder werden derzeit verstärkt, damit sie den gestiegenen Verkehrslasten weitergewachsen sind. So gewinnen wir Zeit für den Neubau und bereiten die Bauphase, in der der gesamte Verkehr über ein Teilbauwerk geführt werden muss, vor. Marco Gräb, Leiter der Außenstelle Dillenburg der Autobahn Westfalen
Die Autobahn 45, die sogenannte Sauerlandlinie und Königin der Autobahnen, ist die Lebensader unserer Region. Durch den Bau der A45 in den 1960/70er Jahre konnten sich die die Region an Lahn und Dill und die südwestfälische Region zu einer der stärksten Industrieregionen Deutschlands entwickeln. Sie verbindet den regionalen Wirtschaftsraum mit dem Ruhrgebiet und mit der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main.
Ansprechpartner:
Die Autobahn GmbH des Bundes
Niederlassung Westfalen, Außenstelle Dillenburg
Tel.: 02771 2648 8100
dillenburg@autobahn.de