OB-Wahl in Köln: Versprechen an die Wirtschaft Schwarz auf Weiß
Volles Haus in der Alten Schalterhalle bei Wahlforum der IHK Köln! Kurz vor der entscheidenden Stichwahl haben sich die beiden Kandidaten Berîvan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) den Fragen des Publikums gestellt und ein Versprechen an die Wirtschaft gegeben.
Versprechen an die Wirtschaft Schwarz auf Weiß
Berîvan Aymaz
Berîvan Aymaz möchte eine verlässliche Ansprechpartnerin für die Wirtschaft sein. „Wir sind auf die Wirtschaft angewiesen, um eine sozial gerechte und zukunftsfähige Stadt zu sein“, sagte sie. Dazu will sie sich kontinuierlich austauschen und gemeinsame Strategien entwickeln. Das Amt sieht sie weniger als Job, sondern möchte ein Angebot machen, ihre Erfahrung in den Dienst der Stadt stellen: „Ich weiß um die Stärken der Stadt und die Potentiale, die zu kurz gekommen sind und sich nicht entfalten konnten. Genau darauf sind wir angewiesen, um die großen Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.“
„Verantwortung auch für die letzte Rolltreppe dieser Stadt übernehmen“
Torsten Burmester
Torsten Burmester setzt sich für stabile Rahmenbedingungen und eine Diskussion auf Augenhöhe ein. Er sagt: „Es muss in dieser Stadt ein Bekenntnis zu Industrie, Handwerk und Dienstleistungen geben, denn Wirtschaft ist wichtig für die Stadt.“ Kölner Unternehmen, die am Weltmarkt zu kämpfen hätten, müsse der Rücken freigehalten werden. Seine Vorstellung vom Amt des Oberbürgermeisters sei es, „Verantwortung auch für die letzte Rolltreppe dieser Stadt zu haben und diese auch anzunehmen. Erfahrung, Kompetenz, Verlässlichkeit: Damit will ich diese Stadt führen.“
„Wirtschaft muss Politik wieder vertrauen“
IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald
„Ich habe große Hochachtung vor allen Demokratinnen und Demokraten, die sich bei uns in der Kommunalpolitik engagieren, das ist ein hartes Geschäft. Man kann kaum noch einkaufen gehen, ohne dass jemand etwas zu den Bürgersteigen, Rolltreppen und Straßen der Stadt zu sagen hat“, sagte IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald bei ihrer Begrüßung. In Köln gebe es eine super Wirtschaft und tolle Unternehmen. Damit diese weiter in Köln und der Region bleiben könnten, brauche es aber die richtigen Rahmenbedingungen. Und noch wichtiger: Vertrauen. „Wir haben seit Jahren Krisen und eine schwierige außenpolitische Situation. Deshalb brauchen wir Vertrauen. Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder sieht die Politik als Risikofaktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Lassen Sie uns gemeinsam die nächsten fünf Jahre nutzen, damit die Wirtschaft wieder Vertrauen in die Politik haben.“
Alle wichtigen Themen der Stadt angesprochen
Willi Haentjes
Knapp zwei Stunden nahmen sich die beiden Kandidierenden Zeit, um sich den Fragen von IHK-Chefredakteur Willi Haentjes und Pressesprecher Jörg Löbker zu stellen, die auch immer wieder Fragen aus dem Publikum einbrachten. Von der Neumarkt-Problematik über Sicherheit, Verwaltung, die Gleueler Wiese, bezahlbaren Wohnraum und Mobilität wurde über alles diskutiert, was in Köln wichtig ist.
Wieder Sicherheit und Ordnung am Neumarkt schaffen
Beispiel Neumarkt und öffentliche Sicherheit. Beide Kandidaten wollen Verantwortung für den Neumarkt übernehmen, die Drogenszene in den Griff bekommen und für mehr Sicherheit sorgen. Aymaz ist es vor allem wichtig, die Würde der Drogenkranken zu schützen: „Wir müssen Dreck und die offene Drogenszene voneinander trennen. Wir brauchen andere Antworten, schnelle Lösungen, niedrigschwellige Hilfe und Orte zum Drogenkonsumieren.“ In ganz Köln müsse man Verantwortung für die Sicherheit übernehmen, damit sich so viele Menschen wie möglich in der Stadt sicher und zuhause fühlten.
Auch Burmester betont, dass die Menschenwürde an oberster Stelle stehen müsse, setzt sich aber für sofortige Hilfe und eine direkte Anlaufstelle ein, um Anwohner zu entlasten und Ordnung umzusetzen. „Ich werde nicht tolerieren, dass Menschen in der Öffentlichkeit Drogen konsumieren oder sich entleeren“, machte er deutlich. Es bedrohe den Kern eines Staates, wenn Menschen das Gefühl hätten, dass die Stadt nicht mehr für Ordnung sorgen könne. „Deshalb brauchen wir eine Citywache und Präsenz an Brennpunkten.“
Streit um den Ausbau der Gleueler Wiese
Der geplante Ausbau des Geißbockheims auf der Gleueler Wiese sorgt in Köln schon länger für Unstimmigkeiten, das war auch bei der Diskussionsrunde spürbar. Burmester befürwortet den Ausbau des Geißbockheims an seinem angestammten Platz und ist davon überzeugt, dass man Kunstrasenplätze und Klimaschutz zusammenbringen könne. Aymaz möchte eine Stadt, in der die Menschen trotz Klimawandel gut leben können, dafür sei der Grüngürtel als Lunge der Stadt wichtig. Politik müsse aber auch gegenüber dem 1. FC Köln verlässlich sein: „Das, was beschlossen worden ist, gehört umgesetzt. Deshalb werde ich mich nach der Wahl mit dem neuen FC-Vorstand zusammensetzen“, versprach sie.
Mobilität und Wohnen sind in Köln besondere Probleme
Weitere wichtige Themen waren Mobilität und Wohnen – beides keine erfreulichen Punkte in Köln. Aymaz möchte allen Anforderungen gerecht werden und außerdem Wirtschaftszonen für Handwerker und Lieferanten ausbauen. Burmester fordert eine durchdachte Verkehrswende, die alle Verkehrsmittel mit einbezieht und den ÖPNV stärkt. Aber auch in Infrastruktur und Brücken müsse investiert werden, denn „die Wirtschaft hat das Anrecht, dass solche Verkehre funktionieren müssen.“
Beim Thema Wohnen setzen sich beide Kandidaten für mehr bezahlbaren Wohnraum ein. „Wenn wir Fortschritt wollen, braucht es bezahlbare Wohnungen. Studenten und Azubis kommen nicht nach Köln, weil sie hier keine Wohnung finden. Damit gehen uns diese Köpfe verloren“, sagte Aymaz. Städtische Flächen dürften deshalb nicht mehr für Spekulationen zur Verfügung gestellt werden. Burmester möchte vor allem den Mieterschutz stärken, neue Flächen zum Wohnen ausweisen und ein zukunftsfähiges Hochhauskonzept entwickeln.
Wahlforum hat Klarheit beim Publikum geschaffen
Die ausführliche Diskussion hat offenbar dafür gesorgt, dass nun mehr Menschen im Publikum wissen, wem sie am Sonntag ihre Stimme geben. Waren am Anfang der Veranstaltung noch knapp die Hälfte der Anwesenden bei dieser Frage unentschlossen, gingen nach der Runde bei der gleichen Frage nur noch vereinzelt Hände nach oben. Unser Wahlforum hat also Klarheit geschaffen!
„Wir bieten die Zusammenarbeit an“
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Uwe Vetterlein sagte zum Abschluss: „Sie haben die Wahl, die Person zu wählen, der sie am meisten die Führung der Stadt zutrauen.“ Und in Richtung Aymaz und Burmester: „Wir bieten unsere Zusammenarbeit an. Aber vergessen Sie nicht: wir werden Sie an Ihren Taten messen – nicht an Ihren Versprechen!“
Kontakt
Willi Haentjes
Chefredakteur | Kommunikation

Jörg Löbker
Pressesprecher | Kommunikation