
Kaffee-Sommelier über Kölns Verpackungssteuer: „Das würde sich für mich nicht mehr lohnen”
Auf einmal plant die Kölner Lokalpolitik eine neue Steuer, die kleine Unternehmen in große Bedrängnis bringt: Die Verpackungssteuer!
Seit sechs Jahren steht Blerim Shala jeden Tag in seinem Kaffeewagen „Uncappuccio“ unter einem Vorsprung des 4711-Haus an der Venloer Straße in Ehrenfeld. Egal ob Regen, Schnee, Minusgrade oder knallende Sonne: Blerim Shala ist als Ein-Mann-Unternehmen vor Ort und bedient Stammkunden wie Flaneure. Sein Geschäftsmodell lautet: Kaffeespezialitäten auf die Hand. Nach Corona, Ukraine-Krieg und Inflation läuft es wieder gut. „Wir erholen uns gerade von den letzten Krisen“, erzählt Shala, der IHK-geprüfter Kaffee-Sommelier ist.
Doch jetzt steht ein noch viel größerer Einschnitt bevor: Der Rat der Stadt Köln hat die Stadtverwaltung mit der Vorbereitung für eine Verpackungssteuer beauftragt. In Tübingen gibt es diese Abgabe bereits. Hier müssen Unternehmer und Gastronomen für alle To-Go-Verpackungen eine zusätzliche Gebühr bezahlen. Konkret: 50 Cent auf Einwegverpackungen wie Kaffeebecher, 50 Cent für Einweggeschirr wie Pommesschalen und 20 Cent auf Einwegbesteck. „Das würde bedeuten, dass ich auf jeden Cappuccino noch 70 Cent aufschlagen muss, 50 Cent für den Becher und 20 Cent für den Löffel zum Umrühren. Dann wäre ich bei 3,80 Euro für einen Cappuccino“, rechnet Shala vor. Er glaubt nicht, dass die Kunden das mitmachen.
Ich würde dann aufhören. Und das wäre einfach schade.Blerim Shala, Unternehmer
Die Verpackungssteuer ist für ihn ein undurchdachtes Projekt, das insbesondere die Gastrominnen und Gastronomen hart treffen wird, die sich gerade von den letzten Krisen erholen. Für ihn und seinen Kaffeewagen könnte es sogar das Aus bedeuten: „Ich habe das bei mir alles ausgerechnet. Das würde sich nicht mehr lohnen. Ich würde dann aufhören. Und das wäre einfach schade. Jahrelang gekämpft, jetzt kommt so eine Steuer.“ Er fordert deshalb von der Stadt, die Einführung der Verpackungssteuer noch einmal zu überdenken, „denn das kann den Tod für viele Existenzen bedeuten“.
In unserer Serie berichten Menschen aus der Wirtschaft, welche Auswirkungen konkrete politische Entscheidungen auf ihren Betrieb haben. Lesen Sie hier alle Geschichten: Starke Wirtschaft. Starke Stadt!
Auch die IHK Köln lehnt die Verpackungssteuer ab, da sie für den Wirtschaftsstandort zusätzliche Nachteile bringt und die ohnehin schwierige Lage für Unternehmen und Gastronomie weiter erschwert.
Starke Wirtschaft. Starke Stadt!
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Tanja Wessendorf
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