Ausländische Direktinvestitionen

Investitionsklima

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Die USA sind der weltweit wichtigste Zielmarkt für ausländische Direktinvestitionen. Unter den Herkunftsländern erwies sich 2020 Deutschland als die Nummer eins.
Die USA konnten im Krisenjahr 2020 mit Zuflüssen an ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment; FDI) in Höhe von 156 Milliarden US-Dollar (US$) ihren ersten Platz im internationalen Vergleich verteidigen. Verfolger China verringerte jedoch den Abstand und kam auf Zuflüsse von 149 Milliarden US$.

Moderne Wirtschaft, großer Markt und stabiler Rahmen

Die USA punkten als Zielland für ausländische Direktinvestitionen vor allem durch ihre hohe Entwicklung und Technologieorientierung. Für den Standort sprechen zudem die umfangreichen Produkt- und Dienstleistungsmärkte mit 330 Millionen kaufkräftigen Konsumenten sowie eine starke und staatlich großzügig geförderte Forschungslandschaft. Große unternehmerische Freiheiten, stabile politische Verhältnisse und nicht zuletzt rechtliche Garantien für den Investitionsschutz kommen hinzu. Eine Übersicht der Direktinvestitionen in den USA nach den wichtigsten Ländern finden Sie in dem Beitrag der GTAI.
Von Deutschland unterscheidet sich die US-Wirtschaft nicht nur durch den Marktumfang - sie wächst 2021 auch schneller: Gemäß der Konsensprognose der Blue Chip Economic Indicators vom September wird das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 um real 5,9 Prozent im Vorjahresvergleich zulegen.

Grüne Ausrichtung der Engagements

Die Branchenschwerpunkte der FDI liegen in den USA auf erneuerbaren Energien, Technologien zum Ressourcenschutz, Energieeffizienz, neuen Materialien, Leichtbau, alternativen Antrieben sowie Anwendungen und Komponenten für die Luft- und Raumfahrt.
Mit dem Amtsantritt der Biden-Regierung Anfang 2021 wurde der Umwelt- und Klimaschutz sogar zur Staatsräson erklärt. Dem ordnet sich die Kabinettsarbeit seitdem unter. Zusätzlich geht der Bund mit riesigen Investitionen voraus, was einen tiefgreifenden Strukturwandel in der US-Wirtschaft auslöst, etwa in der Energiewirtschaft und im Fahrzeugbau.
Deutsche Investoren verfügen auf vielen der genannten Technologiefelder über Know-how, das für Kunden in den USA von hohem Interesse ist. Damit bestehen hervorragende technologische Voraussetzungen für deutsche Unternehmen, die in den USA investieren und an den schnell wachsenden Märkten partizipieren wollen.

Milliardeninvestitionen in Infrastruktur, Gesundheit und Bildung erwartet

Sobald der US-Kongress zwei in Vorbereitung befindliche umfangreiche Finanzierungspakete für Infrastruktur sowie für Umwelt-, Sozial- und Bildungspolitik verabschiedet, werden im 2. Halbjahr 2021 großzügig ausgestattete staatliche Investitionen in den Verkehrswegebau, Gesundheitsschutz, das Bildungssystem und die weitere Digitalisierung des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens fließen. 
Für ausländische Investoren erweitern sich dadurch die vielversprechenden Betätigungsfelder: Die erwähnten beiden Finanzierungspakete erzeugen eine riesige Nachfrage nach Technologie, Industriewaren und Dienstleistungen.

Deutsche sind in Zukunftsbranchen stark präsent

Auch wenn in der nachfolgenden Tabelle die Angaben zu den fünf größten deutschen Vorhaben in den USA allesamt aus der Zeit vor der Covidkrise stammen, bestätigen sie, dass sich die deutsche Industrie in ihren Investitionsentscheidungen schon seit längerem an den in den USA zu beobachtenden Zukunftstrends ausrichtet. Dazu gehören unter anderem widerstandsfähige und leichte Kunststoffe, E-Mobilität, CO 2-Reduktion sowie Windkraft. Zu den größten deutschen Investoren in den USA gehören unter anderem Covestro, Volkswagen und Lehigh Hason.

Fördermaßnahmen

Die drei Verwaltungsstufen betreiben die Investorenakquise arbeitsteilig. Der Bund ist für das Standortmarketing verantwortlich; die unteren Ebenen gewähren Vergünstigungen.
Die Regierung Biden möchte mehr ausländische Unternehmen ins Land holen. Das U.S. Department of Commerce (DOC), speziell die Arbeitseinheit SelectUSA, ist für das Standortmarketing und die Erstberatung potenzieller Investoren im In- und Ausland zuständig. Im Inland informiert SelectUSA auf einer Vielzahl von Veranstaltungen, darunter auf Videokonferenzen, zu verschiedenen Fragen.

Regional ist die Investionsförderung unterschiedlich

Den jährlichen Höhepunkt des Standortmarketings und der Investorenakquise bildet der SelectUSA Investment Summit im Juni in Washington, D.C., der 2022 vom 26. bis 29. Juni stattfindet. Diese Großveranstaltung besuchen Vertreter der Politik aller Verwaltungsebenen und Bundesstaaten sowie der bundesstaatlichen und regionalen Wirtschaftsfördergesellschaften. 
Wegen der großen regionalen und lokalen Vielfalt bei den Ansiedlungsbedingungen und Investitionsanreizen in den USA bietet der Summit für Firmenvertreter den großen Vorteil, sich über mehrere Tage hinweg an einem zentralen Ort aus erster Hand konkret informieren zu lassen und wertvolle Erstkontakte zu knüpfen. Bundesstaaten, Landkreise und Kommunen entscheiden eigenständig über Investitionsanreize und arbeiten teilweise für jedes Unternehmen eine individuelle Lösung aus.
Bereits von Deutschland aus lässt sich über die diplomatischen und konsularischen Vertretungen Kontakt zu DOC und SelectUSA herstellen. Untereinander haben sich die Vertreter von Select USA in Deutschland auf unterschiedliche Branchen spezialisiert.
Einzelne Bundesstaaten informieren darüber hinaus an ihren Landesvertretungen in verschiedenen deutschen Großstädten über konkrete Geschäfts- und Ansiedlungsmöglichkeiten. Teilweise unterrichten auch spezialisierte deutsche Unternehmensberater im Auftrag der Bundesstaaten.

Druck zum Aufbau inländischer Produktion steigt

Die US-Regierung lockt Investoren ins Land, teilweise übt sie dafür aber auch Druck aus. So erhöhte sie die Marktzugangsbarrieren, indem sie Quoten und höhere Zölle für bestimmte Produktgruppen einführte und strenge Local-Content-Bestimmungen für Bundesausschreibungen erließ. Da allein der Bund pro Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von 600 Milliarden US$ beschafft, gaben einige ausländische Lieferanten nach und gründeten Produktionsniederlassungen in den USA, um als inländischer Anbieter anerkannt zu werden. 
Nach der stärkeren Einflussnahme auf ausländische Firmen während der Trump-Regierung hat Biden den von seinem Vorgänger geerbten Protektionismus nur bedingt abgebaut. Gleichzeitig hat er den Druck im Rahmen seiner Kampagne "Build back better" erhöht.
Im Ergebnis müssen in- und ausländische Firmen einen relativ hohen lokalen Wertschöpfungsanteil nachweisen, wenn sie bei Bundesausschreibungen Erfolg haben möchten. Teilweise werden diese Forderungen bei Ausschreibungen einzelner Bundesstaaten, Landkreise und Kommunen repliziert. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich der Bund an der Projektfinanzierung beteiligt. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend erhärtet.
Neben den verschärften Ausschreibungsbedingungen kommt die Forderung nach Rückverlagerung und Verkürzung internationaler Lieferketten als ein Argument zugunsten von Investitionen in den USA hinzu. Der Bund hat angekündigt, das Ausschreibungsvolumen, das mit verschärften Local-Content-Anforderungen ausgestattet sein wird, werde bei 400 Milliarden US$ liegen. Darüber hinaus stellt er Zuschüsse zur Technologieentwicklung in Höhe von 300 Milliarden US$ bereit, die vorrangig inländische Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitute beantragen können.

Ausländische Investoren werden stärker überprüft

Vor dem Hintergrund des Handelskrieges mit China haben die USA die Investitionsbedingungen für chinesische Firmen eingeschränkt. Inzwischen wird für Fusionen, Übernahmen und Investitionen auf der grünen Wiese, die unter ausländischer Beteiligung ablaufen, eine Genehmigung benötigt. Eigens wurde das Committee on Foreign Investment in the U.S. (CFIUS) und weitere Behörden mit erweiterten Befugnissen ausgestattet. Gegründet wurde außerdem das Committee for the Assessment of Foreign Participation in the U.S. Telecommunications Services Sector.
Börsennotierte Unternehmen müssen erklären, dass sie von keiner ausländischen Regierung kontrolliert werden. US-Bürgern wurde außerdem untersagt, sich an Unternehmen zu beteiligen, die das chinesische Militär besitzt oder kontrolliert.
Die verschärften Investitionskontrollen entfalten eine präventive Wirkung. Als kritisch anzusehende Projekte scheinen nicht mehr so oft beantragt zu werden. Ein Indiz: Von 231 FDI-Projekten, die US-Behörden 2019 überprüft haben, wurde ein einziges Vorhaben abgelehnt.
Deutsche Investoren sollten sich zu Genehmigungsanträgen und Sicherheitsanforderungen an Anwaltskanzleien und Consultingunternehmen wenden. Auch die AHK USA bietet sich an. Beratung ist zum Beispiel in Fragen der optimalen Rechtsform für eine Niederlassung, der Steuerbelastung, der zu erwartenden bundesstaatlichen oder kommunalen Investitionsanreize sowie der Standort- und Personalsuche anzuraten.
Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

Praxischeck

Kommunen stellen für Investoren vielfältige Hilfen bereit, unabhängig von der Betriebsgröße. Personal zu finden und auch zu halten, scheint das größte Problem zu sein.
Eine Direktinvestition in den USA durchzuführen gilt im internationalen Vergleich als relativ einfach. Der Verwaltungsaufwand für eine Firmenregistrierung ist überschaubar, die Reaktionszeiten der örtlichen Behörden sind in der Regel kurz. Die Abnehmermärkte weisen ein großes Volumen auf und Kontakte zu potenziellen Geschäftspartnern lassen sich leicht knüpfen. Als nachteilig gilt in den USA, insbesondere für deutsche Investoren, dass es keine duale Berufsausbildung gibt und sich die Suche nach geeigneten Facharbeitern insgesamt schwierig gestaltet.

Fachkräftemangel ist ein landesweites Problem

Hinzu kommt, dass sich die Loyalität der Mitarbeiter über das Gehalt und das Sozialpaket definiert. Sebastian Thöle, Geschäftsführer der Winkelmann MSR Technology GmbH & Co. KG mit einer Betriebsniederlassung in Auburn (Alabama) berichtet gar, dass zuweilen Wettbewerber vor den Eingangstoren stehen und Winkelmann-Mitarbeiter mit höheren Gehaltsversprechen abzuwerben versuchen.
Ausländische Investoren sollten bei ihren ersten Schritten in den USA nach Verwaltungsebenen gestaffelt vorgehen. Auf der Bundesebene erhalten sie Erstinformationen, etwa zur Zielbranche, Einfuhrverfahren, rechtlichen und steuerlichen Bestimmungen etc. Die bundesstaatliche und kommunale Ebene bietet darüber hinaus konkrete, in der Regel auf das Unternehmen zugeschnittene technische und verwaltungstechnische Hilfestellungen. Mit den örtlichen Verwaltungen werden Fragen wie die Auswahl eines geeigneten Grundstücks oder einer Immobilie erörtert, Wasser-, Energie- und Datenanschlüsse, die Personalrekrutierung und -ausbildung, aber auch Genehmigungs- und Registrierungsverfahren etc.

Kommunen kommen Investoren weitgehend entgegen

Vereinzelt helfen die Behörden auf kommunaler und bundesstaatlicher Ebene sogar beim Marketing: Über eigene Medienkanäle weisen sie auf die Unternehmenseröffnung hin oder Vertreter der örtlichen und bundesstaatlichen Politik nehmen an den Eröffnungszeremonien teil. Damit wird direkt und indirekt für Öffentlichkeit für den neuen Investor gesorgt - der Gewinnung von Kunden und Geschäftspartnern ist dieser Sachverhalt in der Anfangsphase zweifellos dienlich. 
Die US-Tochter von Winkelmann hat von der Stadt Auburn ein geeignetes Grundstück in Pacht und bei der Aushebung der Baugrube unbürokratisch schnelle Hilfe erhalten. Auch sonst hat sich die Kommunalverwaltung stets kooperativ gezeigt, weiß Sebastian Thöle zu berichten. "Bei unserer Eröffnung 2017 war, obwohl wir in Auburn ein relativ kleines Unternehmen sind, fast die gesamte Politikprominenz vertreten, vom Bürgermeister über die Gouverneurin bis hin zum Kongressabgeordneten aus Washington. Zusätzlich hatte uns geholfen, dass große Konzerne in den USA beim Bezug von Zulieferteilen eine KMU-Mindestquote einhalten. Die ersten Aufträge des in Alabama niedergelassenen Flugzeugbauers Boeing und von GE Aviation waren dadurch schnell hereingekommen."

Flächenland USA bietet viele alternative Standorte zur Auswahl

Entscheidend für die Standortwahl ist unter anderem die Kundennähe. Manuel Merkt, President & COO des Maschinenbauers Hermle USA, Inc. aus Franklin (Wisconsin) berichtete der GTAI, dass es für die Grundsteinlegung einen erhöhten behördlichen Aufwand zu bewältigen gab. So waren für alle rechtlichen Belange Anwälte einzubeziehen. Wisconsin ist für Hermle dennoch ein sehr guter Standort, befinden sich doch im Mittleren Westen wichtige Kunden für deutsche Maschinenbauprodukte.
Diese Informationen wurden uns von der GTAI – Germany Trade and Invest bereitgestellt. Weitere Informationen zum Wirtschaftsumfeld USA finden Sie hier.