Präsidentengalerie
Wilhelm Ocklenburg (1933 - 1942)
Geb. 5. April 1894 in Essen, gest. 15. Juli 1967
Zur Geschichte der Industrie- und Handelskammern gehört auch deren Wirken im NS-Staat. 1933 trat der bisherige Präsident Fritz Meyer zurück. In die Vollversammlung rückten überzeugte Nationalsozialisten ein, u. a. Wilhelm Ocklenburg, der seit 1930 kaufmännischer Direktor der Fa. Westen & Co., Westerwälder Tongruben in Wirges, Sitz Koblenz, war. Seit 1927 war Ocklenburg NSDAP-Mitglied und zum Zeitpunkt der Machtübertragung an Hitler hoher SA-Führer in Koblenz.
Nach Schule und Handelsschule in Antwerpen widmete er sich dem Im- und Exportgewerbe, war dann Soldat im Ersten Weltkrieg, den er als Leutnant beendete. Beruflich schlug er sich bis zum Ende der 1920er Jahre als „fremdsprachiger Korrespondent bzw. Prokurist“ für Press-, Zieh-, Stanz- und Hammerwerke durch. Viel wichtiger schien ihm aber seine politische Laufbahn gewesen zu sein. 1919/20 nahm er als Mitglied eines Freikorps an den Spartakuskämpfen sowie 1923 an dem „Abwehrkampf im Ruhrgebiet“ gegen die französische Besatzung teil. Vom Schutz- und Trutzbund bzw. Stahlhelm wechselte er zur NSDAP (Mitgliedsnr. 71.172). In der SA brachte er es bis zum Brigadeführer (1939). Die Partei zeichnet ihn als „Alten Kämpfer“ mit dem Goldenen Ehrenzeichen der NSDAP aus.
Als Präsident der IHK Koblenz bekleidete er verschiedene Ämter im Rheinland und in der Wirtschaftsorganisation. In Koblenz selbst war er 1934 bis 1936 Mitglied des gleichgeschalteten Rates. Seit 1934 galt in den Industrie- und Handelskammern das „Führerprinzip“ – die Vollversammlung wurde zum Beirat, dessen Mitglieder der Präsident in Absprache mit dem NSDAP-Gauleiter ernannte. Von Selbstverwaltung der Wirtschaft konnte keine Rede mehr sein. Zum 1. Januar 1943 löste das NS-Regime die IHKs und die Handwerkskammern auf und führte sie in die Gauwirtschaftskammern über. Damit sollte die Wirtschaftsorganisation noch enger an die Partei gebunden werden. Die Amtszeit von Ocklenburg endete damit offiziell. Er hielt sich aber schon seit September 1941 in Kärnten zu einem „Sonderauftrag“ auf. Das klang geheimnisvoll, war es aber nicht. Die Aufgabe bestand in der Führung eines Unternehmens von Verwandten.
Bereits im Juli 1941 hatte Ocklenburg seinen Stellvertreter bei der IHK, Dr. Hans Nuss, mit der Führung der Präsidentengeschäfte beauftragt. Nach dem Krieg lebte er zunächst in Remscheid, seit 1952 in Borken, wo er als Prokurist der Hohlglashütte Ed. Urbainz tätig war. Nach fünf Jahren trat er in das Unternehmen als persönlich haftender Gesellschafter ein.