Präsidentengalerie

Dr. jur. utr. Gustav Adolf Barth (1960 - 1965)

Geb. 15. Oktober 1900 in Kaiserslautern, gest. 22. Januar 1977 in Neuwied
Barth studierte in Würzburg Rechtswissenschaften. Als Waise litt er in der Inflationszeit unter dem Verlust des elterlichen Vermögens und war auf öffentliche Unterstützung angewiesen. 1923 verhaftete ihn die französische Militärpolizei wegen Organisation einer Protestveranstaltung gegen die „anrückenden Separatisten“. Nach dem Verhör flüchtete er. Aufgrund von Verurteilungen der französischen Militärgerichtsbarkeit konnte er nicht in die Pfalz zurückkehren. Nach dem ersten Staatsexamen promovierte er 1924 an der Universität Erlangen über „Subjektive öffentliche Rechte des Individuums unter dem Einfluss der Rheinlandbesetzung“. Barth suchte im öffentlichen Dienst eine Anstellung. Wohl aufgrund der Verurteilung untersagte die französische Besatzungsbehörde seine Verwendung im Staatsdienst.
Sein zweites Staatsexamen legte er 1927 in München ab. Anschließend trat er in die Rechtsabteilung der MAN in Augsburg ein und brachte es dort bis zum Direktor. Nach seiner Heirat mit der Tochter des Inhabers der Verbandmittelfabrik Lohmann KG in Neuwied, Johannes Lohmann, wechselte er 1938 als geschäftsführender Gesellschafter in das Familienunternehmen und übernahm dort die Leitung. Bereits ein Jahr zuvor war er in die NSDAP eingetreten. Er blieb bis 1969 im Unternehmen tätig und übergab er dieses an seine Söhne Peter und Martin.
Von 1945 bis 1972 gehörte er der Vollversammlung der IHK Koblenz an und saß der Marshallplan-Kommission vor. 1951 wurde Barth Vizepräsident und Leiter der Außenstelle Neuwied der IHK Koblenz, die ihn 1957 als ehrenamtlichen Prüfer auszeichnete. 1960 erfolgte seine Wahl zum Präsidenten, aber nach zweijähriger Amtszeit konnte er das Amt wegen einer schweren Erkrankung nicht mehr wahrnehmen. Nach dem Ende seiner offiziellen Amtszeit wählte ihn die Vollversammlung zum Vizepräsidenten. Er war in zahlreichen Verbänden auf Landes- und auf Bundesebene ehrenamtlich aktiv, ebenso beim Deutschen Industrie- und Handelstag. Zudem engagierte sich Barth als Presbyter in seiner evangelischen Gemeinde. 1963 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1971 die selten verliehe Stufe „mit Stern“. In diesem Jahr würdigte ihn die Stadt Neuwied mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft.