Pressemitteilung vom 7. März 2024

Für einen Weg aus dem wirtschaftlichen Stimmungstief: Weniger Bürokratie, insbesondere bei der Fachkräfteeinwanderung

Die gewerbliche Wirtschaft kommt nicht aus dem Dauertief. Krisen und anhaltende Unsicherheit setzen der wirtschaftlichen Entwicklung – auch im nördlichen Rheinland-Pfalz – kräftig zu. Darüber tauschten sich der Koblenzer Oberbürgermeister, die Landräte aus der Region sowie Vertreter der Industrie- und Handelskammer Koblenz beim 11. Plattformgespräch von IHK und kommunalen Spitzenvertretern aus.
Landräte und OB
Schwerpunktthemen des Plattformgesprächs waren die Gemeinschaftsinitiative „Wir Westerwälder“ und die aktuelle wirtschaftliche Lage. „Wir Westerwälder“ wird gemeinsam getragen von den Landkreisen Altenkirchen, Neuwied und dem Westerwaldkreis und hat sich zum Ziel gesetzt, den Westerwald als attraktiven Wirtschafts- und Lebensraum zu stärken und zu vermarkten.
Anlässlich der Sitzung in der Dierdorfer Geschäftsstelle von „Wir Westerwälder“ wurde erstmals eine Sonderauswertung der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für die „Wir Westerwälder“-Kreise vorgestellt. In der Sonderauswertung wird die schwierige Lage der Wirtschaft noch einmal deutlicher: Von 133 Unternehmen mit insgesamt mehr als 12.000 Beschäftigten bewerten nur 30 Prozent ihre Geschäftslage als gut, demgegenüber 70 Prozent als gleichbleibend oder sogar schlecht. Und auch der Blick in die Zukunft ist düster: Nur 14 Prozent der Unternehmen gehen von einer Besserung aus, 45 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung und 41 Prozent mit einer Verschlechterung. Das ergibt für die drei Landkreise einen Konjunkturklimaindex von 87 – deutlich unter dem Wert von 100 Punkten als Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung. Die Stimmung der Unternehmen ist damit ähnlich pessimistisch wie im Gesamtbezirk der IHK Koblenz (85 Indexpunkte).
Kommunalpolitik und Wirtschaftsvertreter waren sich vor diesem Hintergrund auch darüber einig, dass bürokratische Hemmnisse abgebaut werden müssen, wenn die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen soll. Denn 66 Prozent der Altenkirchener, Neuwieder und Westerwälder Unternehmen geben an, dass die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Gerade im Bereich der Zuwanderung von dringend benötigten Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland entstehen hier Probleme für die von der Industrie geprägten Regionen.
Dazu Dr. Peter Enders, Vorsitzender des Verwaltungsrates "Wir Westerwälder" und Landrat des Kreises Altenkirchen: "Als umzusetzende Ebene der Einwanderungspolitik werden die Kommunen vom Gesetzgeber vor Verfahrensprobleme gestellt. Das bremst viele Arbeitgeber, die bei der Rekrutierung von Fachkräften den Weg ins Ausland wagen, aus. Aber auch qualifizierte Fachkräfte, die ihre berufliche und private Zukunft bei uns suchen, werden von der deutschen Bürokratie abgeschreckt. Allerdings sorgen insbesondere diese Menschen dafür, dass Deutschland und unsere Region wettbewerbsfähig bleiben können. Wir benötigen sie und es liegt auch an uns, diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren."
Bereits heute haben 12,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im IHK-Bezirk ausländische Wurzeln. Insgesamt arbeiten im IHK-Bezirk Koblenz somit 67.450 Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind 21.070 Menschen mehr als noch vor 5 Jahren. Die Beschäftigung innerhalb dieser Gruppe ist damit um 45,4 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum die Beschäftigung bei den Menschen inländischer Herkunft nur um 1,5 Prozent gestiegen ist.
Im Gespräch wurde deutlich, dass Wertschöpfung und eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Zukunft eng damit verknüpft sein werden, wie dem demografischen Wandel begegnet werden kann. Denn 49 Prozent und somit fast die Hälfte der Unternehmen in Altenkirchen, Neuwied und dem Westerwaldkreis geben an, dass der Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit bedroht.
Dazu IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing: „Zukünftig werden wir mehr Menschen ausländischer Abstammung benötigen. Deswegen brauchen wir zügige Verfahren in den deutschen Botschaften und Konsulaten sowie schlanke Regelungen in den kommunalen Ausländerbehörden, aber auch mehr Zutrauen in die Menschenkenntnis und den Pragmatismus von Unternehmerinnen und Unternehmern.“