Interessenvertretung - Ausgabe 01-02/2022

BioTech-Valley: Raum für Ideen, Forschung und Wachstum

Chance für Mainzer Umland
Die Corona-Pandemie hält uns weiter in Atem. Für die Wirtschaft bedeutet die Krise eine kaum mehr überschaubare Fülle an Verordnungen und Maßnahmen. Die Pandemie lehrt uns aber auch, wie wichtig es ist, in Forschung und Entwicklung zu investieren und die Betriebe – gerade im ländlichen Raum zu unterstützen. Dass Rheinland-Pfalz als Standort für Biotechnologie besonders gut geeignet ist und hervorsticht, beweisen letztlich die Erfolge von zahlreichen namhaften Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die sich im Mainzer Umland als „BioTech-Valley“ angesiedelt haben.
„Rheinland-Pfalz soll zum führenden Standort für Biotechnologie ausgebaut werden. Gemeinsam mit der Stadt Mainz, der Universität Mainz, der Unimedizin und weiteren Akteuren werden wir die verschiedenen Maßnahmen bündeln,“ so steht es im Koalitionsvertrag der Landesregierung. Doch nicht nur die Landeshauptstadt ist als Wissenschafts- und Biotechnologiestandort für die Wirtschaft interessant, längst hat sich eine Art BioTech-Valley im Mainzer Umland entwickelt.
Der Ausbau des Biotechnologiestandorts ist ein Kernanliegen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Allerdings befasst sich der Koalitionsvertrag mit der Stärkung der Stadt Mainz als Biotechnologiestandort. Die Potenziale der angrenzenden Region bleiben unberücksichtigt. Das wäre aus unserer Sicht ein strategischer Fehler,

so Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer, IHK Koblenz



Das Silicon Valley in Kalifornien ist wohl den meisten Menschen ein Begriff: Das Tal im Südosten von San Francisco steht für Innovation, Technologie und Wachstum, denn dort sind neben der Standfort University große IT-Unternehmen wie Apple, Microsoft, Google und Facebook ansässig. In Anlehnung an das Silicon Valley in Kalifornien regt die IHK Koblenz an, als „BioTech-Valley“ die Aktivitäten zur Stärkung des Biotechnologiestandortes räumlich größer zu ziehen und entlang der Achse „Mainz, Ingelheim, Bingen, Bad Kreuznach, Idar-Oberstein und Birkenfeld“ auszudehnen. Von Mainz bis in den Landkreis Birkenfeld: Entlang dieser „Perlenkette“ haben sich zahlreiche namhafte und innovative Firmen entwickelt, die Leuchttürme auf ihrem Gebiet sind. Dazu zählen neben den vielen mittelständischen Unternehmen, die in vor- und nachgelagerten Branchen eng mit dem Biotechnologiesektor zusammenarbeiten und Innovationen in diesem Bereich aktiv mitgestalten, zum Beispiel das Pharmaunternehmen Boehringer-Ingelheim in Ingelheim und die Stiftung Kreuznacher Diakonie mit den Klinik-Standorten in Bad Kreuznach, Kirn und Simmern/Hunsrück. Auch die BioNTech innovative Manufacturing Services GmbH in Idar-Oberstein zählt mit ihrer Krebsforschung zu diesen Leuchttürmen und zeigt, dass BioTech-Firmen längst das Potenzial fernab der Landeshauptstadt erkannt haben.

Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft

Auch die in Bingen ansässige Technische Hochschule mit den Studiengängen Angewandte Bioinformatik, Biotechnologie, Medizinische Biotechnologie (Sitz in Bad Kreuznach) sowie der Umwelt-Campus Birkenfeld mit den Studiengängen Bio- und Pharmatechnik, Bio- und Prozess-Ingenieurwesen und dem Institut für biotechnisches Prozessdesign sind für das Bio-Tech-Valley bezeichnend.
Im Koalitionsvertrag nur von Mainz als Standort für den Ausbau von Biotechnologie zu sprechen, greift zu kurz. Rheinland-Pfalz hat viele attraktive Unternehmen fernab der Landeshauptstadt zu bieten!

so Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung, IHK Koblenz



Rheinland-Pfalz hat als Biotechnologiestandort nicht zuletzt durch die Erfolge des Impfstoffherstellers BioNTech besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die zu erwartenden Gewerbesteuereinnahmen durch die BioNTech-Gruppe für die Städte Mainz und Idar-Oberstein machen die wirtschaftliche Bedeutung des Themas Biotechnologie für Rheinland-Pfalz deutlich. Mainz und Idar-Oberstein liegen rund 90 Kilometer voneinander entfernt. Mit der Bahn ist das knapp eine Stunde mit Haltepunkten u. a. in Ingelheim, Bingen und Bad Kreuznach. Würde die Landesregierung die Aktivitäten zur Stärkung des Biotechnologiestandorts auf das Bio-Tech-Valley ausweiten, können nicht nur die Wachstumspotenziale, sondern auch die damit verbundenen infrastrukturellen Herausforderungen in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Fachkräfte angegangen werden. Letztlich geht es auch darum, auf die Attraktivität des ländlichen Raums als Wirtschafts- und BioTech-Standort aufmerksam zu machen. Denn dort bieten sich vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten. Kapazitäten für Labore oder freie Bauflächen sind entsprechend vorhanden.
Die Ideenskizze zum BioTech-Valley finden Sie hier.