IHKLW warnt vor Zollspirale
"Der aktuelle Brief von Donald Trump an die EU-Kommissionspräsidentin zeigt, dass die US-Zollpolitik sprunghaft und unberechenbar bleibt", sagt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW). "Für die Wirtschaft in unserer Region ist es wichtig, rasch eine stabile Einigung zu erzielen, die beidseitige Eskalationen verhindert und den Eintritt in eine Zollspirale vermeidet.“ Es gehe darum, fairen Wettbewerb zu sichern und Handelskonflikte dauerhaft zu entschärfen – nicht darum, kurzfristigem politischen Druck nachzugeben.
Würden die USA EU-Einfuhren tatsächlich mit 30 Prozent Zoll belegen, wäre die Industrie in Niedersachsen nach Berechnungen des Münchner ifo-Instituts im Vergleich zu anderen Bundesländern am stärksten betroffen. Insbesondere Zölle für Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile, Maschinen und Chemieprodukte träfen die niedersächsische Industrie hart, weil sie den Großteil der Exporte ausmachen. Besonders problematisch aus Sicht der IHKLW ist dabei, dass die ab 1. August angekündigten Importzölle zusätzlich zu den bereits früher verhängten Sonderzöllen von beispielsweise 25 Prozent auf Kraftfahrzeuge gelten würden. “Es besteht die Gefahr, dass die Nachfrage nach diesen Produkten vollständig zum Erliegen kommt,” so Zeinert.
Der Anteil der niedersächsischen Exporte in die USA lag nach Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) 2024 bei 7,2 Prozent. Niedersachsen exportierte im Jahr 2024 Waren im Gesamtwert von 7,3 Milliarden Euro in die USA – bei einer Gesamtausfuhr Niedersachsens von 101,8 Milliarden Euro. Damit waren die USA der drittwichtigste Exportpartner Niedersachsen – nach den Niederlanden (9,8 Prozent) und Frankreich (7,9 Prozent). Laut LSN zählen Kraftfahrzeuge und Fahrzeugteile mit 26,7 Prozent, Maschinen mit 10,5 Prozent und chemische Vorerzeugnisse mit 5,5 Prozent zu den bedeutendsten Warengruppen beim Warenexport in die USA.
"In der aktuellen Entwicklung liegen auch Chancen, wenn es uns gelingt, die Handelspolitik breiter aufzustellen", schlussfolgert IHKLW-Hauptgeschäftsführer Zeinert. "Wir benötigen mehr denn je Diversifizierung, widerstandsfähige Lieferketten und neue Partnerschaften – ganz dringend durch das EU-Mercosur-Abkommen und engere Kooperationen mit Märkten wie Indien, Indonesien, Thailand und natürlich auch Malaysia.“ Gleichzeitig brauche es eine EU, die ihre Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität durch die Förderung von Forschung und Innovationen und den drastischen Abbau von Bürokratie stärkt.
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Lüneburg, 16. Juli 2025