IHKLW-Vollversammlung rückt Fachkräfte in den Fokus

„Zukunft braucht Arbeit – Arbeit braucht Fachkräfte“ – unter diesem Titel rückt die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) die Arbeits- und Fachkräftesicherung in der Region im Jahr 2026 in den Fokus. Dies hat die IHKLW-Vollversammlung beschlossen, die bei ihrer Sitzung am Donnerstag, 4. Dezember, in der Autostadt Wolfsburg den aktuellen und zukünftigen Arbeits- und Fachkräftebedarf auf Basis des IHKLW-Fachkräftemonitors diskutiert hat. Der Monitor zeigt, wie sich Arbeitsmarkt, Qualifikationsstruktur und Standortbedingungen in den Landkreisen und Städten der Region entwickeln. Grundlage sind aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit, des Landesamts für Statistik Niedersachsen, des Statistischen Bundesamts sowie eigene Erhebungen der IHKLW, darunter die Standortumfrage 2025.
Gefragt: Investitionen in Ausbildung, Weiterbildung und Standortqualität
„Der Fachkräftemonitor liefert Zahlen, Trends und konkrete Empfehlungen – und damit eine belastbare Grundlage für Unternehmen, Verwaltung und Politik“, sagte IHKLW-Präsident Andreas Kirschenmann. „Unsere Analyse macht deutlich: Der Fachkräftemangel ist strukturell. Das Problem wird immer gravierender, deshalb müssen Wirtschaft, Politik und Bildung gemeinsam und abgestimmt handeln.“ In den kommenden Jahren scheiden viele erfahrene Beschäftigte altersbedingt aus, Digitalisierung, Energie- und Mobilitätswende erhöhen zusätzlich den Qualifizierungsbedarf. Ein weiteres Ergebnis des Fachkräftemonitors: Beruflich Qualifizierte werden von den Unternehmen besonders gebraucht. Und: Standortfaktoren wie Wohnraum, Kinderbetreuung, Mobilität und digitale Infrastruktur beeinflussen die Bindung und Gewinnung von Fachkräften maßgeblich. Kirschenmann weist zudem auf die Bedeutung des Auslandes hin: „Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte muss vereinfacht und gefördert werden. Ohne Zuwanderung werden wir den Fachkräftebedarf nicht decken können. Der Fachkräftemonitor zeigt klar, wo wir stehen – und wo wir handeln müssen. Demografisch bedingte Neubesetzungen von Stellen, Transformation und Kompetenzentwicklung sind keine getrennten Baustellen. 2026 bündeln wir unter dem Motto ‚Zukunft braucht Arbeit – Arbeit braucht Fachkräfte‘ unsere Kräfte: datenbasiert, praxisnah und im Schulterschluss mit Betrieben, Kommunen, Schulen und Hochschulen.“ Die Botschaft sei klar: „Wer heute in Ausbildung, Weiterbildung und Standortqualität investiert, sichert morgen Wettbewerbsfähigkeit.“
Regionale Profile – Stärken nutzen, Lücken schließen
Zum IHKLW-Bezirk zählen die Landkreise Harburg, Heidekreis, Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Celle und Gifhorn sowie die Stadt Wolfsburg. Für jede Region hat die IHKLW die Daten analysiert.
Für den Landkreis Harburg ergibt sich das Bild eines dynamischen Standorts im Umland Hamburgs, der zugleich Engpässe bei Verkehr, Wohnraum und Kinderbetreuung aufweist. Es gilt, in familienfreundliche Strukturen, flexible Arbeitsmodelle, mehr Praktika und Schul-Betriebs-Kooperationen zu investieren.
Im Landkreis Heidekreis zeigt sich eine junge Bevölkerungsstruktur und eine hohe Ausbildungsquote. Zukünftig gilt es für Unternehmen, die Fachkräfteentwicklung strategisch zu verankern, digitale Kompetenzen von Mitarbeitenden auszubauen und Berufsschulkooperationen im Sinne verbindlicher Partnerschaften zwischen Unternehmen, den berufsbildenden Schulen (BBS), der IHKLW und weiteren Akteuren zu nutzen.
Der Landkreis Lüneburg punktet mit einem akademischen Schwerpunkt: der Leuphana Universität Lüneburg. Herausforderungen gibt es bei Wohnraum und Verkehr. Aus dem Fachkräftemonitor ergeben sich Empfehlungen für eine enge Kooperationen mit Hochschulen und zusätzlich Investitionen in Programme zur Fachkräftebindung und in eine bessere Kinderbetreuung.
Der Landkreis Uelzen verzeichnet den höchsten Anteil beruflich Qualifizierter im IHKLW-Bezirk und eine stabile Altersstruktur. Für Unternehmen gilt es, Weiterbildung und Mitarbeiterbindung zu priorisieren. Kommunen sind gefragt, eine familienfreundliche Infrastruktur und Freizeitangebote ausbauen.
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg verzeichnet ebenso einen hohen Anteil beruflich Qualifizierter Fachkräfte, ist vom demografischen Wandel aber stärker betroffen. Um Engpässe zu vermeiden, müssen mehr jung Fachkräfte angeworben werden. Dazu beitragen können Willkommensinitiativen, Nach- und Teilqualifizierungen.

Der Landkreis Celle weist eine stabile Beschäftigungsstruktur auf – und einen hohen Anteil dual ausgebildeter Fachkräfte. Gleichzeitig zeichnet sich eine leichte demografische Lücke in naher Zukunft ab. Unternehmen sollten verstärkt in Weiterbildung und Nachqualifizierung investier. Auch gilt es, den Nachwuchs im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) stärker zu fördern.
Der Landkreis Gifhorn verzeichnet die niedrigste Arbeitslosenquote im IHKLW-Bezirk und eine starke Industrie. Nachholbedarf gibt es vor allem im Bereich der Digital- und Mobilitätsinfrastruktur. Empfehlenswert sind eine stärke Nutzung von digitalen Weiterbildungsangeboten, Technologietransfer und Bildungskooperationen.

Die Stadt Wolfsburg ist das industrielle Zentrum im IHKLW-Bezirk – mit einer Automobilwirtschaft, die sich deutlich im Strukturwandel durch E-Mobilität und Digitalisierung befindet. Ein hoher Fachkräftebedarf zeichnet sich insbesondere in Ingenieur-, IT-, Elektro- und Produktionsberufen ab. Entgegengesteuert werden kann hier durch Qualifizierungsprogramme und Vernetzung mit beispielsweise der Ostfalia Hochschule und Berufsschulen.
IHKLW unterstützt Unternehmen 2026 mit Fokusprogramm
Die IHKLW begleitet ihre Mitgliedsunternehmen 2026 mit Fachveranstaltungen, Workshops, Projekten und individueller Beratung – von Nachwuchsgewinnung und Ausbildung über Weiterbildung bis zur Integration internationaler Fachkräfte. Ziel des Programms „Zukunft braucht Arbeit – Arbeit braucht Fachkräfte“ ist es, Impulse zu geben, Mitgliedsunternehmen zu vernetzen, den Austausch zu fördern und Angebote zu Qualifizierung, Vereinbarkeit und Standortentwicklung zugänglich zu machen.
Der Fachkräftemonitor, ausführliche regionale Profile und Angebote der IHKLW zur Fachkräftesicherung sind hier zu finden: Zukunft braucht Arbeit – Arbeit braucht Fachkräfte