Celler Wirtschaft fordert Verbesserung der Standortbedingungen
Wie zufrieden sind die Unternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) mit ihrem Landkreis als Wirtschaftsstandort? Die IHKLW wollte es genau wissen und hat jetzt die Antworten einer hauseigenen Umfrage unter 1.627 Unternehmen ausgewertet, 258 davon aus dem Landkreis Celle. Ergebnis: Die Standortattraktivität des Landkreises Celle bewerten die Unternehmen mit der Note 3,5 – schlechter als bei der letzten Befragung im Jahr 2020.
„Dieses Ergebnis gibt Anlass zur Sorge und deutet auf hohen Handlungsbedarf hin”, sagt IHKLW-Vizepräsident Dominic Frentzel, Versicherungsexperte für die Allianz in Celle. Laut Umfrage kritisieren die Unternehmen unter anderem die Bürokratie-Folgekosten, das schleppende Tempo von Bau-, Planungs- und Genehmigungsverfahren, den Facharbeitermangel, das Verständnis für betriebliche Angelegenheiten seitens der Politik sowie Höhe der Energiepreise. Die von den Unternehmen kritisierten Punkte zahlen sowohl auf die Bundes-, die Landes- und die Kommunalpolitik ein.
„Die Wirtschaft vor Ort braucht weniger Hürden und mehr Tempo – sei es bei Genehmigungen, Bauprojekten oder digitalen Verwaltungsprozessen. Bürokratische Hemmnisse und hohe Energiepreise bremsen uns aus. Außerdem fehlen Fachkräfte und bezahlbarer Wohnraum für unsere Mitarbeiter. Politik und Verwaltung müssen die Realitäten der Unternehmen besser verstehen und praxistaugliche Lösungen bieten, damit wir investieren, wachsen und Arbeitsplätze sichern können“, sagt Frentzel: „Die Umfrageergebnisse bestätigen, was viele Unternehmen täglich erleben: Übermäßige Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren bremsen wirtschaftliches Wachstum und Innovation. Wir brauchen dringend einfache, schnelle und digitale Prozesse, damit Investitionen nicht durch lange Wartezeiten verzögert werden. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ist eine wesentliche Botschaft, die wir aus der Umfrage ableiteten.”
Insgesamt haben die Unternehmen 39 Faktoren aus den fünf Themenfeldern bewertet: „Infrastruktur“, „Lebensqualität“, „Arbeitsmarkt/Beschäftigung“, „Standortkosten“ und „Wirtschaftspolitisches Umfeld“. Ein Kritikpunkt: die hohen Energiepreise. „Die Energiepreise sind eine massive Belastung für Unternehmen. Sie verschlechtern die Wettbewerbsfähigkeit, besonders im internationalen Vergleich”, sagt Frentzel: „Gerade für energieintensive Betriebe sind die Kosten kaum noch tragbar. Es braucht dringend verlässliche Maßnahmen, um Energie bezahlbar zu halten und Planungssicherheit zu schaffen. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben für die neue Bundesregierung.“
Die Umfrageergebnisse der IHKLW zeigen aber nicht nur Handlungsbedarfe, sondern auch die Stärken des Landkreises auf. Punkten kann der Landkreis Celle vor allem mit der guten Nahversorgung, Naherholungsgebieten, dem Sport-, Freizeit- und Kulturangebot sowie Tagungsinfrastruktur und Hotelkapazitäten. „Die Ergebnisse geben insgesamt wichtige Hinweise auf Rahmenbedingungen, die für die regionale Wirtschaft relevant sind“, sagt IHKLW-Vizepräsident Frentzel. „Unser Ziel ist die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Dafür benötigen wir den Austausch und gegenseitiges Zuhören.”
Die Standortumfrage war bereits Thema bei einem Gespräch im Landratsamt mit Landrat Axel Flader und dem Ersten Kreisrat Gerald Höhl. Landrat Axel Flader hat Verständnis für die Situation, weist aber auf den engen Spielraum des Landkreises hin: „Die Fachkräfteverfügbarkeit und die Probleme mit zu vielen Vorschriften sind in vielen Kommunen eine Herausforderung. Wir versuchen dort, wo wir können, Veränderungen herbeiführen, aber sind als Landkreis zunächst mal ausführende Behörde. Viele der entscheidenden Rahmenbedingungen – etwa bei Energiepreisen oder Förderprogrammen – werden vom Land und Bund vorgegeben. Auch werden die Kommunen zunehmend allein gelassen, weil die Finanzierung unserer Aufgaben nicht ausreichend gedeckt ist. Trotz dieser Einschränkungen stellen wir uns den Herausforderungen vor Ort. Wir überprüfen kontinuierlich unsere Prozesse, um Bürokratie abzubauen, Genehmigungen zu beschleunigen und die Serviceangebote für Unternehmen zu verbessern. Unser Ziel ist es, den Landkreis Celle als attraktiven Wirtschafts- und Lebensstandort weiterzuentwickeln – mit den Mitteln, die uns tatsächlich zur Verfügung stehen.“
Die Ergebnisse der IHKLW-Standortumfrage 2025 mit einer detaillierten regionalen Auswertung für die sieben Landkreise im IHKLW-Bezirk und die Stadt Wolfsburg stehen unter www.ihk.de/ihklw/standortumfrage bereit.
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Lüneburg, 19. September 2025