Junge Menschen starten ihre Karriere

Rund 2.600 junge Menschen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) starten im Sommer ihre Ausbildung in einem IHK-Beruf – das sind rund 200 weniger als im Vorjahr.
„Wir verzeichnen aktuell ein Minus von rund 7,5 Prozent“, sagt Ausbildungsexperte Sönke Feldhusen, stellvertretender IHKLW-Hauptgeschäftsführer. „Vor allem im industriellen Bereich im Süden unseres IHK-Bezirks wurden weniger Verträge geschlossen – und das, obwohl es an Angeboten insgesamt nicht mangelt.“ Noch immer seien viele Ausbildungsstellen unbesetzt. „Viele regionale Unternehmen, insbesondere in der Industrie, sind durch Transformationsprozesse, Zollstreit und einen insgesamt unsicheren Wirtschaftsrahmen sehr gefordert. Aber Ausbildung hat für sie dennoch eine hohe Priorität“, sagt Feldhusen. Der von der IHK Niedersachsen (IHKN) schon länger beobachtete Trend, dass sich der Ausbildungsmarkt in einen Bewerbermarkt verwandelt, bleibt bestehen. In ganz Niedersachsen standen zum Ausbildungsstart 2024 auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen nur 95 Bewerbende zur Verfügung, wie die IHKN im „Fokus Niedersachsen – Ausbildungsmarkt 2025“ berichtet. Feldhusen macht deutlich: „Wer sich jetzt für eine Ausbildung entscheidet, trifft auch in dieser schwierigen Zeit auf Unternehmen, die dringend und nachhaltig Nachwuchs suchen – und das branchenübergreifend.“
Ausbildung ist kein Plan B – sie ist Plan A+
Der Rückgang an Ausbildungsverträgen zum Ausbildungsstart 2025 betrifft gewerblich-technische Berufe (mit einem Minus von 6,1 Prozent) und auch kaufmännische Berufe (mit einem Minus von 8,1 Prozent). „Die Besetzungsprobleme bei den Ausbildungsplätzen zeigen, dass wir die Vielfalt, Attraktivität und Krisenbeständigkeit dualer Ausbildung noch stärker in den Fokus rücken müssen“, sagt Feldhusen. „Eine Ausbildung ist kein Plan B – sie ist Plan A+, wenn man früh ins Berufsleben starten und sich praxisnah weiterentwickeln will.“ Die berufliche Ausbildung eröffnet exzellente Perspektiven: Nach erfolgreichem Abschluss stehen vielfältige Fortbildungswege offen – bis zu Abschlüssen auf Bachelor- und Masterniveau. „Karriere geht auch ohne Hörsaal – und oft schneller“, betont Feldhusen.
Internationaler, älter, vielfältiger
Zunehmend spielt auch die Internationalisierung des Ausbildungsmarkts eine Rolle. Die Zahl der Auszubildenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist in Niedersachsen laut IHKN-Analyse binnen fünf Jahren um ein Drittel gestiegen. Allein 2024 zählten die niedersächsischen IHKs mehr als 6.100 ausländische Azubis. Im IHKLW-Bezirk stammen sie aus über 70 Ländern. Besonders stark vertreten sind junge Menschen aus Vietnam, Syrien, dem Irak und der Ukraine.
Auch das Durchschnittsalter der Azubis steigt: In Niedersachsen liegt es inzwischen bei 19,8 Jahren. „Viele starten später ins Berufsleben – zum Beispiel nach einer Auszeit oder einem gescheiterten Studienversuch“, sagt Feldhusen. Diese Entwicklung sei nicht per se negativ, bedeute aber, dass Berufsorientierung individueller, früher und gezielter ansetzen müsse.
Berufsorientierung: Jugendlichen den Mut geben, loszugehen
„Was junge Menschen brauchen, ist nicht mehr Orientierung – sondern bessere“, sagt Feldhusen. „Berufsorientierung muss systematisch, praxisnah und frühzeitig erfolgen. Wir müssen Jugendlichen den Mut geben, loszugehen – auch wenn der erste Schritt nicht gleich perfekt ist.“
Die IHKLW unterstützt mit verschiedenen Angeboten: vom digitalen Zukunftstag über die Ausbildungskampagne @die.azubis_niedersachsen auf Instagram bis hin zum Programm Ausbildungsbotschafter: Mehr als 470 Botschafterinnen und Botschafter berichten an Schulen aus ihrem Azubialltag und geben Einblicke auf Augenhöhe.
Noch ist Zeit für den Ausbildungsstart 2025
Trotz des offiziellen Ausbildungsbeginns am 1. August oder 1. September: Viele Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt. Sönke Feldhusen rät zur Eigeninitiative: „Ein Blick in die Ausbildungsbörse der Arbeitsagentur oder auf unsere Plattform www.meine-ausbildung-in-niedersachsen.de lohnt sich. Und wer den direkten Kontakt mit dem Wunschunternehmen sucht, hat oft überraschend gute Chancen – auch jetzt noch.“
***
Lüneburg, 31. Juli 2025