IHKLW-GedankenGut in Celle zur Zukunft der Arbeit
Frührente, Homeoffice und Work-Life-Balance – Debatten um die Zukunft der Arbeit beweisen derzeit vor allem, wie sehr Menschen zwischen Leben und Arbeit unterscheiden. Hans Rusinek, promovierter Ökonom und Arbeitsforscher, will dazu ermutigen, Arbeit wieder als Ort zu begreifen, an dem wir als Gesellschaft Zusammenhalt erleben können. „Frohes Schaffen“ lautet so auch der Titel der zweiten GedankenGut-Veranstaltung 2025, zu der die IHKLW am Dienstag, 24. Juni, ab 18 Uhr ins Stadtpalais Celle einlädt. Unternehmen und Mitarbeitende dürfen auf überraschende Studien, Beispiele aus der Praxis und konkrete Tipps gespannt sein. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen sind unter www.ihklw.de/gedankengutincelle möglich.
„Viele behandeln die Arbeit wie einen Zahnarzttermin, den man möglichst schnell hinter sich bringen will. Dabei verbringen wir ein Drittel unserer wachen Zeit am Arbeitsplatz“, sagt Hans Rusinek. Dem Autor des Buchs „Work Survive Balance“ geht es darum, die Arbeitswelt „nicht verkümmern“ zu lassen, sondern sie als Ort wahrzunehmen, an dem wir als Gesellschaft Zusammenhalt erleben. „Nur in der Arbeit treffen wir noch auf Menschen, auf die wir tendenziell auch einmal keine Lust haben. Mit diesen unfreiwilligen Schicksalsgenossen lernen wir, Dinge zu leisten, die um ein Vielfaches das in den Schatten stellen, was uns allein gelingen würde.“ Er appelliert, bei der Arbeit nicht nur auf den Feierabend zu warten, sondern ins Handeln zu kommen. Mitglieder der IHKLW dürfen sich auf einen Impuls mit überraschenden Studien, Fallbeispielen aus der Praxis und direkt umsetzbaren Hacks freuen.
„Ein Unternehmen, das adäquat auf aktuelle Herausforderungen reagieren kann, ist ein Unternehmen, das überlebensfähig ist“, sagt Hans Rusinek im Interview mit dem IHKLW-Magazin Unsere Wirtschaft. „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten sich nicht so sehr den Kopf darüber zerbrechen, was Menschen motiviert, sondern was sie demotiviert. Durch Freiräume kann Innovation und neue Motivation entstehen.“
Rusinek, Mitglied des „Think Tank 30“ des Club of Rome Deutschland, forscht derzeit nicht nur an der Universität St. Gallen zum Wandel der Arbeit, sondern berät zudem diverse Unternehmen. Dabei geht es um mehr Zeitdiversität im Joballtag, aber auch um die vermeintliche Spaltung der Generationen.
„Es gibt in Rollenspielen zum Beispiel ,Reverse Mentoring', wo ein Boomer und ein Zoomer zusammen Tandems bilden.“ Dabei ließe sich recht schnell Verständnis für die andere Seite aufbauen. Hans Rusinek betont: „Manchmal muss man über seinen Schatten springen und der nachfolgenden Generation Dinge gewähren, die einem selbst nicht vergönnt waren.“ In schwierigen Zeiten gibt sich der Arbeitsforscher grundsätzlich optimistisch. „Ich glaube, dass wir – auf Arbeit und Organisation bezogen – ein unfassbares unentdecktes menschliches Potenzial haben, das wir wecken müssen. Dazu können Krisen und Herausforderungen beitragen.“ Spannende Anregungen also, über die sich die Gäste nach dem Vortrag von Hans Rusinek bei Fingerfood und Getränken weiter austauschen können.
***
Lüneburg, 10. Juni 2025