Konjunkturbericht Nordostniedersachsen 3. Quartal 2023

Gesamtwirtschaft Nordostniedersachsen

Bei allen wichtigen Indikatoren zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Lage im Raum Nordostniedersachsen zeigen die Tendenzpfeile nach unten. Verglichen mit dem Vorquartal haben sich die Relationen also jeweils verschlechtert. Dabei verwundert es nicht, dass die beschriebene Negativentwicklung der geschäftlichen Lage und der geschäftlichen Erwartungen auch Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der regionalen Wirtschaft hat. Aktuell beabsichtigt nur noch jedes fünfte Unternehmen, seine Investitionsbudgets auszuweiten. Demgegenüber gehen 43 Prozent von einer Kürzung aus. Damit ist die Investitionsneigung nun bereits zum dritten Mal in Folge rückläufig. Zudem fällt auf, dass ein Großteil der Investitionen lediglich der Beschaffung von Ersatzbedarf sowie der Rationalisierung dient. Auf Wachstum ausgerichtete Investitionen zur Kapazitätserweiterung stehen dahinter zurück. Belastet wird das Investitionsklima einerseits durch die eingetretenen erheblichen Preis- und Zinsanstiege und andererseits durch die schleppende Marktnachfrage. Vor diesem Hintergrund hat die Zuversicht, dass sich potenzielle Investitionen rentieren, erkennbar gelitten.
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Auch ihre Personalplanungen gehen die Unternehmen im Wirtschaftsraum Nordostniedersachsen vorsichtiger an. Zwar beabsichtigen immer noch 10 Prozent der Betriebe, ihren Personalbestand auszubauen. Mehr als jedes vierte Unternehmen rechnet jedoch damit, die Anzahl seiner Mitarbeiter zu reduzieren. Gleichzeitig bleibt der Arbeits- und Fachkräftemangel präsent. So gelingt es sechs von zehn befragten Unternehmen nicht, offene Stellen mit geeigneten Arbeitskräften zu besetzen – wobei sich die vergebliche Suche nach Personal auf alle Qualifikationsniveaus erstreckt.
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Industrie

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In der Industrie hat sich die Stimmung zum Herbst hin eingetrübt. Dies zeigen die Meldungen der regionalen Industriebetriebe zu ihrer aktuellen Geschäftslage. Momentan berichten nur 26 Prozent der Hersteller von guten Geschäften. Über einen schlechten Geschäftsverlauf klagen dagegen 39 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen beträgt -13 und ist damit in den Minusbereich gerutscht. Noch viel schwieriger ist die Lage in der energieintensiven Industrie. Weite Teile der Industrie berichten von nachlassenden Umsätzen und Erträgen. Derzeit arbeitet die Branche ihre vor einiger Zeit noch recht komfortablen Auftragspolster ab. Die aktuelle Ordertätigkeit der Industriekunden verläuft aber ausgesprochen schleppend. Die Nachfrage aus dem Inland ist schwach und auch die Auftragseingänge aus dem Ausland zeigen wenig Dynamik. Daraus folgt, dass die Auftragsbestände der regionalen Industrie immer weiter zusammenschrumpfen. Mittlerweile hält mehr als die Hälfte der regionalen Industriebetriebe sein Auftragsvolumen für zu klein. Demgegenüber bezeichnen nur 6 Prozent ihr Auftragspolster als groß. So verwundert es nicht, dass auch die Geschäftsprognosen der regionalen Industriekapitäne weiterhin von tiefgreifendem Pessimismus geprägt sind. 45 Prozent erwarten für die kommenden Monate eine geschäftliche Eintrübung. Bessere Geschäfte prognostizieren dagegen gerade einmal 9 Prozent der Betriebe.
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Einzelhandel

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Der Einzelhandel leidet weiterhin unter der Kaufzurückhaltung seiner Kunden. Dauerkrisen und die immer noch hohen Inflationsraten drücken auf die Konsumlaune der Verbraucher und schmälern deren verfügbares Einkommen. Zudem müssen die Einzelhandelsbetriebe auch selbst mit den gestiegenen Kosten zurechtkommen. Trotzdem gibt es Nischen und Chancen für den Facheinzelhandel, die während der Coronazeit aufgeschobenen Konsumwünsche der Menschen zu bedienen und Kunden zu bewegen, die in der Coronazeit angehäuften Ersparnisse in Konsum umzusetzen. Damit lässt sich erklären, dass der regionale Einzelhandel gegen den Landestrend sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftsaussichten besser einschätzt als im Vorquartal. Derzeit bezeichnen 18 Prozent der Einzelhändler ihre geschäftliche Situation als gut, zwei Drittel der Händler empfinden sie immerhin als befriedigend. 15 Prozent berichten hingegen von schlecht laufenden Geschäften. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate fallen optimistischer aus als im Vorquartal. So rechnen zwei Drittel mit besseren oder zumindest gleichbleibenden Geschäften und ein Drittel erwartet eine Verschlechterung in den kommenden Monaten. Die Investitionsbereitschaft ist immer noch zurückhaltend und fast die Hälfte der Händler beabsichtigt, die Investitionen zurückzufahren. Auch bei den Personalplanungen ist der Einzelhandel vorsichtig und nur 13 Prozent planen den Personalbestand zu erhöhen.
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Großhandel

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Der deutliche Abfall des sektoralen Konjunkturklimaindikators für den Großhandel gründet sich auf die negative Entwicklung beider Eingangsfaktoren. Zum einen haben die geschäftlichen Lagebeurteilungen der Großhändler deutlich nachgelassen, zum anderen hat sich der zuvor schon recht trübe Ausblick auf die kommenden Monate zum Herbst hin nochmals verfinstert. So berichten derzeit nur noch 13 Prozent der Grossisten von gut laufenden Geschäften. 31 Prozent der Betriebe bewerten ihre Situation als befriedigend, 56 Prozent klagen hingegen über schlechte Geschäfte. Ursächlich für das Stimmungstief ist das zögerliche Bestellverhalten der Großhandelskunden, von dem weite Teile der Branche betroffen sind. So leidet der produktionsbezogene Großhandel unter der Schwäche der Industriekonjunktur, den konsumnahen Großhandel trifft dagegen die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher. In der Folge sind die Umsätze und Erträge der Branche unter Druck geraten. Aussicht auf Besserung scheint vorerst nicht in Sicht, wie die Vorausschau auf die Geschäfte in den nächsten Monaten zeigt. So bewerten zwei Drittel der Großhändler ihre Geschäftsaussichten als schlecht. Ein Drittel geht wenigstens von einem gleichbleibenden Verlauf aus. Bessere Geschäfte erwartet dagegen kein einziges der befragten Großhandelsunternehmen.
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Dienstleistungen

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Die Dienstleister befinden sich weiter an der Spitze des Konjunkturzuges und stehen noch etwas besser da als im Vorquartal. So fallen die Rückmeldungen der Branche zur geschäftlichen Lage aktuell besser aus als noch im Sommer. Momentan bewerten 26 Prozent der Dienstleister ihre Geschäftslage als gut. 61 Prozent sehen sie als befriedigend an, 13 Prozent hadern hingegen mit ihrer Situation. Zurückhaltung prägt das Feedback der Dienstleister im Hinblick auf ihre Umsätze, Erträge und Auftragseingänge. Auch die Geschäftsaussichten sind besser als im Vorquartal. Allerdings überwiegt wie bei der Vorumfrage auch im Herbst die Skepsis und der Saldo bleibt im Minusbereich. 25 Prozent der Dienstleistungsbetriebe rechnen mit einer geschäftlichen Eintrübung. Gleichbleibende Geschäfte erwarten zwei Drittel und nur 8 Prozent glauben an eine geschäftliche Aufhellung. Und so überwiegt sowohl bei der Investitionsneigung der Branche als auch bei den Beschäftigungsplanungen die Skepsis. Die Einschätzung ist aber nicht mehr so negativ wie noch im Sommer.
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