Lichtblick: neue EU-Start-up-Strategie

Von synthetischen Herzklappen, Flugtaxis, Softwarelösungen, krebsbekämpfenden mRNA-Impfstoffen bis hin zu Weltraumraketen: Die innovative Spannweite deutscher Startups ist enorm und erschließt im Eiltempo neue Markt- und Wachstumspotenziale. Unsere IHKLW setzt sich dafür ein, dass Innovationspotenzial solcher Jungunternehmen im EU-Binnenmarkt gezielt zu stärken. Unsere IHKLW begrüßt deshalb das neue Maßnahmenpaket der EU-Kommission, die so genannte „Startup and Scaleup Strategy“. Mit Bürokratieabbau, neuen Finanzierungsinstrumenten und Talentförderung will die EU Innovatoren, Gründer und Investoren unterstützen. Auch für die Betriebe in der Region Nordostniedersachsen eröffnen sich nach Einschätzung der IHKLW damit neue Chancen.
Investitionen in neue Ideen stärken
Der privat verwaltete „Scaleup Europe“-Fonds soll künftig private Ko-Investitionen im Deep-Tech-Bereich – also z. B. Künstliche Intelligenz, Robotik bzw. Bio- oder Quantentechnologien – bündeln und Wachstumsfirmen mit Großfinanzierungsrunden unterstützen. Zudem will die EU-Kommission im Rahmen eines „Innovation Investment Pacts“ gemeinsam mit institutionellen Investoren, wie etwa Rentenversicherungen oder Investmentbanken, mehr Wagniskapital mobilisieren. Besonders für technologieorientierte Firmen relevant: Neue Bewertungssysteme sollen geistiges Eigentum als Sicherheit bei Finanzierungen anerkennen – ein möglicher Hebel für forschungsnahe Unternehmen, um leichter Zugang zu Wachstumskapital zu erhalten und innovationsorientierte Investitionen marktnäher abzusichern.
Innovationen schneller auf den Markt bringen
Im Rahmen eines „European Innovation Act“ sind europaweite „Regulatory Sandboxes“ vorgesehen. In diesen rechtlich abgesicherten Reallaboren können Unternehmen neue Geschäftsmodelle unter realen Bedingungen erproben, etwa in den Bereichen Gesundheit, Finanzen oder Umwelt. Darüber hinaus soll eine Reform des EU-Vergaberechts jungen Betrieben den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen erleichtern. Ergänzend fördert ein „European Corporate Network“ die Zusammenarbeit von Startups mit etablierten Firmen. Die „Lab-to-Unicorn-Initiative“ zielt darauf ab, den Wissenstransfer aus Hochschulen zu beschleunigen und die Vernetzung universitärer Innovationszentren zu verbessern.
Talente gewinnen, Zugriff auf Infrastruktur verbessern
Die EU-Kommission will zudem Startups dabei unterstützen, internationale Fachkräfte zu gewinnen – zum Beispiel durch vereinfachte Visa- und Blue-Card-Verfahren. Neben dieser „Blue Carpet Initiative“ sind außerdem steuerliche Anreize für Mitarbeiterbeteiligungen und neue Modelle für grenzüberschreitende Remote-Arbeit geplant. Der Zugang zu Technologieinfrastruktur soll über eine neue „Charter of Access“ verbessert werden: Startups sowie kleine und mittlere Unternehmen könnten auf diese Weise europaweit einfacher auf Innovationsdienstleistungen und -infrastruktur zugreifen. Angepasste Leitlinien sollen zudem dabei helfen, staatliche Förderinstrumente besser auszuschöpfen.
Innovationskultur für die gesamte Wirtschaft nutzen
Die EU Startup and Scaleup Strategy ist ein wichtiges Signal für mehr Gründungs- und Innovationsdynamik im europäischen Binnenmarkt: Denn ein starkes und wachstumsorientiertes Startup-Ökosystem stärkt auch den Wirtschaftsstandort Deutschland. Viele der vorgesehenen Maßnahmen versprechen spürbare Erleichterungen für junge Unternehmen – vorausgesetzt, sie werden praxistauglich ausgestaltet. Maßgeblich für deren Erfolg wird sein, dass die neuen Spielräume nicht nur einzelnen Unternehmen vorbehalten bleiben. Vielmehr gilt es, effektive Ansätze für alle Betriebe verfügbar zu machen. Nur so können die positiven Impulse in der Breite der Wirtschaft wirken und möglichst viele Unternehmen von innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen profitieren.
Mitmachen ist gefragt
Die IHKLW setzt sich für mehr Gründungsdynamik ein, unterstützt Startups durch Beratung und fordert einen spürbaren Bürokratieabbau - nicht nur für Startups, sondern für alle Unternehmen. Es gibt noch viel zu tun. Alle können mitmachen und aufzeigen, wo Bürokratie abgebaut werden kann. Beispiele für überbordende Bürokratie und entsprechenden Reformbedarf sammelt die IHKLW mit ihrem Bürokratiebuzzer.