Analyse und Rating

Was ist ein Rating ist und wie läuft es ab? 

Ein Rating ist eine professionelle Stärken-Schwächen-Analyse für einen Betrieb. Das englische Verb “to rate” bedeutet bewerten bzw. abschätzen. Im englischen Sprachgebrauch kann ein Rating auch nur die Beurteilung einer Dienstleistung, einer Immobilie oder eines Wertpapiers bezeichnen. Rating bedeutet in der Regel immer “Credit Rating”: Beurteilt werden also Kreditrisiken. Ratings in diesem Sinne geben Auskunft über die Fähigkeit eines Schuldners, finanzielle Verpflichtungen vollständig und fristgerecht erfüllen zu können. Banken (bankeninternes Rating) oder Ratingagenturen (externes Rating) leiten Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt von Leistungs- und Zahlungsstörungen während der Kreditlaufzeit ab. Sie untersuchen Chancen und Risiken, die Unternehmenskrisen entstehen oder gar nicht erst entwickeln lassen.  
In ein Rating fließt die Datenlage und die Erfahrung des Analysten ein: Kenntnisse über statistische Beziehungen zwischen bestimmten Betriebskennzahlen oder -merkmalen und der Insolvenzwahrscheinlichkeit, Marktstudien, Managementstudien und persönliche Einschätzungen. Unterschieden werden sogenannte „harte“ (zahlenbasierte) Faktoren und „weiche“ (qualitative) Faktoren, die mit der Art der Unternehmensführung und der Qualifikation der agierenden Personen zu tun haben. Ein Analyst wirft einen Blick auf folgende Bereiche: 
1. Management/Führung 
  • Qualität der Geschäftsführung / des Managements 
  • Qualität des Rechnungswesens / Controllings 
2. Markt/Branche 
  • Branchen- / Marktentwicklung 
  • Größe und Potenzial des Absatzgebietes 
  • Konjunkturabhängigkeit 
  • Abnehmer- / Lieferantenstreuung 
  • Export- / Importrisiken 
  • Konkurrenzintensität / -struktur 
  • Produkt / Sortiment 
  • Leistungsstandard 
3. Kundenbeziehung 
  • Kontoführung 
  • Kundentransparenz und Informationsverhalten 
4. Wirtschaftliche Verhältnisse 
  • Beurteilung der letzten Jahresabschlüsse 
  • Gesamte Vermögensverhältnisse (Unternehmen + Inhaber) 
5. Weitere Unternehmensentwicklung 
  • Unternehmensentwicklung seit dem letzten Jahresabschluss 
  • Unternehmensplanung 
  • Ertragsplanung und künftige Kapitaldienstfähigkeit 
  • besondere Unternehmensrisiken (z.B. ungelöste Unternehmensnachfolge, hohe Kundenausfallwahrscheinlichkeit, etc.) 
Kreditinstitute differenzieren in ihren Rating-Verfahren in der Regel nicht nur zwischen harten und weichen Faktoren. Sie berücksichtigen bei kleineren Unternehmen zum Beispiel die Kontoführung und bei großen Unternehmen die Bilanzen. Außerdem werfen sie auch einen Blick auf sogenannte Warnsignale – zum Beispiel:   
  • negative Branchenprognose 
  • negative Creditreform-Auskunft 
  • Kreditkündigung bei einer anderen Bank 
  • lange unvereinbarte Überziehungen 
  • Rücklastschriften 
  • Scheckrückgaben 
  • keine geregelte Nachfolge trotz höheren Alters des Inhabers. 
Wir empfehlen: Führen Sie gegebenenfalls ein Rating-Gespräch mit Ihrer Hausbank, um Aufschluss über die Art des Ratings und das Rating-Ergebnis zu erhalten. Die Kreditinstitute legen die Details der jeweiligen Rating-Verfahren in der Regel nicht offen. Die Gewichtungen und auch die geprüften Merkmale können und werden sich im Zeitverlauf ändern, da die Aussagekraft der Ratings ständig mit der Realität abgeglichen werden müssen. 

Wo lassen sich Informationen über die Bonitätsanalyse der Bundesbank finden? 

Die Deutsche Bundesbank bietet interessierten Unternehmen eine Bonitätsanalyse an. Auf Basis mehrerer Jahresabschlüsse bildet die Bundesbank aussagekräftige Kennzahlen zu Rentabilität, Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Kapitalstruktur – und vergleicht diese Zahlen mit denen von Unternehmen derselben Branche. Anschließend vergibt die Bundesbank eine Rangstufe auf einer Skala von 1 bis 8. Das Testat „notenbankfähig“ erhalten Unternehmen mit einer Rangstufe von 1 bis 4-. 
Ihre Vorteile: 
  • Ihr Unternehmen kann sich über die eigene Stellung im Wettbewerbsumfeld informieren, weil in die Analyse Vergleichswerte von Unternehmen derselben Branche einbezogen werden. 
  • Individuelle Stärken und Schwächen werden im Vergleich zu den Wettbewerbern deutlich. 
  • Ihr Unternehmen kann Veränderungen über drei Jahre verfolgen. 
  • Gegebenenfalls erhalten Sie das Testat „notenbankfähig“. Damit werden Sie für Ihre Hausbank und für neue Banken ein noch interessanterer Geschäftspartner, da Sie nachweislich über eine gute Bonität verfügen und die Kreditinstitute Ihre Forderung als Sicherheit einsetzen können. Damit verbessert sich Ihre Verhandlungsposition. 
Die Bundesbank gewährt inländischen Kreditinstituten Darlehen, für die die Institute als Sicherheiten auch Kreditforderungen an Unternehmen einsetzen können. Diese Unternehmen müssen allerdings „notenbankfähig“ sein, also eine hohe Bonität aufweisen. 
Für die Analyse sollten mindestens zwei Jahresabschlüsse vorliegen. Die Unternehmensgröße spielt keine Rolle.  
Interessieren Sie sich für eine Bonitätsanalyse? Wenden Sie sich am besten direkt an das Referat „Bonitätsanalyse und Wertpapiere“ der Deutschen Bundesbank

Worauf ist bei der Unternehmer-Bank-Beziehung zu achten? 

Pflegen Sie den Kontakt zu Ihrer Hausbank. Für die Kreditinstitute ist eine vertrauensvolle über Jahre gewachsene Zusammenarbeit ein wichtiges Entscheidungskriterium, wenn es um Kreditvergabe und Konditionen geht. Deshalb: Behandeln Sie Ihre Bank wie einen Ihrer wichtigsten Geschäftskunden.  
Die Hausbank erwartet, dass Sie Informationen über Ihre Geschäftstätigkeit - von sich aus - regelmäßig weitergeben. Dazu gehören mindestens die Jahresabschlüsse, noch besser sind Mitteilungen zu Quartalsentwicklungen. Auch Planzahlen aus dem Controlling mit aussagekräftigen Soll-Ist-Vergleichen sind gern gesehen. Wichtig: Reichen Sie Unterlagen zeitnah ein und lassen Sie sich nicht erst von der Bank dazu auffordern. Dies gilt insbesondere dann, wenn es in der Geschäftstätigkeit zu unvorhergesehenen Problemen kommt und zum Beispiel der Kontokorrentrahmen überzogen werden muss. Selbst wenn Sie der Hausbank mal keine guten Nachrichten übermitteln können, sollten Sie jede Kontaktaufnahme dazu nutzen, Unternehmergeist zu beweisen und eigene Lösungs- und Strategiekonzepte zu präsentieren. 
Arbeiten Sie im Idealfall mit mehreren Banken zusammen. Dadurch senken Sie die Abhängigkeit von einem Kreditinstitut. Besonders dann, wenn die Geschäfte gerade gut laufen, bietet es sich für Sie an, weitere Banken mit ins Boot zu holen.  
Grundsätzlich lassen sich drei Teilbereiche unterscheiden, die eine Kreditvergabe determinieren und die Höhe der zu zahlenden Zinsen bestimmen: 
  • das Ratingergebnis 
  • die einzubringenden Sicherheiten 
  • Geschäftspolitik der Banken und deren Darlehensstruktur 

Wie bereitet man sich auf ein Bankgespräch vor?

Bereiten Sie Bankgespräche gut vor – und bemühen Sie sich um vollständige Unterlagen. Um ein Darlehen beantragen zu können, ist ein Businessplan (mit Jahresabschlüssen der letzten drei Jahre und einer aktuellen betriebswirtschaftlichen Auswertung) in der Regel Pflicht. Generell gilt: Je größer der Bedarf an finanziellen Mitteln und/oder je höher das Risiko für die Bank ist, desto präziser und umfangreicher müssen die Unterlagen sein.  
Beratung und Bewilligung sind in der Bankenorganisation grundsätzlich getrennt. Das heißt: In der Regel gibt ein Berater sein Votum mit seiner Einschätzung an die Fachabteilung weiter, die dann über den Antrag entscheidet. Achten Sie also darauf, dass in Ihren Unterlagen alle entscheidungsrelevanten Punkte ausführlich und verständlich dargestellt sind. Richten Sie Ihren Fokus auf das Wesentliche – und verwässern Sie nicht die Kernaussagen.  
Wichtig sind: 
  1. inhaltliche Richtigkeit
  2. Vollständigkeit
  3. ansprechende Darstellung
  4. präzise, verständliche Formulierungen 
  5. Übersichtlichkeit und logische Strukturierung 
Informieren Sie sich vorab über die öffentlichen Fördermittel, die für Sie in Frage kommen, und bringen Sie sie selbst ins Gespräch ein. 
IHK-Beraterin Sonja Bausch hilft Ihnen gern dabei, Tel. 04131 742-190, sonja.bausch@ihklw.de. Von der Orientierungsberatung bis zum Expertengespräch: Nutzen Sie gern unsere Finanzierungs-Beratungsangebote.
Führen Sie einen Rating-Selbstcheck oder eine Rating-Beratung durch.  
Gehen Sie nie spontan zur Bank, sondern vereinbaren Sie immer einen Termin. Nur mit einem Termin können Sie sicher sein, dass der Berater wirklich Zeit für Sie hat und Ihnen die notwendige Aufmerksamkeit entgegenbringt. Fragen Sie bei der Terminvereinbarung nach, ob neben dem Businessplan weitere Unterlagen nötig sind – zum Beispiel Handelsregistereintragungen oder ein Gesellschaftsvertrag. 
Selbst wenn Sie den Businessplan nicht selbst geschrieben haben, sollten Sie die genauen Inhalte und Zusammenhänge kennen. Außerdem sollten Sie sich bereits im Vorfeld des Gesprächs über die Konditionen Ihrer Hausbank und anderer Kreditinstitute informieren. Nutzen Sie externe Informationsquellen. Oder kommen Sie gern mit unseren IHK-Berater*innen ins Gespräch: Wir sprechen mit Ihnen über Ihr Vorhaben und werfen gemeinsam einen Blick auf wesentliche Faktoren.  
Führen Sie das Gespräch selbst. Sie können einen externen Berater mitnehmen, aber die größten Redeanteile sollten bei Ihnen liegen. Denn nur Sie selbst können den Banker von Ihrem Anliegen überzeugen – mit einem seriösen Auftreten, mit einer klaren Ausdrucksweise, mit Offenheit und Zielstrebigkeit.  
Vereinbaren Sie am Schluss des Gesprächs ein konkretes Datum, zu dem die Bank Ihnen das Ergebnis mitgeteilt haben will. In jedem Fall sollten Sie nach der Entscheidung ein erneutes Gespräch mit der Bank einfordern, um die Ergebnisse der Bewertung zu besprechen. Nur so lernen Sie die Denkweise und die Entscheidungskriterien Ihrer Bank genauer kennen.  

Möchten Sie einen Kredit aufnehmen und Informationen zu den banküblichen Sicherheiten bekommen? 

Sicherheiten dienen der Bank bei Kreditausfall als eine Art Versicherung für offenstehende Rückzahlungsbeträge. Wenn Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht erfüllt werden, kann die Bank die ihr übereigneten Gegenstände und Rechte verwerten. Grundlage dafür ist in der Regel ein Vertrag, durch den Teile Ihres Vermögens bzw. bestimmte Rechte daran auf die Bank oder Sparkasse übertragen werden. 
Bonität und eingebrachte Sicherheiten entscheiden darüber, ob ein Kreditinstitut einen Kredit gewährt und welche Zinsen zu zahlen sind.  
Die Bandbreite der banküblichen Sicherheiten reicht von der persönlichen Haftung bis hin zur Übereignung von eindeutig bewertbaren Mobilien (bewegliche Sachen) oder Immobilien an das Kreditinstitut. Aus Sicht der Bank ist jeweils nicht der faktische, gegenwärtige Wert der Sicherheit relevant, sondern der zukünftig realisierbare Verkaufserlös im „Falle eines Falles“.  
 
Die Banken unterscheiden also in Abhängigkeit von der Wertbeständigkeit und der Verwertbarkeit zwischen guten, akzeptablen und „Not“-Sicherheiten. 
Gute Sicherheiten 
  • Grundschulden 
  • Hypotheken (Belastung von Immobilien) 
  • selbstschuldnerische Bürgschaften bei guter Bonität des Bürgen 
  • sonstige private Ausfallbürgschaften bei guter Bonität des Bürgen 
  • Lebensversicherungen (Kapitallebensversicherungen mit hohen Rückkaufswerten) 
  • Bausparverträge 
  • Festgelder 
  • Sparguthaben 
  • Sparbriefe 
  • festverzinsliche Wertpapiere 
  • Aktien 
Akzeptable Kreditsicherheiten 
  • die Sicherungsübereignung von marktgängigen Maschinen und Fahrzeugen 
„Not“-Sicherheiten 
  • Geräte und Einrichtungen 
  • Warenlager 
  • Forderungsabtretungen (Einzel-, Mantel- oder Globalabtretungen) 

Welche Sicherheiten verlangt eine Bank, wenn man einen Kredit haben möchte? 

Bei einer Bürgschaft verpflichtet sich ein Bürge, im Falle eines Kreditausfalls gegenüber der Bank anstelle des Kreditnehmers für den Schaden aufzukommen. Die sogenannte selbstschuldnerische Bürgschaft führt zur gleichrangigen Inanspruchnahme des Bürgen neben dem Schuldner; die Ausfallbürgschaft begründet eine nachrangige Inanspruchnahme des Bürgen (d. h. der Schuldner muss zunächst bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit aufkommen). Bürgschaften werden von Kreditinstituten häufig dafür genutzt, beschränkte Haftungsverhältnisse zu erweitern. So werden z. B. Gesellschafter und Geschäftsführer einer GmbH zumeist für einen Kredit an die GmbH bürgen müssen. 
Bei einer Sicherungsübereignung bleibt der Unternehmer immer Besitzer der sicherheitsübereigneten Gegenstände und behält somit das Recht der betriebsüblichen Nutzung, Eigentümer wird jedoch das Kreditinstitut. Bei einer Forderungsabtretung bewertet die Bank oder Sparkasse die Forderungen, die der Kreditnehmer aus noch nicht bezahlten Rechnungen seiner Kunden hat. 
Seien Sie vorsichtig, wenn Ihnen ein Kredit auf der Grundlage guter Sicherheiten trotz insgesamt unbefriedigender Zahlenwerke gewährt wird! Bei einem schlechten Geschäftsverlauf kann Ihre Bank die Sicherheiten neu bewerten – und Sicherheitsnachforderungen stellen sowie den Kreditrahmen einengen.  
Sichern Sie möglichst jeden Kredit einzeln mit separaten Sicherheiten ab. Nur so werden diese Sicherheiten nach Rückzahlung des jeweiligen Kredits auch wieder frei. Sonst entscheidet die Bank, welche Sicherheit sie freigibt. 
Wenn Sie über eine gute Bonität verfügen, sollten Sie Ihre Sicherheiten durch die Bank regelmäßig überprüfen lassen. Im Falle einer Übersicherung, die gerade in der gegenwärtigen Konstellation schnell zustande kommen kann, haben Sie Anspruch auf die Freistellung von Sicherheiten, was sich auf Ihre Fremdfinanzierungsmöglichkeiten entsprechend positiv auswirkt. 
Mangelt es bei einem insgesamt aussichtsreichen Vorhaben an ausreichenden Sicherheiten, so lässt sich unter Umständen eine Bürgschaft der Niedersächsischen Bürgschaftsbank in Anspruch nehmen. Einige Kreditlinien der öffentlichen Förderbanken räumen auch die Möglichkeit einer partiellen Haftungsfreistellung ein. Dies gilt insbesondere für die ERP-Darlehen der KfW-Mittelstandsbank.

Wie bereitet man sich auf ein Kreditgespräch vor? 

Bevor eine Bank einen Kredit vergibt, prüft sie das Unternehmen auf Herz und Nieren. Im Gespräch werden ausführliche Fragen gestellt, auf die Sie vorbereitet sein sollten. Stellen Sie sich auf kritische Nachfragen ein: 
  • Wie entwickeln sich Markt und Branche? 
  • Ihr Unternehmen erwirtschaftet mehr als x Prozent des Umsatzes mit nur einem Kunden. Wie sichern Sie Ihr Unternehmen gegen das Risiko einer Abhängigkeit ab? 
  • Welchen Nutzen bieten Ihre Produkte? Warum sollte sich ein Kunde gerade für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung entscheiden? 
  • Wie steht es um Ihre Mitarbeiter? Gibt es eine hohe Fluktuation? Sind Altersstruktur und Qualifikation in Ordnung? 
  • Haben Sie für den Notfall vorgesorgt? Was passiert, wenn Sie über längere Zeit ausfallen? 
  • Gibt es Veränderungen in der Ertragslage? Warum gibt es Umsatzeinbrüche oder auffällig hohe Kosten? Wie erklären Sie Veränderungen in der Gewinnsituation, zum Beispiel Gewinneinbrüche oder Verluste? 
  • Welche Sicherheiten bieten Sie für die Absicherung des Kredits? 
Möglich sind auch ausführliche Fragen zur Vermögenslage, zum Beispiel bei langen Zahlfristen von Kunden oder Auffälligkeiten in der Kontoführung. Selbstständige sollten sich auch für Fragen zum Investitionsvorhaben und zur geplanten Finanzierung vorbereiten.