Ausbildungsbotschafter*innen erzählen
Mit dem Programm Ausbildungsbotschafter*innen bringt unsere IHKLW Ausbildungsbetriebe direkt in die Klassenzimmer. Auszubildende im zweiten oder dritten Lehrjahr stellen dort ihren Beruf und ihr Unternehmen vor – authentisch, praxisnah und auf Augenhöhe. Davon profitieren alle: Schüler*innen erhalten Einblicke aus erster Hand, Unternehmen präsentieren sich potenziellem Nachwuchs und Schulen stärken ihre Berufsorientierung.
Im IHKLW-Bezirk sind an 113 Schulen aktuell 179 Ausbildungsunternehmen mit 475 Ausbildungsbotschafter*innen im Einsatz. Unsere IHKLW koordiniert die Einsätze und bereitet die Azubis in einer zweitägigen Schulung gezielt auf ihre Aufgabe vor. Die Teilnahme ist für Unternehmen kostenfrei.
Unternehmen und Schulen, die bei den IHKLW-Ausbildungsbotschafter*innen dabei sein möchten, können sich an die IHKLW-Beraterinnen Ausbildungsmarketing wenden: Cornelia Bühler, cornelia.buehler@ihklw.de, Tel. 04131 742-181, oder Kirsten Deising, kirsten.deising@ihklw.de, Tel. 04131 742-132. Auch weitere Erfolgsbeispiele sind willkommen.
Wie begeistert man Jugendliche für eine Ausbildung? Vier ehemalige Ausbildungsbotschafter*innen zeigen, wie persönliche Geschichten und echte Einblicke Türen öffnen – für Schüler*innen und für Unternehmen.
Auch Umwege sind ok
Mit seinen 24 Jahren stellte Patrick Hotau unter den ersten Ausbildungsbotschafter* innen der IHKLW definitiv die Ausnahme dar, das weiß der 35-jährige Familienvater noch genau. „Nach Schule und Bundeswehr arbeitete ich zunächst als Fitnesstrainer, bevor ich mich für eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann entschied.“ Dass diese tatsächlich vor allem aufs Kaufmännische ausgerichtet ist, berichtete der Mitarbeiter des VFL Lüneburg damals auch den Zuhörenden an fünf verschiedenen Schulen. „Viele schienen erleichtert, dass da einer stand, der nicht den ganz geraden Weg gegangen war.“ Nach seiner Präsentation seien einige zu ihm gekommen, um unter vier Augen detailliertere Fragen zu stellen. „Mir war es grundsätzlich wichtig zu vermitteln, wie abwechslungsreich die Arbeit in einem Verein ist. Fitnessstudio, Kinderturnen, Behindertengruppen, Büroalltag – ich übe einen sehr sozialen Beruf aus“, sagt Hotau, der durch sein Ehrenamt früh gelernt habe, die Vorzüge des eigenen Jobs besser wahrzunehmen. Heute ist der 35-Jährige Geschäftsführer des SV Ilmenau in Melbeck. Er hofft, dass die Mitgliederzahl dort weiter steigt – damit auch in seinem Verein in nicht allzu ferner Zukunft ausgebildet werden kann.
Den Mut haben, neugierig zu sein
Als Ausbildungsbotschafterin der allerersten Stunde erinnert sich die heute 30-jährige Nele Dowerg an Besuche in fünf Schulen und daran, dass sie als Praxisbeispiel ein Patientenaufnahmegespräch gewählt hatte. Vor rund zehn Jahren habe es sie als angehende Kauffrau im Gesundheitswesen mit einem gewissen Stolz erfüllt, den eigenen Betrieb – das Städtische Klinikum Lüneburg – zu repräsentieren. Heute, als Personalcontrollerin an der Psychiatrischen Klinik Lüneburg (PKL), hat sie noch immer viel mit Menschen zu tun. Und sie ist überzeugt, dass nicht nur die Chancen, die ihr die PKL eröffnet hat, sondern schon die damals gewählte Zusatzaufgabe zu ihrer persönlichen Weiterentwicklung beigetragen hat. „Ich wollte lernen, freier zu sprechen, und bin ganz bestimmt selbstbewusster geworden“, sagt Nele Dowerg. Schon nach Abitur und Bundesfreiwilligendienst bei ihrem heutigen Arbeitgeber habe sie genau gewusst, welchen Weg sie einschlagen wollte. Weil das nicht die Regel ist, rät sie jungen Menschen, bei Beratungsveranstaltungen viele Fragen zu stellen. Natürlich auch zu den Karrierechancen, die sich nach der Ausbildung ergeben. Nele Dowerg hat später berufsbegleitend BWL an der Leuphana Universität studiert. „Für mich die perfekte Kombination, da ich sofort einen Praxisbezug und noch dazu ein festes Einkommen hatte.“
Bloß kein Frontalunterricht
IHK
Mit dem Reisekoffer in die Schule. Julian Lehmberg hat in seiner Zeit als Ausbildungsbotschafter an die zehn Lehranstalten besucht – nie ohne genanntes Requisit, in dem der angehende Werkzeugmechaniker Bauteile transportierte. „Mir war wichtig, den Schüler*innen etwas Konkretes in die Hand zu geben“, sagt er heute 33-Jährige, der noch immer bei G. A. Röders in Soltau, Spezialist für Druck- und Spritzguss, arbeitet. Dass Frontalunterricht selten geeignet ist, um Interesse zu wecken, sei ihm und zwei Azubi-Kollegen damals schnell klar gewesen. „Sogar historische Bauteile hatte ich dabei, um die Geschichte des Betriebs und technische Entwicklungen anschaulich erklären zu können.“ Wie bedeutsam Innovationen sind, zeigt sich an Lehmbergs aktuellem Arbeitsplatz: Die Kunststoffabteilung, die er leitet, ist in hohem Maße automatisiert. Nach der Ausbildung hat die Führungskraft, die mittlerweile auch das Umweltmanagement verantwortet, berufsbegleitend Produktionstechnik studiert. Was ihm persönlich die Zeit als Ausbildungsbotschafter gebracht habe? „Selbstvertrauen, eine bessere Kommunikationsfähigkeit und mehr Einblick ins Unternehmen.“ Ein Betrieb, in dem durch sein Vorbild längst auch einer seiner Brüder und mehrere Freunde tätig sind.
Ehrlich und authentisch
Lukas Ewald kennt die Vorurteile, die mit dem Beruf des Einzelhandelskaufmanns verbunden sind. Regale einräumen, sich mit anstrengenden Kund*innen auseinandersetzen. „Als Ausbildungsbotschafter war es mir wichtig, den Schüler*innen nicht nur zu erzählen, wie der Alltag wirklich aussieht – ohne etwas zu beschönigen –, sondern auch, dass die Aufstiegschancen enorm groß sind“, sagt der 28-Jährige. Sein eigener Werdegang ist ein gutes Beispiel: Nach der Ausbildung bei Obi in Winsen und einer Fortbildung zum Handelsfachwirt ist Lukas Ewald vor zwei Jahren zu Hornbach nach Lüneburg gewechselt. Mittlerweile ist er Bereichsleiter mit 18 Mitarbeitenden. „Ich habe schon als Siebzehnjähriger zu den Jugendlichen gesagt: ,Leute, ihr könnt Euch später schulisch weiterbilden, einen Handelsfach- oder den Betriebswirt machen, auch ohne der Beste in Mathe gewesen zu sein.‘“ Dass der Einzelhandel etwas für ihn selbst sein könnte, habe er nach zwei Praktika und einer einjährigen Hospitanz entschieden. „Ich habe als Ausbildungsbotschafter mein Berufsbild sehr gut verkörpert, weil ich als Azubi früh gemerkt habe: Hier werde ich gesehen, und man schätzt meine Arbeit.“ Erfolgsbeweis: Zwei oder drei Schüler haben später ein Praktikum in seinem Betrieb gemacht.
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