24.04.2024

Gründungsleitfaden

1. Selbständigkeit: Ja oder nein?

Bevor Sie den Schritt in die Selbständigkeit wagen, sollten Sie sich über Ihre Ziele im Klaren sein. Wollen Sie Unternehmerin oder Unternehmer sein? Wenn ja, bringen Sie die wesentlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten dazu mit? Aus gewerberechtlicher Sicht ist – von einigen Ausnahmen abgesehen – zur Gründung eines Unternehmens keine bestimmte Qualifikation oder Fachkenntnis vorgeschrieben. Allerdings gibt es einige Wirtschaftszweige, für die eine Sach- der Fachkunde notwendig sind.
Auch wenn keine besonderen Kenntnisse verlangt werden, sollten Sie sich die Frage stellen, ob die Selbständigkeit der richtige Weg ist. Versuchen Sie sich ein Bild über den Alltag eines Unternehmers zu machen und was es bedeutet selbständig zu sein. Wie sieht zudem Ihre Familiensituation aus? Steht Ihre Familie hinter Ihrer Entscheidung und können Sie mit deren Unterstützung rechnen? Nutzen Sie Gründertests um herauszufinden, ob Sie persönlich, fachlich und unternehmerisch für eine berufliche Selbständigkeit geeignet sind.
Es gibt verschiedene Wege in die Selbständigkeit. Finden Sie heraus, ob für Sie eine Neugründung, die Selbständigkeit im Rahmen des Franchising oder die Übernahme eines bestehenden Betriebs bzw. eine tätige Beteiligung an einem Unternehmen in Frage kommt.
Klären Sie für sich, ob Sie Ihre Selbständigkeit im Haupt- oder (zunächst) im Nebenerwerb starten möchten.

2. Idee entwickeln

Sind Sie weiterhin entschlossen, ein Unternehmen zu gründen? Dann geht es im nächsten Schritt darum, Ihre Geschäftsidee herauszuarbeiten und zu prüfen, ob diese funktioniert. Eine gute Möglichkeit an Ihrer Geschäftsidee zu arbeiten bietet ein Business Model Canvas. Nutzen Sie dazu die Unternehmenswerkstatt Baden-Württemberg und die interaktive Vorlage, um Ihre Idee zu Papier zu bringen. Nutzen Sie auch die Checkliste für kleine Vorhaben, ob ein Markt für Ihr Produkt / Ihre Dienstleistung vorhanden ist. 
 

3. Informationen und Beratung vor dem Start einholen 

Klären Sie vor dem Start, was genau Sie für Ihre Gründung benötigen. Informieren Sie sich gerne direkt bei der IHK zu verschiedenen gründungsrelevanten Aspekten. Weitere grundlegende Informationen erhalten Sie über die IHK- Homepage, in kostenfreien und in einer persönlichen Beratung durch einen IHK-Berater.
Bringen Sie insbesondere in Erfahrung, ob Sie, um Ihr Vorhaben umsetzten zu können, eine Erlaubnis oder eine Zulassung benötigen. Hier finden Sie dazu weiter umfassende Informationen.

4. Businessplan schreiben

Sie haben eine erfolgsversprechende Geschäftsidee entwickelt und sich bereits über die Voraussetzungen und relevanten Themen einer Selbständigkeit informiert? Dann gilt es im nächsten Schritt einen Plan zu erstellen, wie Sie Ihre Idee erfolgreich in die Tat umsetzen können.
Ein Businessplan ist ein schriftliches Konzept, dass die weitere Vorgehensweise bestimmt und Sie dazu bringt, alle wesentlichen Aspekte Ihrer Gründung sowie alle Chancen und Risiken zu überdenken. Er ist eine Art „Check-Liste“ für die Umsetzung Ihrer Geschäftsidee. Mit einem Businessplan legen Sie auch die Grundlagen für das spätere Controlling Ihres Unternehmenserfolgs. 
Auch wenn Sie Kredite und Fördermittel beantragen möchten, müssen Sie einen überzeugenden Businessplan vorlegen. Denn nur ein detailliertes und schlüssiges Konzept überzeugt potenzielle Geldgeber. 
Schreiben Sie den Businessplan selbst – denn Sie sind der Experte für Ihr Vorhaben. Nehmen Sie aber Hilfe entgegen, wenn Sie alleine nicht weiterkommen. Informieren Sie sich über geeignete Beratungsförderungen
Die IHK Heilbronn-Franken unterstützt Sie bei der Businessplanerstellung mit dem kostenfreien Online-Tool Unternehmenswerkstatt Baden-Württemberg. Erstellen Sie Ihren Businessplan Schritt für Schritt mit einem IHK-Experten an Ihrer Seite.
Der Businessplan sollte alle für die Unternehmensgründung wichtigen Fragen beantworten:
  • Welche Geschäftsidee haben Sie?
  • Welche Produkte/Dienstleistungen bieten Sie an?
  • Wer sind Ihre Kunden und Konkurrenten? Wie entwickelt sich die Branche?
  • Wie sieht Ihre Marketing-Strategie aus? Was genau bieten Sie an und zu welchem Preis? Wie vertreiben Sie Ihr Produkt/Ihre Dienstleistung? Mit welchen Werbemaßnahmen erreichen Sie Ihre Kunden?
  • Welche Rechtsform wählen Sie für Ihr Vorhaben? Wie sieht die Organisationsstruktur in Ihrem Unternehmen aus? Beschreiben Sie sich als Gründerperson bzw. das Gründerteam.
  • Welche Chancen und Risiken hat Ihr Vorhaben?
Zum Textteil des Businessplans gehört auch der Finanzteil mit folgenden Elementen:
  • Privater Finanzbedarf
  • Kapitalbedarf für den Start Ihres Vorhabens und die Anlaufphase in den ersten sechs bis neun Monaten
  • Finanzierungsplan
  • Umsatz- und Liquiditätsvorschau
  • Rentabilitätsvorschau

5. Gründungsfinanzierung sichern

Sie benötigen Kapital, um Ihr Gründungsvorhaben in die Tat umzusetzen? Es gibt verschiedene Wege eine Gründung zu finanzieren – informieren Sie sich frühzeitig über die passende Finanzierungsstrategie.
Existenzgründungen bzw. Betriebsübernahmen können durch Mittel aus verschiedenen öffentlichen Förderprogrammen finanziert werden. Um die richtige Finanzierung zu finden, bietet die IHK Heilbronn-Franken zusammen mit der Handwerkskammer Heilbronn-Franken Finanzierungssprechtage mit der L-Bank und Bürgschaftsbank an. Die IHK Heilbronn-Franken unterstützt auch bei der Auswahl der Förderprogramme.
Als Nutzer der Unternehmenswerkstatt Baden-Württemberg können Sie mit der Schnittstelle zum Finanzierungsportal der Bürgschaftsbanken Ihren Finanzierungsbedarf direkt, kostenlos und ohne Medienbruch aus dem eigenen Projekt in der Unternehmenswerkstatt direkt an die regionale Bürgschaftsbank übermitteln. Damit erleichtern die IHKs Ihnen den Weg zu einer Finanzierung Ihres Vorhabens.

6. Gründung: Gewerbeanmeldung und Co.

Um mit Ihrer selbständigen Tätigkeit starten zu können, müssen Sie diese beim Gewerbeamt am Ort des Unternehmenssitzes anmelden. Klären Sie vorab, ob in Ihrer Branche bestimmte Genehmigungspflichten einzuhalten sind (Vgl. 3.). Ob die Anmeldung beim Gewerbeamt ausreicht, oder ob vorher eine Anmeldung beim Handelsregister notwendig ist, hängt von der Wahl Ihrer Rechtsform ab.
Ein weiterer formaler Gründungsschritt für Gewerbetreibende und Freiberufler erfolgt innerhalb von vier Wochen nach Betriebseröffnung mit der Meldung beim Finanzamt über das online-Portal Elster.de. Dazu erhalten Sie den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Informieren Sie sich rechtzeitig zum Thema Steuern und Buchführung. Beratungen zu diesen Themen können Sie über einen Steuerberater erhalten.
Denken Sie auch rechtzeitig an das Thema Versicherungen. Haben Sie von Beginn an Ihre private Vorsorge im Blick. Zu den privaten Sozialversicherungen gehören für alle Gründerinnen und Gründer verpflichtend die Kranken- und Pflegeversicherung. Informieren Sie sich zu den weiteren persönlichen Versicherungen und klären Sie, welche betrieblichen Versicherungen Sie unbedingt bereits zu Beginn Ihrer Selbständigkeit abschließen sollten und welche Sie zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Als Gründerin und Gründer haben Sie die Pflicht sich bei der Berufsgenossenschaft (gesetzliche Unfallversicherung) zu melden. 

7. Nach der Gründung beraten und begleiten lassen

Nach der Unternehmensgründung kommen neue Aufgaben und Herausforderungen auf Sie zu. Sie müssen nicht nur die neuen beruflichen Herausforderungen bewältigen, sondern es gilt auch das Unternehmen am Markt zu etablieren und für die Nachhaltigkeit und Stabilität des Unternehmens zu sorgen. Lassen Sie sich durch die IHK zur Existenzfestigung und zum Unternehmenswachstum beraten. Auch wenn sich für Ihr Unternehmen eine Krisensituation abzeichnet oder die Krise bereits eingetreten ist, sollten Sie sich Hilfe holen. Auch zur Unternehmenssicherung bietet die IHK Beratungen an.