Checkliste zur Stärkung betrieblicher Resilienz

Wer im Ernstfall handlungsfähig bleiben will, muss vorbereitet sein. Krisen können durch Naturereignisse wie Stürme, Überschwemmungen oder Erdbeben ausgelöst werden, aber auch gezielt durch hybride Angriffe, etwa durch Cyberattacken oder Sabotage kritischer Infrastrukturen. Betriebliche Resilienz bedeutet, auf Störungen flexibel reagieren und den Betrieb so weit wie möglich aufrechterhalten zu können sowie gestärkt aus einer Krise hervorzugehen. Diese Checkliste der IHK gibt Impulse, wie Unternehmen ihre Widerstandsfähigkeit Schritt für Schritt stärken können – von einfachen organisatorischen Vorkehrungen bis zu technischen und personellen Redundanzen.
Hinweis: Resilienz ist bei jedem Unternehmen individuell zu definieren. Die Liste dient zur Orientierung und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

OPERATIVES KRISENMANAGEMENT ETABLIEREN

Bereits mit einfachen organisatorischen Maßnahmen lassen sich wesentliche Grundlagen für die Resilienz im Betrieb schaffen. Viele dieser ersten Schritte erfordern keine großen Investitionen, helfen im Ernstfall aber bei der Aufrechterhaltung zentraler Abläufe.

1. Eigenes Lagebild erstellen

  • Besteht für mein Unternehmen oder Teile der Lieferkette ein erhöhtes Risiko, etwa aufgrund sicherheitsrelevanter Tätigkeiten oder Zulieferfunktionen für kritische Anlagen?
  • Wie könnten sich unterschiedliche Krisen- oder Störungsszenarien auf das Unternehmen auswirken?
  • Werden externe Entwicklungen (z. B. geopolitische Entwicklungen, Wetterextreme) systematisch beobachtet?

2. Zuständigkeiten und Prozesse im Unternehmen festlegen

  • Ist ein/e Krisenverantwortliche/r oder ein Krisenstab benannt, bei der/dem im Ernstfall alle Informationen zusammenlaufen?
  • Gibt es eine Alarmierungs- und Entscheidungsstruktur?
  • Gibt es einen Krisenkommunikationsplan bzw. vorbereitete Kommunikationsstrategien für Medien, Kunden und Mitarbeitende?
  • Welche Prozesse sind für den Betrieb unerlässlich bzw. kritisch? Gibt es ein zentrales System/Tool zur Überwachung dieser Prozesse?
  • Existieren nachvollziehbare Notfallpläne für den Ausfall von Schlüsselpersonal oder wichtigen Anlagen?
  • Gibt es Notrufnummern, um Kolleginnen und Kollegen und wichtigste Kunden im Notfall zu erreichen? Wer ruft wen wann an?
  • Ist dokumentiert, welche Mitarbeitenden über besondere Fähigkeiten für den Notfall verfügen (z. B. Ersthelfer, Führerscheine, Sprachkenntnisse)?
  • Liegen Informationen vor, ob Mitarbeitende als Reservisten oder ehrenamtlich in Hilfsdiensten tätig sind und im Krisenfall kurzfristig ausfallen könnten?
  • Welche Unterlagen sollten in Papierform als Backup bereitliegen?

3. Übungen durchführen

  • Werden Notfallpläne regelmäßig getestet bzw. Krisensituationen geübt?
  • Gibt es ein Verfahren zur Auswertung und Verbesserung nach Übungen oder Vorfällen?
  • Wie wird der Betrieb nach einem Ausfall schrittweise wieder hochgefahren?
  • Stichwort Cyberangriff: wurden das Einspielen von Backups getestet?

4. Mit Sicherheitsakteuren vernetzen

  • Besteht ein funktionierender Kontakt zu lokalen Behörden, etwa zum LKA, Feuerwehr, THW, Wirtschaftsschutz oder IHK?
  • Weiß mein Unternehmen, an wen es sich im Notfall konkret wenden kann?
  • Sind die Ansprechpersonen für Krisenfälle in umliegenden Organisationen und Unternehmen bekannt? Könnte ein Austausch im Quartiersverbund nützlich sein, um Ressourcen zu teilen?

WEITERBILDEN UND REDUNDANZEN AUFBAUEN

Ob, wie und in welchem Umfang zusätzlich in Resilienz investiert wird, muss jedes Unternehmen auf Basis einer individuellen Risikoanalyse selbst entscheiden. Technische, bauliche oder personelle Lösungen können sinnvoll sein, sind aber in der Regel mit Kosten verbunden und erfordern eine strategische Abwägung.

1. Resiliente Mitarbeitende

  • Sind die Mitarbeitenden geschult, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen? :
    • Digitale Angriffe wie beispielsweise Phishing-Mails
    • verdächtige Personen auf dem Firmengelände
    • Auffälliges Verhalten von Kollegen, Zulieferern oder Kunden
  • Sind Hintergrundüberprüfungen für bestimmte Bereiche sinnvoll?

2. Cybersecurity und IT-Systeme

  • Besteht Handlungsbedarf bei der IT-Sicherheit?
  • Sind bei der Datensicherung oder der Kommunikation redundante Lösungen von mehreren Anbietern erforderlich?
  • Ist ein Recovery-Plan bei Cyber-Angriffen vorhanden?

3. Objektschutz

  • Ist die physische Sicherheit des Unternehmensgeländes von hoher Relevanz?
  • Sind Zugangskontrollen erforderlich?
  • Sind Investitionen in Zäune, Schlösser, Sicherheitspersonal und/oder Videoüberwachung sinnvoll?

4. Energie

  • Gibt es alternative Standorte oder eine Versorgung durch mehrere Energieanbieter?
  • Existieren eigene Stromerzeugungskapazitäten (z. B. PV-Anlage, Biogas)?
  • Ist Brennstoff (z. B. Öl, Holz, Gas) in ausreichender Menge vorrätig?
  • Liegt ein Notfallplan für Stromausfälle vor?

5. Lieferketten und Abhängigkeiten

  • Gibt es eine Risikoanalyse für kritische Zulieferer (Lieferantenbewertung)?
  • Sind Alternativlieferanten/Backup-Lieferanten bekannt und ggf. vertraglich vorbereitet?
  • Ist ein Mindestbestand für kritische Materialien vorhanden (Lagerhaltung)?

6. Liquidität

  • In Krisen kann es zu plötzlichen Kosten kommen: Reparaturen, Ersatzbeschaffungen, Einnahmeausfälle. Es lohnt sich finanzielle Reserven aufzubauen, denn viele Spezialisten nehmen ihre Arbeit erst nach einer Anzahlung auf.



Stand: 09.09.2025