International
Mexiko zwischen Wachstum und Zollrisiken – die Perspektive der deutschen Wirtschaft
Gesprächskreis Mittel- und Südamerika: Arbeitslunch „Mexiko: Zwischen Wachstum und Zollkrisen“ am 15. Mai
Botschafter Francisco Jose Quiroga Fernandez, Mexikanische Botschaft in Berlin und Johannes Hauser, Geschäftsführer der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer werden am 15. Mai zu Gast im Gesprächskreis Mittel- und Südamerika der IHK Hannover sein. Im Rahmen einer Paneldiskussion mit niedersächsischen Unternehmensvertretenden aus der Industrie werden sie über die Rolle Mexikos als Investitionsstandort und Handelspartner für deutsche Unternehmen diskutieren: Heute – insbesondere mit Blick auf die aktuelle Zollpolitik der USA. Und morgen – vor dem Hintergrund der Wirtschaftspolitik von Präsidentin Claudia Sheinbaum, der Modernisierung des Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union, dem Plan México sowie attraktiven Geschäftsfeldern.
Die Sitzung des Gesprächskreises Mittel- und Südamerika findet von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr im Rahmen eines Arbeitslunchs statt. Details zu Programm und Anmeldung finden sich auf der Event-Webseite: Gesprächskreis Mittel- und Südamerika . Informationen zu unserem Gesprächskreis finden Sie auf unserer Webseite
Mexiko – Hauptakteur im US-Handel und prominente Zielscheibe der US-Kritik
US Präsident Trump führt mit weiten Teilen der Welt einen Handelskrieg. Ausgerechnet Mexiko – wirtschaftlich abhängig von den USA wie kein anderes Land und favorisiertes Ziel der Attacken von US-Präsident Trump, verhandelt derzeit recht erfolgreich: Am sogenannten Liberation Day wurde Mexiko nicht – wie die meisten anderen Staaten auf der Welt – mit einem generellen Zollsatz von zehn Prozent belegt: Produkte, die mit dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen USMCA, dem Nachfolger von NAFTA, konform sind, können nach wie vor zollfrei, bzw. zu den bestehenden Abgaben und Gebühren in die USA exportiert werden. Das dürften gut und gerne etwa die Hälfte aller mexikanischen Exporte in die USA betreffen.
Mit diesem Sonderstatus könnte Mexiko gegenüber vielen anderen Standorten auf der Welt aktuell einen Wettbewerbsvorteil beim Export von Produkten in den USA haben. Meinen manche. Damit würde Mexiko für deutsche Unternehmen nach wie vor ein sehr interessanter Produktionsstandort bleiben. Das deutsche Unternehmen schon lange und gerne in den USA produzieren hat nämlich nicht unwesentlich mit den USA zu tun. Seit Gründung der ehemaligen Freihandelszone NAFTA im Jahr 1994 haben Unternehmen hier fein abgestimmte, grenzüberschreitende Wertschöpfungsketten aufgebaut und profitieren von diversen Vorteilen, die Mexiko ihnen durch die Verlagerung von Dienstleistungen oder Produktionsprozessen in die Nähe von großen Konsumentenmärkten bei gleichzeitig verringerter Abhängigkeit von Asien bietet. Damit sind unter anderem vergleichsweise günstige Produktions- und Logistikkosten, qualifizierte Arbeitskräfte, ein optimiertes Management der Lieferantenbeziehung verbunden.
„Dieser Wettbewerbsvorteil steht allerdings auf einem sehr wackligem Fundament und beträfe nur einen bestimmten Kreis an Unternehmen“, sagen andere. Nämlich die, die nachweisen können, dass die Wertschöpfung der Produkte, die aus Mexiko in die USA exportiert werden, zu mindestens 75 Prozent in Mexiko liegt. Wie groß diese Herausforderung ist, zeigten die Schlagzeilen rund um die großen Autobauer Anfang März. Volkswagen meistert die Hürde – die in Nordamerika hergestellten Autos der Kernmarke VW Pkw fallen unter die Regelungen des USMCA. BMW hingegen nimmt diese Hürde nicht – und muss zahlen: 25 Prozent – denselben Satz den niedersächsische Betriebe derzeit auch zahlen würden, wenn sie von hier aus in die USA exportieren.
Der USMCA-Vertrag wird allerdings im kommenden Jahr nachverhandelt. Das Ergebnis dieser Verhandlung ist absolut ungewiss. So wies selbst der mexikanische Wirtschaftsminister Macelo Ebrard darauf hin, dass „in einer neuen Handelsordnung, die auf Zöllen basiert, es für ein Freihandelsabkommen sehr schwer sei, zu überleben“. Und wir erinnern uns – Anfang Februar diesen Jahres kündigte US Präsident Trump auf Basis des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) in der Tat ursprünglich Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle mexikanischen Exporte in die USA an.
Was also jetzt? Führen Donald Trumps Zollkapriolen dazu, dass die in Mexiko ansässigen deutschen Betriebe ihren Wertschöpfungsanteil erhöhen? Oder entscheiden sich Unternehmen aufgrund der Ungewissheit nun doch für die USA, um diesen Markt zu bedienen? Das wäre zumindest die sichere Variante.
Plan México
Aber Mexiko hat natürlich auch mehr als USMCA. Den Plan México zum Beispiel. Die ambitionierte Initiative Präsidentin Claudia Sheinbaums, die Mexiko Platz 10 auf der Liste der größten Ökonomien weltweit bringen soll. Heute ist Mexiko übrigens auf Platz 12.
Der Plan soll die Produktion im und für das eigene Land stärken. Dies gilt insbesondere für Branchen, die von chinesischen Importen abhängig sind. Es ist eine unternehmensfreundliche Agenda, die die aktuelle Regierung postuliert. Eine, die Investitionen in das Land holen will, Bürokratie abbauen, 1,5 Millionen Arbeitsplätze schaffen und soziale Gerechtigkeit festigen will. Es geht um ein Portfolio von 277 Milliarden US-Dollar an in- und ausländischen Investitionen, verteilt auf 2000 konkrete Projekte. Diese decken Schlüsselsektoren wie die Textil-, Automobil-, Pharma-, Luft- und Raumfahrt-, Agrarindustrie und Elektromobilität ab. Interessant? Für viele deutsche Unternehmen ist es das sicherlich. Die mexikanische Regierung informiert unter Plan Méxcio und germany trade und invest (gtai) bietet eine Übersicht zu den Steuervergünstigungen des Plans.
Globalabkommen EU-Mexiko – Aufbruch in eine neues Kapitel
Das Globalabkommen zwischen der Europäischen Union und Mexiko ist noch etwas, was Mexiko im Angebot hat. Offiziell bekannt als „Economic Partnership, Political Coordination and Cooperation Agreement between the European Community and its Member States, of the one part, and the United Mexican States, of the other part” ist dieses nun modernisiert worden. Dabei geht es um die Realisierung neuer wirtschaftlicher Chancen. Im Bereich des Agrar- und Lebensmittelhandels zum Beispiel. Während für Industriewaren mit Ursprung in der Europäischen Union nämlich schon seit der letzten Modernisierung des Abkommens im Jahr 2007 keine Einfuhrzölle mehr erhoben werden, gab es für Waren des landwirtschaftlichen Bereichs mit Ursprung in der Europäischen Union oft noch gemischte Zölle. Die neue Version will hieran etwas ändern: Zölle auf wichtige EU-Exportprodukte wie Käse, Geflügel, Schweinefleisch, Nudeln, Äpfel, Konfitüren und Marmeladen sowie Schokolade und Wein sollen um bis zu 100 Prozent reduziert werden. Das ist aber noch längst nicht alles. Verkündet wurden auch neue Maßnahmen zur Förderung gemeinsamer Werte und progressiver Regeln für eine nachhaltige Entwicklung sowie Korruptionsbekämpfung im privaten und öffentlichen Sektor. Details: Neues Kapitel im Handel: EU und Mexiko modernisieren Abkommen, IHK Hannover“ (31.01.2025)
Mexiko – und es gibt noch mehr
Damit ist das Angebot Mexikos an die deutsche Wirtschaft längst nicht erschöpft. Mexiko ist einer der größten Lebensmittelproduzenten der Welt. Für den Bereich der Medizintechnik gilt das Land als wichtigster Markt in Lateinamerika. Das Start-up-Ökosystem ist für deutsche Unternehmen total interessant. Im Infrastrukturbereich bieten sich durch geplante länderübergreifende Transportrouten, die die Länder Lateinamerikas vernetzen sollen, große Chancen. Beim Klimaschutz werden Fortschritte gemacht: Vor allem private Entwickler von Solar- und Windparks rechnen mit Projekten. In Maschinen und Anlagen wird investiert. Und, und, und. Details bietet die Gtai auf ihrem Portal unter „Wirtschaft in Mexiko“.
Stand: 29.04.2025